125 Jahre BFV: Länderspiele in Berlin

VBB-Präsident Eberhard Hartlep zusammen mit DDR-Nationaltrainer Georg Buschner vor dem Haus am Kleinen Wannsee.

Zum Turnierauftakt des deutschen Frauenfußballnationalteams bei der EM in England befasst sich der BFV mit der Länderspielgeschichte Berlins.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Zum Turnierauftakt des deutschen Frauenfußballnationalteams bei der EM in England am 8. Juli gegen Dänemark geht es um Länderspiele und internationale Turniere in Berlin.

Urländerspiele vor Gründung des Deutschen Fußball-Bundes

Die Fußball-Stadt Berlin war zu allen Zeiten Schauplatz von Länderspielen und großen internationalen Turniere, die im Sport und weit darüber hinaus große Aufmerksamkeit fanden.

Den Auftakt machten bereits im Jahr 1899 die sogenannten Urländerspiele, also die ersten, noch inoffiziellen Länderspiele gegen eine englische Auswahlmannschaft, die am 23. und 24. November 1899 auf dem Athletik-Sportplatz am Kurfürstendamm stattfanden. Bemerkenswert dabei war, dass der Deutsche Fußball-Bund zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gegründet war und Walther Bensemann, der die Spiele quasi im Alleingang organisiert hatte, zahlreiche Widerstände überwinden musste – lediglich in Berlin fand er für seine Ideen unter den Spielern und Funktionären des Verbandes Berliner Ballspielvereine den nötigen Zuspruch und Unterstützung.

Erst mehr als acht Jahre später war es so weit und das erste offizielle Spiel einer deutschen Nationalmannschaft wurde austragen, und zwar ebenfalls in Berlin – oder genauer gesagt in Mariendorf, das zu dieser Zeit noch nicht zu der wachsenden Metropole gehörte. Spielstätte der Begegnung am 20. April 1908 gegen England war der damalige Platz des BFC Viktoria 1889 in der Eisenacher Straße. Schiedsrichter war Paul Neumann und damit ein Spieler der Heimmannschaft, der in den folgenden Jahren im Berliner Fußball noch zahlreiche Ämter bekleidete.

Insgesamt 46 Partien der Männernationalmannschaft in Berlin

Die Partie markierte den Beginn einer langen Reihe von Länderspielen, die in Berlin stattfanden. Insgesamt 46-mal kickte die Nationalmannschaft der Männer in den zurückliegenden 125 Jahren in der Stadt. Ein Höhepunkt waren dabei stets die großen Turniere.

Bei der Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland absolvierte die DFB-Auswahl am 14. Juni eine Vorrundenpartie gegen Chile im Berliner Olympiastadion. Bekanntlich war die bundesdeutsche Mannschaft in einer Gruppe mit dem Team der DDR; das historische Aufeinandertreffen der beiden fand jedoch in Hamburg statt. Dafür waren die ostdeutschen Spieler während des Turniers in West-Berlin untergebracht und logierten im Verbandshaus des Berliner Fußball-Verbandes am Kleinen Wannsee, was natürlich auch große mediale Aufmerksamkeit auf sich zog.

Als das EM-Turnier 1988 nach Deutschland vergeben wurde, wollten die Verantwortlichen eine ähnliche Konstellation vermeiden und berücksichtigten Berlin nicht als Spielort für das Turnier, was in der Stadt für große Empörung sorgte. Quasi als Ersatz trug der DFB ein Vier-Länder-Turnier aus, an dem neben dem Gastgeber Argentinien, Schweden und die Sowjetunion teilnahmen und das vom 31. März bis zum 2. April 1988 im Olympiastadion ausgespielt wurde.

„Sommermärchen 2006“ und WM der Frauen 2011 als jüngste Highlights

Der zweifellos größte Höhepunkt im internationalen Fußball, der in Berlin stattfand, war das „Sommermärchen“, also die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land, bei der insgesamt sechs Partien in der Stadt ausgetragen wurden. Allein die Unterkunft der deutschen WM-Elf im Schlosshotel Grunewald und die Mannschaftstrainings im Mommsenstadion sowie im Amateurstadion auf dem Olympiagelände führte dazu, dass sich die Stadt in besonderer Weise als Gastgeber empfand. Zudem bereicherte ein vielfältiges Kulturprogramm die Vorstellung von Fußball als gesellschaftlichem Faktor.

Emotional und sportlich kulminierte das Geschehen dann in der Viertelfinal-Begegnung gegen Argentinien, als Deutschlands Torhüter Jens Lehmann im Elfmeterschießen gleich zwei Mal parieren konnte und ein Zettel, auf dem DFB-Torwarttrainer Andreas Köpke die Vorlieben der gegnerischen Schützen notiert hatte, zum Kultobjekt avancierte.

Doch damit war die Geschichte der großen internationalen Turniere in der Stadt noch nicht zu Ende: Bereits fünf Jahre später fand die nächste Weltmeisterschaft in Deutschland und in Berlin statt, nämlich die der Frauen 2011. Unter dem Motto „20elf von seiner schönsten Seite!“ wurde das Turnier am 26. Juni 2011 mit einer großen Feier im Berliner Olympiastadion eröffnet.

Wenn in weniger als zwei Jahren die UEFA EURO 2024 in Deutschland gastiert und Berlin wieder Austragungsort von sechs Partien inklusive des Endspiels sein wird, werden – so viel steht fest – die Stadt und die Berliner Fußball-Familie sich von ihrer besten Seite zeigen.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV