FSJ & BFD: BFV warnt vor folgenschwerer Kürzung

66 junge Erwachsene waren im Projektzeitraum 2022/2023 als Freiwilligendienstleistende im Berliner Fußball tätig. Foto: AdobeStock/gorynvd.

Der Berliner Fußball-Verband kritisiert die drohende Kürzung der Bundesmittel für Freiwilligendienste und betont deren Wert für die Gesellschaft.

Etwa 80.000 Menschen sind im Rahmen der bundesweiten Freiwilligenprogramme tätig – ca. fünf Prozent davon, also etwa 4.000 Menschen, im Sport. In Berlin sind es 220 junge Erwachsene, die im vergangenen Jahr in einer Sportorganisation, einem Verein oder Verband, ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) absolviert haben. 30 Prozent davon (66 Personen) waren im Fußball tätig. Auch der Berliner Fußball-Verband beschäftigt jedes Jahr allein drei Freiwilligendienstleistende und koordiniert seit 2015 in Kooperation mit der Sportjugend im Landessportbund Berlin (LSB) das Projekt „FSJ im Berliner Fußballverein“, bei dem FSJler:innen in zwei Vereine in räumlicher Nähe entsendet werden. Pro Club werden 19,5 Wochenstunden abgeleistet und der BFV trägt 50 Prozent der Gesamtkosten, um einen Anreiz für seine Mitgliedsvereine zu schaffen mit der Beschäftigung von Freiwilligendienstleistenden zu beginnen.

Die Bundesregierung plant für den Haushalt 2024 allerdings eine Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste von insgesamt ca. 75 Mio. Euro pro Jahr (-23 Prozent). In den vergangenen Monaten formierten sich deutschlandweit Protestaktionen aus verschiedenen Bereichen der Zivilgesellschaft, um gegen die geplanten finanziellen Einschnitte zu demonstrieren. Um die Freiwilligendienste weiterhin oben auf der Agenda der Bundespolitik zu halten, wird es am Montag, den 6. November 2023 erneut einen Aktionstag unter dem Motto „Kürzt uns nicht weg!“ geben. Der Berliner Fußball-Verband teilt dieses Ansinnen und positioniert sich klar gegen die drohende Kürzung.

Weitere Informationen zum Aktionstag am 6. November sowie den für den 8. November geplanten Kundgebungen in Berlin sind hier zu finden: „Kürzt uns nicht weg!“

„Freiwilligendienstleistende tragen mit ihrem Einsatz in hohem Maße zur Vereins- und auch Verbandsentwicklung im Berliner Fußball und anderen Sportarten bei. Viele unserer Mitglieder sind auf dieses Engagement angewiesen, um Prozesse voranzutreiben, die im ehrenamtlichen Alltag sonst nicht zu bewältigen wären“, betont BFV-Präsident Bernd Schultz. „Gleichzeitig sammeln die jungen Erwachsenen wertvolle Erfahrungen für ihren weiteren Lebensweg. Eine Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligenprogramme wäre sowohl für die Dienstleistenden als auch für die beschäftigenden Organisationen folgenschwer – nicht nur im Sport, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft.“

Gegenseitiges Profitieren

Ein Berliner Amateurfußballverein, der sehr positive Erfahrungen mit der Beschäftigung von BFDler:innen bzw. FSJler:innen gesammelt hat, ist der VfB Einheit zu Pankow. In den vergangenen sechs Jahren absolvierte jeweils ein:e junge:r Erwachsene:r den Freiwilligendienst beim Club aus dem Norden der Hauptstadt.

„Es ist ein Modell, bei dem beide Seiten enorm profitieren“, erklärt Dirk Weißbach, 1. Vorsitzender des VfB Einheit zu Pankow. „Durch den Einsatz von Freiwilligendienstleistenden konnte unser Verein Engpässe im Trainer:innen- bzw. Betreuer:innenbereich auffangen. Zudem bringen die jungen Erwachsenen Know-How im digitalen Bereich mit, das im Vereinsehrenamt sonst eher selten ist. Unsere Website und unseren Social-Media-Auftritt konnten wir dadurch professioneller aufstellen. Auch in der Veranstaltungsorganisation profitiert der Club sehr von den innovativen Ideen.“

Dass die Zeit beim VfB Einheit zu Pankow auch bei den Freiwilligendienstleistenden nachhaltige Spuren hinterlässt, belegt die Tatsache, dass zwei der sechs auch nach Abschluss des Programms immer noch für den Verein ehrenamtlich tätig sind und auch aktiv für den Club spielen. „Wir versuchen den jungen Erwachsenen, die sich in unserem Verein engagieren, durch Freiräume und Gestaltungsmöglichkeiten wertvolle Erfahrungen zurückzugeben. Wir unterstützen sie zudem dabei, die nächsten Schritte im Anschluss an den Freiwilligendienst zu gehen. So ist es schon häufiger vorgekommen, dass wir bei der beruflichen Orientierung oder auch bei Bewerbungen geholfen haben“, sagt Weißbach.

Freiwilligendienst im Verband

Der Großteil der Freiwilligendienstleistenden im Berliner Sport absolviert das Programm bei einem Verein. Darüber hinaus bieten aber auch Sportverbände, darunter der BFV, BFD- bzw. FSJ-Stellen an. Der Berliner Fußball-Verband beschäftigt seit mehreren Jahren Freiwilligendienstleistende in unterschiedlichen Bereichen. So erhalten das BFV-Mädchenfußball-Projekt „Alle kicken mit!“, das BFV-Integrationsprojekt „FUSSBALL GRENZENLOS“ sowie die Sportschule Wannsee in den Bereichen Talentförderung und Qualifizierung regelmäßig Unterstützung durch BFDler:innen bzw. FSJler:innen. Diese erhalten nicht nur tiefe Einblicke in die Verbandsstrukturen, sondern können von Beginn an Verantwortung übernehmen und Prozesse mitgestalten.

 „Ich habe in diesem Jahr beim BFV so viele Dinge für´s Leben gelernt, die während der Schulzeit nicht vermittelt werden konnten“, berichtet Pia Ortner, die im Projektzeitraum 2022/2023 im Rahmen ihres Bundesfreiwilligendienstes für „FUSSBALL GRENZENLOS“ tätig war. „Es sind einfach andere Kompetenzen, die man sich in der täglichen Arbeit mit Menschen aneignet. Bei FUSSBALL GRENZENLOS geht es darum, Menschen mit Fluchterfahrung die Teilhabe am Berliner Fußball zu ermöglichen – das lässt einen über den Tellerrand hinausblicken und neue Perspektiven einnehmen.“