Ferien, Fußball, Fahrt ans Meer

Die Teilnehmerinnen hatten bei der Sporterlebniswoche viel Spaß. Foto: BFV

Zweite Sporterlebniswoche in Berlin-Wedding: Für 35 Mädchen aus Berlin, darunter 10 Flüchtlingsmädchen, wurden die ersten Ferientage gleich zu einem besonderen Erlebnis.

 

Bereits einen Tag nach Schulschluss begann die zweite Sporterlebniswoche in Berlin-Wedding. Das Projekt „Mädchenfußball in Berlin – alle kicken mit!“ des Berliner Fußball-Verbandes BFV kooperierte dabei mit „Outreach – mobile Jugendarbeit Berlin“ und stellte ein viertägiges, abwechslungsreiches Programm aus Sport, Spiel und einem Tagesausflug zusammen. Dabei drehte sich der sportliche Teil nicht nur um Fußball.

„Es war alles schön!“

Nach vier Tagen wussten die Mädchen gar nicht mehr so genau, was ihnen am besten gefallen hat. „Es war alles schön!“, sagte Sarah (10) aus dem Bezirk Wedding, und am häufigsten hörte man: „Der Ausflug an die Ostsee!“, so sagten es auch Israa (14) und Nour (13). „Sie waren abends müde“, sagte Mayram, Mutter eines 12-jährigen Mädchens, „und die Betreuerinnen waren sehr nett!“. Zu Hause erzählten die Mädchen auch solche Geschichten: „Meine Tochter hat zum ersten Mal ein Spiel gewonnen. Das fand sie gut!“, so Sandra, Mutter der 10-jährigen Dana.

Frühstück, ein Starter-Kit und Team-T-Shirts

Kleine und einfache Dinge sind es, die zu etwas besonderem und persönlichem werden können. Am ersten Tag bekamen alle Mädchen eine Art Starter-Kit, bestehend aus einem T-Shirt, einer Hose, einer knallgelben Sport-Trinkflasche und einem Beutel. Begonnen wurde dieser wie jeder weitere Tag mit einem gemeinsamen Frühstück. Auch das Mittagessen wurde an allen Tagen gemeinsam eingenommen. So tat man ganz beiläufig etwas für das Teambuilding und den sozialen Zusammenhalt. Denn das stand – bei allem Spaß und viel Bewegung – im Mittelpunkt der vier Tage. Besondere Teambuilding-Aktion: Die Mädchen – aufgeteilt in drei Gruppen – durften und sollten ihre weißen T-Shirts als Team-T-Shirts gestalten. Außerdem sollte sich jedes Team einen Teamspruch ausdenken. Am ersten Tag standen neben dem Kreativen verschiedene Spiele für das Kennenlernen auf dem Programm.

Turbine-Spielerinnen hautnah

Der zweite Tag stand ganz im Zeichen des Fußballs! Am Vormittag übten die Mädchen Dribbeln und Passen. Zur Seite standen ihnen fünf Trainerinnen und die 14-jährige Israa. Sie hatte vor kurzem eine Ausbildung zum DFB-Junior-Coach mitgemacht und sammelte erste Erfahrungen in der Praxis. „Meine Tochter kann jetzt einfach Fußball spielen!“, sagte Sam, Mutter eines 12-jährigen Mädchens. „Sie hat viel gelernt, wie man mit dem Ball umgeht, und auch ein bisschen Taktik.“ Am Nachmittag dann das nächste Highlight: Dank der Unterstützung der AOK Nordost gaben sich die Bundesliga-Spielerinnen Viktoria Schwalm und Laura Lindner von Turbine Potsdam die Ehre. „Wie seid ihr zum Fußball gekommen? Waren eure Eltern damit einverstanden?“, fragten die Mädchen auf dem Platz. Die beiden Spielerinnen beantworteten geduldig alle Fragen: „Meine Eltern waren am Anfang ein bisschen dagegen, heute ist es umgekehrt“, erzählte Viktoria Schwalm und Laura Lindner ergänzte: „Mein Vater hätte Ballett besser gefunden. Heute sagt er: Fußball ist auch okay!“ Außerdem schauten die „Turbinen“ auch den jungen Mädchen zu und zeigten ihnen so manchen Trick am Ball. Und bevor die zwei Potsdamerinnen gingen, kamen wieder die T-Shirts und die gelben Trinkflaschen ins Spiel. Denn nun gaben Viktoria Schwalm und Laura Lindner fleißig Autogramme! Jede Trinkflasche und viele T-Shirts wurden so zu ganz individuellen Erinnerungsstücken. Und die Mädchen waren auch beeindruckt: „Es ist toll, dass man auch als Frau mit Fußball berühmt werden kann!“, sagten Israa und Nour.

