Suchtprävention hat zum Ziel, über legale und illegale Substanzen sowie Verhaltenssüchte wie Medienabhängigkeit und Glücksspielsucht im Beratungssetting oder in Form von Seminaren und Workshops aufzuklären. Menschen sollen dazu angeregt werden, sich mit dem Konsum und den Folgen auseinanderzusetzten und diese zu reflektieren, um so eine Enttabuisierung der Thematiken zu schaffen. Der BFV möchte vor allem junge Menschen im Berliner Sport für den verantwortungsvollen Umgang mit legalen Drogen, den Medien und dem Glücksspiel sensibilisieren.

Fachstelle für Suchtprävention

Die Fachstelle für Suchtprävention Berlin ist langjähriger Partner des Berlin Fußball-Verbandes. Im Auftrag der Senatsgesundheitsverwaltung setzt sie sich seit 2005 dafür ein Suchtmittelkonsum und riskantes Verhalten zu reduzieren. Zudem entwickelt und koordiniert sie als zentrale Kompetenzstelle suchtpräventive Angebote in Berlin. 

Zentrale Aufgabe ist es, Ressourcen der Suchtprävention in Berlin zu bündeln, zu vernetzen und allen zugänglich zu machen. Es ist das Ziel den Konsum von Suchtmitteln sowie riskante Verhaltensweisen zu reduzieren, Suchtkarrieren zu stoppen und jungen Menschen ein "unabhängiges" Leben mit Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. 

Weitere Informationen sind hier zu finden: Fachstelle für Suchtprävention 

Der Kontakt zur Fachstelle für Suchtprävention (gerne auch anonym) ist über folgende Kanäle möglich:

Umgang mit Schmerzmitteln im Amateurfußball

Medikamente einnehmen, um Leistung zu ermöglichen oder auch zu steigern – dies ist in der Gesellschaft ein zunehmend verbreitetes und akzeptiertes Vorgehen. Schmerzmittel werden mit einer kritisch zu sehenden Selbstverständlichkeit sogar vorsorglich konsumiert, wie auch eine Befragung zum Schmerzmittelkonsum im Amateurfußball des Recherchezentrums Correctiv aufzeigt. Eine besondere Rolle kommt zunehmend den „nur“ apothekenpflichtigen, frei verkäuflichen Schmerzmitteln zu. 

Der Vereinssport ist ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche lernen, dass sportliche Betätigung sich positiv auf Befinden und körperliche Entwicklung auswirken. Wenn sie jedoch beobachten, dass die Bereitschaft zur Einnahme von Medikamenten quasi eine Bedingung ist, um ihr Hobby auf einem gehobenen Leistungsniveau auszuüben, werden unter Umständen früh Anreize zur gesundheitsschädlichen Nutzung des eigenen, noch in der Entwicklung befindlichen Körpers angebahnt. Sie lernen die eigenen körperlichen Grenzen nicht kennen, Schmerz als wertvolles Warnsignal des Körpers wird ausgeschaltet, die Verletzungsgefahr steigt – abgesehen von den mitunter erheblichen gesundheitlichen Folgen, z.B. in Form von Herzerkrankungen, Magen- und Nierenschäden sowie einer Übertragung des problematischen Medikamenten-Konsummusters auf andere Lebensbereiche. 

Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, braucht es frühestmöglich präventive Impulse hin zu einer verantwortungsvollen Haltung im Umgang mit Medikamenten und weiteren Suchtmitteln im Sport sowie einer Reflexion des Prinzips „Leistung um jeden Preis“. 

Gerade erwachsene Vereinsmitglieder und Leistungsträger:innen sind hier in der Verantwortung und sind Vorbild für Kinder und Jugendliche. Hierzu bietet der Berliner Fußball-Verband für Trainer:innen und Betreuer:innen den „Kinder- und Jugendführerschein“ an. Im Baustein „Suchtprävention im Verein“ wird von der Fachstelle für Suchtprävention Berlin neben weiteren legalen und illegalen Substanzen und riskanten Verhaltensweisen auch das Thema Schmerzmittel im Sport beleuchtet und Handlungsmöglichkeiten im Vereinsalltag thematisiert. 

