„Alle kicken mit!" - das Rekordjahr 2017

Foto: Lena Gundlach.

Mit der Ausweitung des Mädchenfußballprojekts auf ganz Berlin rollt der Ball nun in fast allen Bezirken.

"Arbeitsgemeinschaften sind die Brücke zwischen Schule und Verein. Viele Mädchen trauen sich nicht direkt in einen Verein, wohl aber in eine Fußball-AG." Abdullah Erbay (Richard-Grundschule) zeichnet beim letzten Highlight des Jahres, dem Sepp-Herberger-Tag, in wenigen Worten den Kerngedanken des Projekts "Mädchenfußball in Berlin - Alle kicken mit!" nach und formuliert damit auch gleich die Aufgabe für das Jahr 2018: Mädchen sollen in Fußball-AGen das erste Mal gegen den Ball treten, Selbstvertrauen tanken und dann in den Verein begleitet werden.

Quantität und Qualität der AGen erhöht

Diese Aufgabe obliegt den knapp 40 Übungsleitungen des Projekts in der wöchentlichen Trainingseinheit mit den Mädchen. Diesen gebührt an dieser Stelle ein großer Dank, denn das Engagement vieler Mitstreiter/-innen macht ein solches Projekt erst möglich. Mittlerweile umfasst das Projekt weit über 60 Arbeitsgemeinschaften mit insgesamt ca. 700 regelmäßigen Teilnehmerinnen (im Schnitt ~11,5 Mädchen/AG). in acht Berliner Bezirken - Tendenz steigend. Die enorme Expansion im vergangenen Jahr entspricht dabei weit mehr als einer Verdopplung der Projektaktivitäten, was erhöhte organisatorische und inhaltliche Herausforderungen mit sich bringt.

So wurden für die Arbeitsgemeinschaften vor Kurzem 20 Minitore an die Schulen verteilt und 1.000 neue Markierungsteller, 240 Markierungsscheiben, 500 Leibchen, 50 Koordinationsleitern sowie Ausrüstung für die Übungsleitungen der AGen in Auftrag gegeben, die in Kürze den Weg in die Schulen finden. Weiter sind 750 Futsal-Bälle und Trainingsausrüstungen für die Teilnehmerinnen in der Mache und sollen die Fußball-AGen weiter aufwerten.

Neben der materiellen Unterstützung leistete der Berliner Fußball-Verband auch Qualifizierungsarbeit und besuchte zahlreiche Kooperationsschulen und -vereine mit dem DFB-Mobil, um vor Ort mithilfe von Demonstrationstrainings und fachlichem Austausch die Trainingsqualität weiter zu erhöhen und den Übungsleitungen mit praktischen Tipps und Tricks zur Seite zu stehen. Erfreulich war auch hier die Beteiligung an der ersten Kurzschulung "Soziale Projekte im Verein", die u.a. das Thema Mädchenfußball beinhaltete. Darüber hinaus konnten sich diverse AG-Leitungen über Freikontingente bei der Trainerausbildung freuen und somit die ersten Grundlehrgänge und Profilkurse auf dem Weg zur C-Lizenz absolvieren. Auch die ausgehändigten Trainerhandbücher erleichtern die Vorbereitung auf die wöchentliche AG und geben Tipps zum Umgang mit Kindern.

Feriencamps finden tollen Anklang

Die Fußballleidenschaft der sechs bis zwölfjährigen Mädchen musste auch in der schulfreien Zeit nicht zurückgehalten werden. Vier sehr spannende und abwechslungsreiche Feriencamps, die gemeinsam mit den Kooperationspartnern BSC Marzahn, FSV Spandauer Kickers, Outreach sowie Rot-Weiss Viktoria Mitte, haben jeweils vier Tage lang bei überwiegend guten Witterungsbedingungen die Ferienzeit schneller vergehen lassen. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Tannenhof Berlin-Brandenburg, dem "Kleine Helden"-Projekt, Boardcast Berlin und vor allem der Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Inneres und Sport als Förderstelle fuhren die Events im Jahr 2017 durchweg sehr gute Feedbacks (Gesamtnote 1,4) ein. Besonders erfreulich ist, dass 100% der Feedbackbögen ein "Ja" zur künftigen Teilnahme enthielten und viele Mädchen den Weg über die Schul-AG oder die Empfehlung einer Freundin zum Camp fanden. Insgesamt kickten 176 Mädchen während der viertägigen Camps und bleiben hoffentlich auch künftig am Ball., zumindest lässt ein anonymes Feedback darauf schließen: "Meine Trainerin war ganz toll und sehr nett. Aber auch alle anderen waren echt prima. Ich kann jetzt besser schießen. Ich möchte beim nächsten Camp wieder dabei sein und freue mich schon doll darauf. Danke an alle"