Zum Entspannen ans Meer

Der Projektpartner „Outreach“ sorgte nicht nur für Frühstück und Mittagessen. Mehrere Frauen begleiteten die Mädchen als Betreuerinnen. Am dritten Tag hat „Outreach“ einen ganz besonderen Ausflug organisiert: Es ging ans Meer, nach Warnemünde an die Ostsee! Nach einer langen Busfahrt hieß es: Baden gehen, im Sand spielen, auch mal Bekanntschaft mit einer Qualle machen. Bewegung und Sport kamen auch nicht zu kurz, spielten Mädchen und Betreuerinnen doch einige Runden Beach-Volleyball oder Soccer. 

Premiere für Projektfilm „Alle kicken mit!“

Sonntag, der vierte und letzte Tag, bot einen weiteren Leckerbissen. Zu den Mädchen, Trainerinnen und Betreuerinnen gesellten sich Mütter oder beide Elternteile hinzu. Sie alle wurden Augenzeugen einer ganz besonderen Premiere: Zum ersten Mal wurde der Projektfilm „Mädchenfußball in Berlin – alle kicken mit!“ gezeigt. Der fünfminütige Imagefilm zeigt in einer kurzweiligen und dennoch aussagekräftigen Abfolge verschiedener Szenen, warum sich das Engagement lohnt, Mädchen zum Fußball zu bringen und ihnen dort Möglichkeiten weit über das Sportliche hinaus zu bieten. „Ich habe bei der Erstellung des Filmes gemerkt, dass der Sport auch gut ist, um Aggressionen abzubauen. Dass die Mädchen Teamgeist entwickeln und dass die soziale Komponente dabei nicht zu verachten ist“, sagte Filmemacherin Maren Böttcher. Am Nachmittag gab es schließlich noch ein paar Kicks der besonderen Art: Ein Mini-Turnier der Mädchen gegen ein Team, das aus deren Müttern bestand! „Mit solchen Spielen schaffen wir Akzeptanz für den Sport und zeigen, dass auch Mädchen und Frauen Fußball spielen können“, sagte die bisherige Projektleiterin Franziska Rein. In muslimischen Familien dürfen Mädchen ab einem bestimmten Alter oftmals nicht mehr zum Sport gehen.

Mädchenfußball-Projekt auch im nächsten Jahr

Die zweite Sporterlebniswoche war für die Mädchen frei, die Senatsverwaltung für Inneres und Sport trug alle Kosten. Das Gesamtprojekt „Mädchenfußball in Berlin – alle kicken mit!“ wird 2017 weitergeführt. Der Senat von Berlin stellt die entsprechenden finanziellen Mittel dafür bereit. Einen Wermutstropfen gibt es dennoch: Die zweite Sporterlebniswoche im Wedding war der letzte Einsatz für die bisherige Projektleiterin Franziska Rein. Die studierte Sport- und Medienmanagerin hat in ihren fünfeinhalb Jahren beim BFV mit sehr engagiertem persönlichen Einsatz und vielen eigenen Ideen aus den Rahmenvorgaben des Projektes eine echte Erlebniswelt geschaffen, viele Mädchen zum Fußball gebracht und die Gründung zahlreicher Schul-AGs maßgeblich vorangetrieben.