125 Jahre BFV: Gründung und Entwicklungsetappen

Der „Dustre Keller“, Gründungsort des Berliner Fußball-Verbandes im Jahre 1897.

Zum 125-jährigen Jubiläum blickt der BFV auf die unterschiedlichen Phasen der historischen Verbandsentwicklung zurück.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV am 11. September 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu sind in den letzten Wochen und Monaten Texte zu vielfältigen historischen Themen erschienen. Der letzte Beitrag der Reihe befasst sich mit der Gründung und den Entwicklungsetappen des BFV.

Der Berliner Fußball-Verband blickt in diesem Jahr auf seine 125-jährige Geschichte zurück. Dass er so alt ist, ist unstrittig, denn seit seiner Gründung am 11. September 1897 als Verband Deutscher Ballspielvereine verlief seine Geschichte zwar nicht bruchlos, jedoch mit eindeutiger Kontinuität. Und dennoch kann er in diesem Jahr nicht nur auf das einmalige historische Ereignis vor 125 Jahren zurückschauen, sondern hat im Grunde bereits drei Gründungen hinter sich.

Die Gründung vor 125 Jahren

Ins Leben gerufen wurde der Verband vor 125 Jahren im „Dustren Keller“ in der Bergmannstraße, der Vereinskneipe des BFC Preussen von 1894. Die Vertreter von sieben Berliner Vereinen gründeten am 11. September 1897 den Verband Deutscher Ballspielvereine (VDB), der sich später in Verband Berliner Ballspielvereine umbenennt und als Berliner Fußball-Verband bis heute existiert. Die Versammlung fand in geselligem Rahmen statt, wie überhaupt die jungen Fußballer Wert auf Kameradschaft und respektvollen, freundschaftlichen Umgang miteinander legten.

Nachdem in der Anfangszeit zahlreiche Verbände miteinander konkurriert hatten und in den 1890er-Jahren zunächst der Deutsche Fußball- und Cricket-Bund die Entwicklung bestimmte, bewirkte die strenge Führung des VDB einen Qualitätssprung in der Selbstorganisation des Fußballs. Die oft noch ungestüme Spielfreude wird zunehmend in Strukturen gefasst, was dem Sport Kontinuität und gesellschaftliche Akzeptanz sichert.

In der Weimarer Republik entwickelte sich der Sport und vor allem der Fußball zu einem Massenphänomen, mit stetig steigenden Mitgliederzahlen in den Vereinen und einem wachsenden Zustrom an Zuschauer:innen. Fußball verlor seinen überwiegend bürgerlichen Charakter und wurde zunehmend zu einem proletarischen Spiel. Neben den Wettbewerben des DFB etablierten sich ein regelmäßiger Spielbetrieb der konfessionell gebundenen Vereine sowie vor allem des Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB), der VBB behauptete jedoch seine Vormachtstellung.

Gleichschaltung in der NS-Zeit und Neugründung nach 1945

1933 unterwarf sich der VBB nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bereitwillig den neuen Herrschern, ließ sich im System gleichschalten und passte sich den Strukturen des NS-Regime an. Der DFB wurde als „Fachamt Fußball“ in den nationalsozialistischen Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. Am 4. Juli 1933 erfolgte auf dem Verbandstag in Anwesenheit von 111 Vereinen einstimmig die Liquidation des VBB, Berlin und Brandenburg werden zu „Gau 3“ des Fachamtes zusammengeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bestimmten die vier alliierten Siegermächte die gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands. Nachdem sich die Fußballer in den unmittelbaren Nachkriegsjahren in kommunalen Sportgemeinschaften organisieren konnten, wurden ab 1949 zahlreiche Traditionsvereine wieder zugelassen. Am 2. Dezember 1949 konstituierte sich der Verband Berliner Ballspielvereine neu. Erster Präsident des Verbandes wurde Paul Rusch, der bis 1970 amtierte.

Mauerfall und Wiedervereinigung

Nach dem Fall der Mauer im Herbst 1989 bot sich den Akteur:innen in Ost und West die einmalige Chance, den Fußball in beiden Teilen der Stadt wieder zu vereinen. Die Mannschaften in Ost-Berlin, die im Bezirksfachausschuss des Deutschen Fußball-Verbandes der DDR organisiert waren, gründeten am 22. Juni 1990 den Fußball-Verband Berlin (FVB), der im Grunde die alleinige Bestimmung hatte, bei der geplanten Zusammenschließung als Gegenüber des West-Berliner Fußball-Verbandes (BFV) zu fungieren.

Am 17. November 1990 – also noch vor der Vereinigung der Fußball-Verbände auf Bundesebene, die am 20. November 1990 in Leipzig stattfand – beschloss der FVB seine Auflösung und die Ost-Berliner Vereine traten auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Hotel Intercontinental geschlossen dem BFV bei. Wenige Wochen zuvor trafen am 21. Oktober 1990 im Hans-Zoschke-Stadion die Amateur-Auswahlmannschaften des FVB und des BFV im DFB-Länderpokal aufeinander.

Rückblick und Ausblick

In den zurückliegenden drei Jahrzehnten seit der Wiedervereinigung hatte der Berliner Fußball-Verband zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen: Vom Zusammenwachsen von Ost und West, über sportliche Höhepunkte wie die Fußball-WM 2006 oder die alljährlichen DFB-Pokalendspiele, über unschöne Begleiterscheinungen wie Gewalt auf oder neben dem Fußballplatz, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, bis hin zu den jüngsten gesellschaftlichen Aufgaben wie der Integration von Menschen mit Fluchterfahrung oder der Bewältigung der Corona-Pandemie.

Die Berliner Fußball-Familie ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Der Verband übernimmt soziale Verantwortung und hat seinen festen Platz als gesellschaftlicher Akteur der Stadt. Das soll auch in Zukunft so bleiben.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV