125 Jahre BFV: Akteur in der Berliner Stadtgesellschaft

Bürgermeister Ernst Reuter (l.) und VBB-Präsident Paul Rusch (r.) bei einem medienwirksamen Treffen.

Seit 125 Jahren setzte sich der Verband für die Interessen seiner Sportlerinnen und Sportler ein.

Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des BFV im Jahr 2022 blicken Daniel Küchenmeister und Thomas Schneider vom Verein Sport:Kultur e.V. in einer Artikelserie auf die bewegte Geschichte des Berliner Fußballs zurück. Dazu erscheinen in regelmäßigen Abständen Texte zu vielfältigen historischen Themen. Am Tag des BFV-Sommerfestes befasst sich dieser Beitrag mit der Rolle des Verbandes in der Berliner Stadtgesellschaft.

Engagement für den Fußballsport

Die Satzung des Verbandes Deutscher Ballspielvereine, wie der Berliner Fußball-Verband bei seiner Gründung im Jahr 1897 hieß, ist leider nicht erhalten. Von daher ist auch nicht zu rekonstruieren, was ursprünglich als Zweck des Verbandes definiert war. Lediglich in der Festschrift des Verbandes zum 25-jährigen Bestehen wird ein kurzer Passus zitiert, der belegt, dass es den Gründern um weit mehr gegangen war, als nur die Organisation eines geregelten Spielbetriebes. Darüber hinaus war das erklärte Ziel des Verbandes, „dem Fußball- und Cricketspiel in den besseren Kreisen Eingang und Verbreitung zu verschaffen“. Erklärtermaßen wurde also die gesellschaftliche Anerkennung des Sports angestrebt.

Zum Selbstverständnis und ausgeprägten Selbstbewusstsein der jungen Fußballer gehörte dementsprechend, dass sie sich frühzeitig als gesellschaftliche Akteure verstanden, ihre Lebensbedingungen aktiv mitgestalten wollten und sich auf politisch-institutioneller Ebene dafür einsetzten. Für sie stand fest, wie die Zeitschrift „Mitteldeutscher Sport“ 1913 schrieb, dass nun der Sport als „gleichberechtigter Kulturfaktor (...) neben Kunst und Wissenschaft (...) getreten“ sei.

Sie suchten aktiv die Nähe zur Obrigkeit, zu staatlichen Behörden und kommunalen Stellen, um für die Interessen der Mitglieder zu werben und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Mit Erfolg: Als nach dem Ersten Weltkrieg der Fußball zum Massenphänomen wurde, erkannte die städtische Verwaltung die Schaffung und den Unterhalt von Sportstätten, die der Allgemeinheit und den Sportvereinen zur Verfügung stehen, zunehmend als öffentliche Aufgabe.

Der Fußball etabliert sich

Umso mehr galt dies nach dem Zweiten Weltkrieg, als in mehrfacher Hinsicht der Wiederaufbau zu leisten war. Zunächst waren die Stadien und Sportplätze wieder herzurichten, die zu Großteil zerstört und unbespielbar waren. Weiterhin war der Spielbetrieb wieder zu organisieren, zunächst unter den Bedingungen der alliierten Besatzung, dann in der geteilten Stadt. Der West-Berliner Fußball litt organisatorisch und sportlich unter der Insellage, beständig musste innerhalb des Sports und gegenüber der Politik auf die besonderen Herausforderungen aufmerksam gemacht und für die Belange des Fußballs geworben werden.

Der Berliner Fußball-Verband suchte und fand die Nähe zur Politik, der Sport galt als Partner und wichtiger gesellschaftlicher Akteur. Seine Protagonisten waren umtriebig und scheuten nicht den direkten Umgang mit politischen Entscheidungsträgern – im Gegenteil: Nur so gelang es, über vier Jahrzehnten mit getrenntem Spielbetrieb in der geteilten Stadt den Berliner Fußball lebensfähig und eigenständig zu halten. Als es darauf ankam, nämlich nach dem Mauerfall, leistete der Fußball einen eigenen, bedeutsamen Beitrag zur Wiedervereinigung und zum Zusammenwachsen von Ost und West zu leisten.

Heute haben sich die Rahmenbedingungen grundlegend geändert. Die Welt ist vielfältiger und komplizierter geworden, die Herausforderungen durch gesellschaftliche Veränderungen, politische Krisen oder Megatrends wie die Digitalisierung, den demographischen Wandel u.v.a.m. sind riesig. Und doch gilt nach wie vor, dass der Berliner Fußball-Verband sich als Partner der Politik und als wichtiger Akteur der Stadtgesellschaft begreift. Und er wird nicht müde werden, sich den Gegebenheiten anzupassen und dem Fußballsport weite Verbreitung und Anerkennung zu verschaffen.

Alle Artikel, die im Rahmen der Serie bereits erschienen sind, können hier nachgelesen werden: 125 Jahre BFV.