Informative Links und Kontakte 

Informationen zur Medikamenteneinnahme oder zu Risiken anderer Substanzen erhalten Vereine in der Fachstelle für Suchtprävention Berlin. Wenn Sie die Präventionsarbeit im Verein starten oder intensivieren möchten, wenden Sie sich gerne an die Fachstelle unter folgendem Kontakt:
Fachstelle für Suchtprävention Berlin 

Betroffene von riskantem oder übermäßigem Medikamentenkonsum können sich an die Berliner Alkohol- und Medikamentenberatungsstellen wenden – Kontaktadressen findet man hier:
Regionale Sucht- und Drogenberatungsstellen in Berlin

Das „Infoblatt Medikamente“ der Fachstelle informiert zu Wirkungsweisen, Konsummotiven, Risikogruppen, Präventions-, Beratungs- und Hilfsangeboten: Informationsblatt Medikamente

Weitere Informationen erhält man auch bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

"Na klar - unabhängig bleiben!"

Als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe muss Suchtprävention in den Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, in Schulen und Universitäten, in Ausbildungsstätten und Betrieben, in Sportvereinen und in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens als verbindlicher Bestandteil von Konzepten und Rahmenvereinbarungen verankert sein.

Das Landesprogramm „Na klar – unabhängig bleiben!“, ein starkes Berliner Bündnis von engagierten Partnern, setzt sich für eine moderne, qualitätsorientierte Suchtprävention im Land Berlin ein. Sie wird von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie von allen 12 Berliner Bezirken, dem Projekt HaLT, der Polizei Berlin, der Landesstelle Berlin für Suchtfragen und der Fachstelle für Suchtprävention Berlin getragen und unterstützt vom Berliner Fußball-Verband sowie dem Handelsverband Berlin-Brandenburg.

Die erste Berlinweite Kampagne zur Prävention von Alkohol und illegalen Substanzen arbeitet seit 2009 erfolgreich im Netzwerk – mittlerweile widmet sie sich als Landesprogramm Settingansatz-orientiert und mit dem Schwerpunkt „Freizeitverhalten von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Hinblick auf Suchtmittelkonsum und riskante Verhaltensweisen“ gemeinsamen Präventionsaktivitäten und bündelt engagiert Aktivitäten unterschiedlicher Akteur:innen.

Alkohol, Fußball und Großevents

Stadionbesuche, Public-Viewing und gemeinsames Jubeln im Biergarten sind häufig Orte, an denen 
exzessiv Alkohol konsumiert wird. Bei solchen Events gehen Fußball und starker Alkoholkonsum oft Hand in Hand. Doch gehören Fußball und Alkohol wirklich untrennbar 
zusammen? Kann man Fußball auch ohne Alkoholkonsum genießen? Und wie viel Alkohol ist eigentlich gut, um 
wirklich „Mehr vom Spiel!“ zu haben?

Alkohol wirkt als Katalysator: Er verstärkt Emotionen in alle Richtungen und die Freude über das Tor des favorisierten Teams kann bei negativen Erlebnissen schnell in Aggression und Gewalt umschlagen. Die negativen Auswirkungen betreffen dabei diejenigen, die rauschhaft trinken und ebenso die Menschen im Umfeld.

Das Jugendschutzplakat erinnert übersichtlich an die wichtigsten Grundpfeiler des Jugendschutzes im Fußball.

Qualm- und alkoholfreie Sportplätze

Tabak, Nikotin, Alkohol und andere Drogen haben auf einem Sportplatz, vor allem bei Kinder- und Jugendspielen, nichts zu suchen. Daher hat der BFV die Kampagne „Qualm- und alkoholfreie Sportplätze“ ins Leben gerufen. Eltern, Trainer:innen, Betreuer:innen und Fans sollen Vorbilder sein, auch wenn es darum geht auf den Konsum von Rauschmitteln zu verzichten. 

Das Trinken von Alkohol kann zur Förderung einer aggressiven Stimmung beitragen und steht damit nicht für die Fairplay-Werte und die Anti-Gewalt-Arbeit, die der BFV vertritt und fördert. Außerdem soll verhindert werden, dass die Sportler:innen, vor allem aus dem Nachwuchsbereich, während ihrer Spiele dem Qualm von Zigaretten ausgesetzt sind, der unvermeidlich auf das Spielfeld zieht. 

Auch nach dem Ende der aktiven Kampagne sind Berlins Fußballvereine weiter dazu aufgerufen, sich mit eigenen Materialien und Aktionen für qualm- und alkoholfreie Sportplätze einzusetzen.

