125 Jahre BFV: Der Fußball und die Wiedervereinigung

Die beiden Auswahlmannschaften des Fußball-Verbandes Berlin (Ost) und des Berliner Fußball-Verbandes (West) am 21. Oktober 1990 im Hans-Zoschke-Stadion.

Zum historischen Gedenktag am 17. Juni befasst sich der BFV mit dem Berliner Fußball zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Zum 17. Juni, der als Gedenktag an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR erinnert und von 1954 bis 1990 als „Tag der deutschen Einheit“ der Nationalfeiertag der Bundesrepublik Deutschland war, befasst sich dieser Beitrag mit dem Berliner Fußball zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung.

Der Weg zur Fußball-Einheit in Berlin

Nur eine Woche nach jener historischen Nacht im November 1989, als in Berlin die Mauer fiel, die 28 Jahre lang Ost und West getrennt hatte, kam es zu einem ersten Treffen zwischen dem damaligen Präsidenten des Berliner Fußball-Verbandes, Uwe Hammer, und seinem Ost-Berliner Pendant, dem Vorsitzenden des Bezirks-Fachausschusses Fußball, Uwe Piontek.

Bereits Ende November rief Hammer alle West-Berliner Vereine zu Freundschaftsspielen mit Ost-Berliner und DDR-Vereinen auf und sorgte so dafür, dass sich die Sportlerinnen und Sportler aus beiden Teilen der Stadt begegneten, was zum Zusammenwachsen von Ost und West wesentlich betrug.

Den handelnden Akteuren war von Beginn an deutlich, dass auf dem Gebiet Berlins nur ein gemeinsamer Weg beschritten werden könne. Auch zu einer Zeit, als auf staatlicher Ebene die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten noch keineswegs feststand, war für den Fußball in Berlin klar, dass nach 28 Jahren der Teilung und nach 40 Jahren eines getrennten Spielbetriebs beide Stadthälften wieder zusammengehörten.

Eingliederungsprozess bis November 1990

Bald zeichnete sich ab, dass sich der Ost-Berliner Bezirksfachausschusses Fußball umorganisieren musste, und so wurde am 22. Juni 1990 der Fußball-Verband Berlin (FVB) gegründet. Dieser hatte nur kurze Zeit Bestand und im Grunde die alleinige Bestimmung, bei der geplanten Zusammenschließung als Gegenüber des West-Berliner Fußball-Verbandes zu fungieren.

Bis dahin waren vielerlei Aufgaben zu bewältigen. Zunächst befand sich die Geschäftsstelle des FVB noch am Hausvogteiplatz, zog dann aber in der zweiten Juli-Hälfte in das Gebäude der Werner-Seelenbinder-Halle um. Der West-Berliner Fußball-Verband half mit Möbeln und Büroausstattung aus und stand auch sonst mit Rat und Tat zur Seite.

Das Ziel war schließlich, die Strukturen des Ost-Berliner Fußballs anzupassen und die Vereine fit zu machen für die Eingliederung in den bestehenden Spielbetrieb des BFV. Gemeinsam wurden die vielfältigen, oft verwaltungstechnischen Aufgaben und juristischen Fragestellungen – im Vereinsrecht, im Steuerecht u.v.a.m. – bewältigt. Die Geschäftsstelle wurde zu diesem Zweck noch bis Mitte 1991 betrieben.

Am 17. November 1990 – also noch vor der Vereinigung der Fußball-Verbände auf Bundesebene, die am 20. November 1990 in Leipzig stattfand – war es so weit: Der FVB beschloss seine Auflösung und die Ost-Berliner Vereine traten auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Hotel Intercontinental geschlossen dem Berliner Fußball-Verband bei.

Ein denkwürdiges Spiel

Nur wenige Wochen vor jener Herstellung der Fußball-Einheit in Berlin war es am 21. Oktober 1990 im Hans-Zoschke-Stadion in Lichtenberg zu einem denkwürdigen Spiel gekommen: Im damals noch ausgetragenen DFB-Länderpokal trafen die Amateur-Auswahlmannschaften des Fußball-Verbandes Berlin (Ost) und des Berliner Fußball-Verbandes (West) aufeinander.

Der Ost-Berliner FVB, der nur wenige Monate existierte und der eigens zu dem Zweck gegründet worden war, mit dem West-Berliner Verband vereinigt zu werden, und der BFV lieferten sich zum ersten und für alle Zeiten letzten Mal ein sportliches Duell. Außerhalb des grünen Rasens war man einander längst freundschaftlich verbunden.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV