Im Herbst 2011 wurde ein Berliner Schiedsrichter durch eine körperliche Attacke eines Spielers derart schwer verletzt, dass er im Krankenhaus behandelt werden musste. In den Niederlanden verunglückte vor wenigen Wochen ein ehrenamtlicher Linienrichter tödlich, nachdem er von Spielern angegriffen wurde. Tragische Einzelfälle oder gibt es auch im Berliner Amateurfußball ein Gewaltproblem?
BFV-Präsident Bernd Schultz war zu Gast beim Rundfunk Berlin-Brandenburg und bezog Stellung zur aktuellen Situation auf Berlins Fußballplätzen. Laut seiner Aussage sind es immer wieder Einzeltäter, die in die Schlagzeilen geraten: "Der Vorfall mit dem Schiedsrichterkameraden Bothe und die Meldung aus den Niederlanden sind erschreckende Einzelfälle. So schlimm ist es in Berlin im Regelfall nicht", sagte Schultz beim rbb. "Wir nehmen aber jeden Einzelfall ernst und versuchen den Schiedsrichtern durch Schulungsmaßnahmen zu helfen und sanktionieren Täter hart", so Schulz weiter. Das ganze Interview mit Bernd Schultz gab es in der Mediathek des rbb zu sehen. Der Link ist allerdings aufgrund der Rechtslage der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht mehr verfügbar.
Aktuelle Statistik belegt Gewaltproblem nicht
Der Berliner Fußball-Verband erfasst regelmäßig die aktuellen Zahlen der Spielabbrüche. In der abgelaufenen Hinserie 2012/13 wurden insgesamt 27 Spiele im Berliner Amateurfußball abgebrochen. Zum Vergleich: rund 17.000 Spiele wurde in der Hinrunde durchgeführt. Somit verliefen 99,8 Prozent alle Spiele reibungslos. In der vergangenen Spielzeit 2011/12 waren es 96 Abbrüche, 2010/11 genau 59 Abbrüche. Pro Saison werden rund 34.000 Spiele durchgeführt. "Trotzdem werden wir unsere Maßnahmen fortführen, denn jeder Vorfall ist einer zu viel", so BFV-Präsident Bernd Schultz.
BFV engagiert sich seit Langem in der Gewaltprävention
Bereits vor den Vorfällen in Berlin und den Niederlanden war der BFV sehr aktiv in der Gewaltprävention. Bereits vor dem Herbst 2011 hat der BFV intensive Maßnahmen ergriffen, um alle Beteiligten, ob Schiedsrichter, Vereine, Trainer und Eltern zu einem fairem und tolerantem Verhalten auf dem Fußballplatz zu bringen. Die Schiedsrichter, insbesondere in den untereren Spielklassen, wurden darin geschult, Konfliktpotenziale zu erkennen und deeskalierend zu reagieren. Für die Vereine wurden Beratungen, Anti-Gewalt-Seminare und Regelkurse direkt in den Bezirken angeboten. Als weitere Maßnahmen überarbeitete der BFV Handlungsempfehlungen zum Rassismus, seinen Leitfaden zur Gewaltprävention und die Richtlinien für Ordnung und Sicherheit. Auch zahlreiche Veranstaltungen wie der BFV-Präventionstag, Vereine stark machen oder das Berliner Freunde Frühstück laden die BFV-Mitglieder zum Austausch, zur Diskussion und zum respektvollem Umgang miteinander ein.