Energiekrise: Amateurfußball-Barometer gibt Aufschluss

Wie viel Energie sparen die Vereine ein? Das Amateurfußball-Barometer gibt Aufschluss. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel.

Laut dem Amateurfußball-Barometer setzen Vereine bereits selbstständig auf Sparmaßnahmen, appellieren aber auch an die Politik.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat zu starken Preissteigerungen bei Strom und Heizmaterialien geführt. Um die Mehrbelastung abfangen zu können, wünschen sich Deutschlands Amateurvereine Unterstützung durch die Politik, sehen sich beim Energiesparen jedoch auch selbst in der Verantwortung. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage im Amateurfußball-Barometer zeigen weitere interessante Aspekte auf. 

Alle Ergebnisse der Umfrage 

Berlin mit Sportstätten-Sonderrolle 

82 Prozent der deutschlandweit befragten Personen gaben an, dass sie sich angesichts der hohen Mehrkosten im Verein Unterstützung durch die Politik wünschten. 93,8 Prozent fordern bei der Umsetzung von energiesparenden Maßnahmen Unterstützung durch öffentliche Institutionen. In Berlin gibt es dabei keine nennenswerte Abweichung. 

Kurzfristige Finanzhilfen für Vereine und Kommunen hatte erst kürzlich auch Bernd Neuendorf als eines von drei zentralen Handlungsfelder der Politik ausgemacht. Im Bundeskanzleramt wird der DFB-Präsident mit Wolfgang Schmidt, dem Bundesminister für besondere Aufgaben, am 23. August darüber sprechen, wie sich Schließungen von Sportstätten vermeiden lassen und wie eine langfristige Investitionsoffensive für Sportstätten realisiert werden kann. Diese befinden sich laut der Befragten im Amateurfußball-Barometer zu 43,4 Prozent im Eigentum der Kommune und zu 27 Prozent im Eigentum des Vereins. 25,9 Prozent geben an, dass der Verein seine Sportstätte von der Kommune pachtet. Hierbei nimmt Berlin eine Sonderrolle ein, da in der Hauptstadt nahezu alle Sportanlagen dem Senat oder den Bezirken gehören: 81,3 Prozent der teilnehmenden Berliner:innen gaben daher an, dass ihre Sportstätte vollständig der Kommune gehört, nur bei vier Prozent der Befragten gehört die Anlage vollständig dem Verein. 

Energiesparende Maßnahmen bereits umgesetzt 

Wie groß ist die Sorge vor finanziellen Engpässen bei den Klubs in Deutschland? 56,4 Prozent der Umfrage-Teilnehmer:innen befürchten durch die gestiegenen Energiekosten eine finanzielle Gefährdung ihres Vereins, 43,6 Prozent verneinen dies. Die Umfrage im Amateurfußball-Barometer macht zudem deutlich, dass die Vereine ein hohes Maß an Eigenverantwortung auszeichnet. 93,5 Prozent unterstreichen ihre Bereitschaft, energiesparende Maßnahmen umzusetzen, 40,8 Prozent haben dies bereits getan. Während in Berlin die Bereitschaft zur Umsetzung leicht überdurchschnittlich ist (95,2 Prozent), haben jedoch lediglich 23,6 Prozent der Teilnehmenden angegeben, dass ihr Verein bereits Maßnahmen umgesetzt habe. 

Auch bei den bereits umgesetzten langfristigen Maßnahmen ergeben sich Unterschiede zum bundesweiten Durchschnitt: Als häufigste Maßnahme geben die Vereinsvertreter:innen deutschlandweit die Umrüstung auf eine LED-Lichttechnik an (68,2 Prozent, Berlin: 37,5 Prozent), gefolgt von der Wartung von Fenstern und Türen (31,2 Prozent, Berlin: 25,0 Prozent) und der Umrüstung auf regenerative Energieträger (25,5 Prozent, Berlin: 18,8 Prozent). Kurzfristige Umstellungen, die etwa die Hälfte der Vereine von Umfrage-Teilnehmenden durchgeführt haben, sind ein bedarfsgerechter Betrieb von Flutlichtanlagen (53,7 Prozent, Berlin: 58,8 Prozent), die Sensibilisierung der Mitglieder über Energieverbräuche und das Aufzeigen von Einsparpotentialen (46,5 Prozent, Berlin: 35,3 Prozent) sowie das Einstellen der Nutzung von verzichtbaren Elektrogeräten (46,4 Prozent, Berlin: 23,5 Prozent). In Berlin lag hingegen die bedarfsgerechte Nutzung von Elektrogeräten (Büroequipment, Licht, Küchengeräte usw.) mit 70,6 Prozent auffällig weit vorne (Durchschnitt: 42,6 Prozent), während die Hauptstadt etwa bei Warmwasser- und Heizungsmaßnahmen z.T. fast 25 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt lag, was wahrscheinlich auch auf die genannte Sonderrolle der Stadt Berlin beim Besitz der Sportstätten zurückzuführen ist. 

Mehrbelastung für Mitglieder vermeiden 

Bei der Bewältigung der erhöhten Energiekosten versuchen die Vereine finanzielle Mehrbelastungen für ihre Mitglieder zu vermeiden: Nur 26,7 Prozent der Befragten können sich eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge vorstellen, 15 Prozent denken über eine Sonderumlage für Mitglieder nach, 12 Prozent sehen die Möglichkeit, die Eintrittspreise für ihre Zuschauer:innen zu erhöhen.  Vielmehr begegnen die Vereine den Mehrkosten hingegen mit eigenen Maßnahmen für einen geringeren Verbrauch (71,6 Prozent). Berlin weist hierbei eine ähnliche Tendenz auf.