125 Jahre BFV: Der Nutzen von Sportstätten für Berlin

Das 1924 errichtete Preussen-Stadion erwies sich als überdimensioniert.

Zum 86. Jahrestag der Eröffnung des Olympiastadions befasst sich der BFV mit dem Nutzen von Sportstätten für die Stadtentwicklung.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Zum 86. Jahrestag der Eröffnung des Berliner Olympiastadions befasst sich dieser Beitrag mit dem Nutzen von Sportstätten für die Stadtentwicklung und die Bevölkerung Berlins.

Die Etablierung des Sports in Deutschland

Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte der Sport in Deutschland einen enormen Aufschwung und etablierte sich in der Gesellschaft. Boxen, Leichtathletik, Motorsport und Radsport begeisterten das Publikum, doch speziell der Fußball wurde in der Weimarer Republik zum Massenphänomen. In den Großstädten des Landes entstanden in weniger als zwei Jahrzehnten Sportstätten neuer Bauart und Dimension. In Berlin wurden unter anderem die AVUS (1921), das Poststadion (1929), die Schwimmhalle in der Gartenstraße, (1930) die Deutschlandhalle (1935) und das Olympiastadion (1936) eingeweiht, die zum Teil bis in die Gegenwart von zentraler Bedeutung für den Freizeit- und Spitzensport der Stadt sind.

Der zunehmende Massencharakter des Fußballs stellte sich in jenem Zeitabschnitt in der wachsenden Zahl der aktiven Vereinsmitglieder und Vereine dar. Deutlicher wurde den Zeitgenossen das Phänomen jedoch durch den massenhaften Zulauf des Publikums, das die Begegnungen auf dem Rasen verfolgte. Die Herausforderungen für die Sportfunktionär:innen und Architekt:innen beim Bau der Stadionneubauten ergaben sich vor allem aus der Notwendigkeit, dem wachsenden Zuschauendeninteresse gerecht zu werden und ausreichend große Arenen zu schaffen.

Der VBB und seine Vereine erkannten die neue Situation ihres Sports und setzten sich im Interesse des Fußballs für Stadionbauten in Berlin ein, wobei sie selbst aktiv wurden. Zum einen wollten sie den Fußball weiterverbreiten und zum anderen garantierte der Zuschauendenzuspruch Einnahmen. Den damaligen Akteur:innen war klar, dass vor allem eine stabile finanzielle Basis die Zukunft des Sports sichern kann. Dementsprechend stellten sich auch die Vereine dem gesteigerten Zuspruch und schufen sich eigene Sportstätten in zuvor nicht dagewesener Größe.

Bedeutende Sportstätten entstanden

1923 fusionierte BFC Hertha 1892 mit dem finanzstarken Berliner Sport-Club, dem die Platzanlage auf der Südseite der Behmstraße im Wedding gehörte, und trug fortan den Namen Hertha BSC. Unmittelbar nach dem Zusammenschluss wurde mit dem Bau eines eigenen Stadions begonnen, das im Volksmund „Plumpe“ genannt wurde und sich zu einem der bedeutendsten Fußballstadien Berlins für die nächsten 40 Jahre entwickelte.

Der BFC Preussen errichtete ab 1924 an der Ostseite des Tempelhofer Damms eine Sportstätte, die bis zu 40.000 Zuschauenden Platz bot, sich jedoch bald als überdimensioniert erwies, da der Verein nicht mehr an die großen Erfolge vor 1918 anknüpfen konnte und wenige Jahre später in Berlin mehrere große Plätze existierten. 1936 musste das Stadion dem Neubau des Flughafengebäudes weichen.

Die Anlage des Poststadions entstand zwischen 1926 und 1929 im Auftrag der Reichspostverwaltung. Auf dem Gelände eines ehemaligen Exerzierplatzes in Moabit entstand ein weitläufiger Komplex mit einem Wettkampfstadion, Fußballplätzen, Tennisplätzen, einer Schwimm- und einer Ruderhalle. Er löste in seiner Bedeutung für die Stadt das Deutsche Stadion im Grunewald ab und wurde zum Schauplatz zahlreicher nationaler und internationaler Begegnungen im Fußball. Das Poststadion war eine der ersten Multifunktionsarenen in Deutschland und wurde zum Vorbild zahlreicher Sportstätten.

Der Architekt des Poststadions war Georg Demmler, selbst ein vielseitiger Sportler, Fußball-Pionier der ersten Stunde, Vereinsfunktionär und Initiator der Gründung des DFB. Er wandte sich nach seiner aktiven Laufbahn als Fußballer und Leichtathlet dem Sportstättenbau zu. Sein Schaffen setzte national und international Maßstäbe.

Die Berliner Vereine nutzten bei ihren Bauvorhaben die kommunalen und staatlichen Fördermöglichkeiten wie Bauzuschüsse, Steuererleichterungen und Maßnahmen der Arbeitsförderungen voll aus. Aber auch die politisch Verantwortlichen und die Verwaltungen erkannten den Nutzen von Sportstätten für die Stadtentwicklung und die Bevölkerung Berlins.

Mit der Errichtung des Olympiastadions, dessen Planungen bereits 1931 nach der Vergabe der Olympischen Sommerspiele an Berlin begannen, endete eine wichtige Phase des Sportstättenbaus in Berlin. Das am 1. August 1936 in der Zeit der NS-Diktatur eingeweihte Stadion ist noch heute von außerordentlicher Bedeutung für die Stadt. In der Gegenwart des Fußballs spielt es national und international eine herausragende Rolle, sei es als Spielstätte des Bundesligisten Hertha BSC oder als Ort des alljährlichen Finales im DFB-Pokal. Auch in Zukunft werden wieder die Blicke der Fußballbegeisterten aus aller Welt auf das Olympiastadion gerichtet sein, wenn es zum Austragungsort des Endspiels der Europameisterschaft 2024 wird.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV