Wichtiger Erkenntnisaustausch auf dem Nachbetreuungslehrgang

Am 13.05. trafen sich 14 Nachwuchs-SR in aller Frühe zum Nachbetreuungslehrgang. Alle Teilnehmer:innen waren zum Zeitpunkt des Lehrgangs bereits seit mehreren Monaten aktiv als Schiedsrichter:innen auf den Berliner Sportplätzen, sowohl im Jugend- als auch Erwachsenenbereich und auf Groß- wie Kleinfeld unterwegs.

Die ersten Erfahrungen, positiver wie negativer Art, wurden also bereits gesammelt und nun sollte es während des Nachbetreuungslehrgangs darum gehen, Erfahrungen aufzuarbeiten und das ein oder andere theoretische Wissen in der Praxis anzuwenden und dessen Umsetzung zu üben. Dabei ging es weniger um das Anwenden der Regeln, sondern vielmehr um die "weichen" Faktoren des Miteinanders.

Gestartet wurde mit dem Thema der SR-Assistent:innen, da dieses im Grundlehrgang nur angeschnitten wurde. Schließlich sollen die Anfänger:innen erstmal Erfahrungen als Hauptschiedsrichter sammeln, bevor sie auch als Assistent:in an der Linie fungieren. Somit erarbeitete sich die Gruppe die Fahnenzeichen der Assistent:innen gemeinsam. Unter einigen Lachern wurden die Teilnehmer:innen durchaus kreativ, wie die Fahnenzeichen wohl lauten könnten. Am Ende einigten sich alle dann aber doch auf die In Regel 6 des DFB Regelwerks aufgezeigten und festgeschriebenen Fahnenzeichen der Assistent:innen. Im gleichen Zuge wurde auch angesprochen, wie eine Zusammenarbeit im Gespann aussehen kann und sollte. Zu dritt gibt es doch einiges abzusprechen, so dass ein Gespann gut gemeinsam funktioniert, denn der Job der "Winker:innen" ist doch ein wenig komplexer, wie die Teilnehmenr:innen feststellten, als anfangs angenommen.

Nach diesem kurzen, und einzigen, Teil zum Regelwerk, wendeten wir uns endgültig dem "Wie" zu. Als nächstes stand auf dem Programm das Thema "Umgang zwischen Trainer:in und Schiedsrichter:in" zu bearbeiten. Anhand eines Videos besprach die Gruppe wichtige "Ja, das sollte ich machen" und "Nein, das lasse ich lieber bleiben" für die Zeit vor, während und nach dem Spiel. Vieles erscheint offensichtlich und trotzdem ist es wichtig, auch die Basics und vermeintlichen Selbstverständlichkeiten bewusst zu machen und anzusprechen. Wer Vieles davon schon umsetzte erhielt Sicherheit in seinem Handeln und für die anderen war der Part ein guter Wegweiser und erster Schritt das eigene Verhalten zu reflektieren und in den nächsten Spielen ggf. anzupassen.

Nach dem Mittagessen ging es dann endlich in den praktischen Teil, also ab in die Fußballschuhe und in die Halle. Hier hatte das Referent:innenteam, sehr zur Freude der Teilnehmenden, im Sinne die Teilnehmer:innen Fußball spielen zu lassen. Dies durften die Teilnehmer:innen auch. Die Referent:innen überraschten die Teilnehmer:innen jedoch mit einigen Extraaufgaben. So gab es plötzlich pöbelnde und beleidigende Zuschauer:innen, mit denen der ständig wechselnde Schiedsrichter:in des laufenden Spiels, umgehen musste. Aber es blieb nicht bei den sich sehr nah an der Realität verhaltenden Zuschauer:innen. Hinzu kamen plötzlich auftretende Rudelbildungen, beleidigende und unsportliche Spieler:innen sowie Trainer:innen, die das Coachen ihrer Mannschaft sehr ernst nahmen und dem Schiedsrichter:innen außerhalb ihrer Coachingzone die eigene Meinung zur Leistung der Schiedsrichter:innen vermitteln wollten. Zwar hatten die Teilnehmer:innen auch ein wenig Spaß darin mal die "andere" Seite auszuprobieren, für den:die Schiedsrichter:in des laufenden Spiels bedeutete es jedoch jeweils eine Herausforderung mit den plötzlich auftretenden Situationen adäquat umzugehen. Und der:die Schiedsrichter:in war nicht der:die Einzige mit Pfeife in der Halle. Das Referent:innenteam unterbrach regelmäßig das Spiel, um gemeinsam mit der Gruppe die Spielszene und den Umgang und die Lösung der Szene des:der Schiedsrichter:in zu reflektieren und ggf. Verbesserungsmöglichkeiten aber auch Fallstricke und Hürden aufzuzeigen.

Nach knapp zwei Stunden in der Halle ging es ziemlich erschöpft wieder zurück in den Seminarraum, um die letzten wichtigen Themen anzusprechen: Was mache ich eigentlich, wenn ich selbst als Schiedsrichter:in angegriffen werde? Wie funktioniert ein Spielabbruch? Warum ist es so wichtig einen Sonderbericht zu schreiben? Sowie alle weiteren offenen Themen und Fragen der Teilnehmer:innen.

Nach diesem langen und intensiven Nachbetreuungstag verließen 14 erschöpfte Teilnehmer:innen mit sehr viel mehr Wissen als vorher die Sportschule und standen teilweise schon am nächsten Tag wieder auf den Plätzen, um ihr neu erworbenes Wissen in der Praxis anzuwenden. Alle waren sich einig, dass es hilfreich war, auch mal über das "Wie" des "Was" zu sprechen. Klar war aber auch, dass keiner ein hohes Interesse daran hat, sich all zu schnell wieder im Rahmen der Thematik "Gewalt auf den Sportplätzen" sprechen zu müssen!