Glücksspielsucht

Hochgerechnet auf die Bevölkerung zeigen 429.000 Menschen ein mindestens problematisches Glücksspielverhalten.* Aktive Mitglieder aus Sportvereinen haben ein erhöhtes Risiko, eine Glücksspielproblematik zu entwickeln. Sportwetten zum Beispiel erweisen sich aufgrund ihrer Verknüpfung mit sportlichen Interessen als besonders reizvoll für Personen, die selbst Sport treiben oder glauben, viel über die Sportart zu wissen. 

Bei einer Befragung von knapp 300 Personen aus 21 Sportvereinen in Bremen und Kiel gaben 52 % der Vereinsmitglieder an, in den vergangenen zwölf Monaten Wetten auf Sportereignisse abgeschlossen zu haben während dies nur 3 % der Allgemeinbevölkerung taten.** Die Zahlen zeigen, dass Sportwetten aufgrund ihrer Verknüpfung mit sportlichen Interessen insbesondere für sportaffine junge Männer besonders reizvoll sind. Diese Glücksspielform geht jedoch auch mit einem großen Suchtpotenzial einher. Weiterhin ist die Verfügbarkeit in Berlin mit über 400 Wettvermittlungsstellen*** und zahlreichen Webseiten sehr hoch und stellt ein erhebliches Risiko dar, ein problematisches Glücksspielverhalten zu entwickeln.

Wie erkennt man Glücksspielsucht?

Man unterscheidet zwischen sozialem Spielen und riskantem Spielen. 

Das soziale Spielen findet meist in einem zeitlich begrenzten Rahmen im Freundes- oder Bekanntenkreis statt. Die Einsätze sind begrenzt und Vergnügen, Abwechslung und Unterhaltung stehen im Vordergrund. 

Beim riskanten Spielen steigen die Einsätze und die Frequenz. Bei Verlusten kann nicht mehr aufgehört werden und der nächste Gewinn soll die erlittenen Verluste ausgleichen, wodurch mehr Geld verspielt wird als beabsichtigt. Die Kontrolle über das eigene Spiel geht zunehmend verloren. Soziale und berufliche Verpflichtungen werden immer stärker vernachlässigt.****

Beim riskanten Spielen besteht Handlungsbedarf, um Glücksspielsucht zu verhindern.

Präventionszentrum für Verhaltenssüchte (PAD)

Das Präventionsprojekt Glücksspiel der pad gGmbH führte 2023 gemeinsam mit dem Landessportbund Berlin (LSB) eine Befragung unter Mitgliedern der Berliner Sportvereine durch, um mehr über die Gewohnheiten und Einstellungen zum Thema Sportwetten zu erfahren. Mit der Erhebung wollten die Akteur:innen ein genaueres Bild davon bekommen, welche Rolle das Thema Sportwetten in den Berliner Vereinen spielt. Insgesamt beteiligten sich 407 Vereinsmitglieder an der Befragung. Die Ergebnisse sind aufgrund der Fallzahl nicht repräsentativ und unterliegen einigen methodischen Limitationen. Dennoch weisen die Ergebnisse aus Berlin auf ein ähnliches Bild wie Ergebnisse anderer wissenschaftlicher Erhebungen hin.

Zu den Ergebnissen der Umfrage

Um diesem Thema aktiv zu begegnen, setzt der BFV aktuell gemeinsam mit engagierten Sportvereinen ein wegweisendes Pilotprojekt gegen Glücksspielsucht im Sport um. Das Projekt, initiiert und durchgeführt vom Präventionsprojekt Glücksspiel der pad gGmbH in Kooperation mit dem LSB und dem BFV, hat das Ziel, die Sensibilisierung für die Risiken von Sportwetten zu fördern und präventive Maßnahmen zu implementieren.

Quellen

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Banz, Markus (2019): Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland. Ergebnisse des Surveys 2019 und Trends. BZgA-Forschungsbericht. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Köln. 

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Zielke, Manfred; Meyer, Johanna.; Meyer, Gerhard.; Hayer, Tobias (2013): Verbreitung von Sportwetten und glücksspielbezogenem Suchtverhalten in Sportvereinen. Eine Pilotstudie. In: Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation 92 (S 01), S. 189–196. 

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Abgeordnetenhaus Berlin (Hg.) (2019b): (Sport-)Wettbüros: In welchen Kiezen gibt es zu viele Zockerbuden? Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Dr. Clara West (SPD) und Daniel Buchholz (SPD). Drucksache 18 / 18 464. Berlin. 

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Infoblatt_Glücksspiel Online vom 18.04.2019 (Fachstelle für Suchtprävention)