Videoanalyse als Tool zur Weiterentwicklung: Kreis- statt Bundesliga in der Weiterbildung des AKII

Zur Weiterentwicklung der Breitenschiedsrichter bietet der Arbeitskreis II regelmäßig Zoom-Meetings zur Videoanalyse aus den Spielklassen unterhalb des Leistungsbereiches an. Hier können interessierte Schiedsrichter:innen gemeinsam Videoszenen auswerten.

In den regelmäßigen Treffen werden lehrreiche und manchmal auch kuriose Videoausschnitte aus kürzlich stattgefundenen Spielen unter der Leitung von einem der Teilnehmenden ausgewertet. Jede Szene wird unter den wesentlichen Aspekten (Regelanwendung, Außenwirksamkeit, Stellungspiel, Kommunikation, etc.) unter die Lupe genommen. Die Besprechung der Szenen ist nicht nur ein wertvolles Feedback für den Schiedsrichter selbst, sondern auch für die anderen Teilnehmenden, die aus der Diskussion um die Bewertung der Szenen viel lernen können.

Im letzten Meeting wurde das Bezirksligaspiel BSV 1897 gegen Anadoluspor unter der Leitung von Andreas Meyer besprochen, das der Meeting-Leiter Maximilian Vella im Februar aufgenommen und zusammengeschnitten hat. Dabei wurde klar, dass selbst in Szenen von ruhig ablaufenden Spielen wie diesem (4:0 Endstand und nur eine Verwarnung) lehrreiche Infos gezogen werden können, deren Besprechung und Diskussion alle Schiedsrichter:innen besser machen können.

Zwei Arten von Szenen standen dieses Mal im Fokus - man könnte sie klassische Knobelszenen nennen: War es nun wirklich ein Foul oder eine Schwalbe, als in Minute 25 die Nr. 6 des BSV vom Anadoluspor-Verteidiger nur ganz leicht touchiert wird, erstmal weiterrennt und dann doch noch zu Boden geht? Wenn es ein Foul war, hätte es dann nicht Rot geben müssen? Wie in der Lehrgemeinschaft gibt es bei solchen Szenen auch hier nach fünf Wiederholungen noch drei verschiedene Meinungen, aber die Diskussion ist mit Blick auf zukünftige Spiele viel fruchtbarer, denn Schiedsrichter im Breitenbereich pfeifen auf Kreis- oder Bezirksebene und nicht in der Champions League. Deshalb gilt es, sich gegenseitig bessere Tipps zu den vorliegenden Szenen geben, wie solche Szenen optimal gelöst werden können und auch im Gespräch mit dem Beobachter ausgewertet werden sollten.

Darüber hinaus gab es auch Szenen, die wahrscheinlich nur Fachexperten Freude brachten und dem durchschnittlichen Fußballpublikum nicht ins Auge springen würden: Wie kann die Akzeptanz auf dem Spielfeld anhand von Kleinigkeiten wie der Positionierung der Einwerferin oder einer kurzen, aber prägnanten Ansprache eines auffälligen Spielers erhöhen, und welche Dinge sollte man lieber vermeiden? Bei diesen Fragen, auf die man ebenfalls keine Antworten in Analysen von Bundesligaspielen und schon gar nicht im Regelheft findet, hilft es meiner Ansicht nach besonders, sie in der Gruppe zu besprechen und von den anderen zu lernen.

Dabei bieten die Meetings auch die Möglichkeit, offen über Fehler oder Schwächen in vergangenen Spielleitungen zu sprechen und wie man diese am besten abstellen kann.