Die besonderen Highlights des Feriencampjahres waren sicherlich die Besuche von BFV-Maskottchen ICKE, die Fairplay- und Selbstbehauptungsworkshops sowie der Tagesausflug an die Ostsee im Sommer. Für das Jahr 2018 sind weitere Highlights geplant. Die Anmeldung startet im Januar.

Sepp-Herberger-Tag als Turnierhighlight am Jahresende

Im Laufe des Jahres konnten sich zahlreiche AG-Teams auf diversen Turnieren messen. So nahmen mehrere Teams mitunter sehr erfolgreich am Drumbo-Cup oder der "Integration durch Sport" Soccer-Serie teil. Doch auch eigene Turniere waren von Erfolg gekrönt. So wurde bei bestem Wetter auf dem Hellweg-Baumarkt über den Dächern der Stadt gekickt und im Dezember der Hallenkomplex der Virchow-Oberschule von weit über 100 Mädchen gestürmt und zum Fußballtempel umfunktioniert. Sogar der Nikolaus folgte der Einladung und brachte einen großen Sack mit Geschenken mit. Conor Dover, Projektleiter an der Cosmopolitan School, war voll des Lobes: "Sehr gutes Turnier. Meine Mädchen hatten eine Menge Spaß." Und auch Jane Tolle von der Thalia-Grundschule wusste von einem "super Nachmittag" zu berichten. Erfreulich ist auch das funktionierende Netzwerk zwischen den Projektschulen, die sich regelmäßig zu kleinen Freundschaftsspielen treffen und erste Wettkampferfahrungen bieten können.

Eine neue Generation Ehrenamt wächst heran

Die Begeisterung vieler Teilnehmerinnen, aber auch junger Frauen aus dem Umfeld des Projekts drückt sich auch dadurch aus, dass das Interesse an eigener Mitwirkung am Projekt im vergangenen Jahr deutlich angestiegen ist. Mit Sera Mettner gibt es mittlerweile die erste Co-Trainerin einer Fußball-AG in Lichtenrade, beim Feriencamp im Herbst unterstützten gar drei Assistentinnen (eine davon bereits mit DFB Junior Coach) die Trainer bei der Arbeit und sollen weiter gefördert werden. Darüber hinaus stehen bereits die Planungen für 2018 in den Startlöchern. Im kommenden Jahr werden spezielle schulbegleitende Lehrgänge für Projektteilnehmerinnen, die sich selbst ehrenamtlich im Fußball (z.B. an ihrer Schule) engagieren wollen, durchgeführt und mit einer ersten eigenen Lizenzvorstufe abgeschlossen.

Wo führt der Weg im neuen Jahr hin?

Der Berliner Fußball-Verband möchte den Mädchen- und Frauenfußball auch im kommenden Jahr stärken. Dank des neugegründeten Ausschusses für Frauen- und Mädchenfußball wird die Zahl der Unterstützer/-innen und Angebote für die Zielgruppe sicherlich weiter steigen. Das Mädchenfußballprojekt möchte auch 2018 seinen Teil dazu beitragen und treibt die Planungen weiter voran. Mit der Unterstützung seiner Partner, denen ein herzlicher Dank für die Beteiligung am Projekt gilt, ist  eine tolle berlinweite Maßnahme entstanden, die eine Fortsetzung verdient. Vorbehaltlich der Förderzusage der Senatsverwaltung wird es also auch im nächsten Jahr wieder heißen: "Mädchenfußball in Berlin - Alle kicken mit!"