„Wir können nur etwas gewinnen!“

Im Hinblick auf das Finale im AOK-Landespokal der 1. Herren sprach der BFV mit Viktoria Berlins Kapitän Stephan Flauder.

Am Samstag, den 25. Mai 2019 steigt im Rahmen des Finaltags der Amateure das Endspiel im AOK-Landespokal der 1. Herren. Um 10:30 Uhr trifft im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Tennis Borussia auf den FC Viktoria 1889 Berlin. Im Vorfeld der Begegnung sprach der BFV mit Stephan Flauder, Kapitän des FC Viktoria 1889 Berlin. Der 32-jährige Torwart von Viktoria Berlin spielte in der letzten Saison noch beim Finalgegner Tennis Borussia.

Gratulation zum Finaleinzug! Wie gespannt ist die Mannschaft auf das AOK-Landespokalfinale?

Das Pokalfinale ist allgegenwärtig, daher denken wir bereits auch schon seit einigen Wochen daran. Die Aufgaben in der Liga sind gelöst, jetzt können wir uns voll auf das Endspiel konzentrieren.

In den Vorjahren erreichte der Finaltag der Amateure hohe Einschaltquoten in der ARD. Am Finaltag werden also bundesweit die Augen der Zuschauer auch auf euch gerichtet sein. Ist das ein Thema für das Team?

Es ist vielleicht vor dem Spiel ein Thema. Vor allem bei den Spielern, die so ein Event noch nicht erlebt haben. Auf dem Platz, so denke ich, spielt es eher keine Rolle.

Sie haben in Ihrer Karriere bereits viel Erfahrung gesammelt. In der Saison 2014/2015 gewannen Sie mit dem BFC Dynamo den Berliner Landespokal. Wie kann Ihnen und der Mannschaft Ihre Erfahrung beim diesjährigen Endspiel helfen?

Sicherlich werde ich von ein oder zwei Dingen aus dem damaligen Endspiel erzählen. Wir haben auch mit Timo Gebhardt oder Marcus Hoffmann Spieler, die viel Erfahrung mitbringen. Daher versuchen wir bereits seit der ganzen Saison unsere Erfahrungswerte weiterzugeben. Bei so einem Endspiel sollte man aber sicher nochmal genauer darauf eingehen, was man bereits erlebt hat. Aber das Wichtigste ist es, den Jungs mitzugeben, dass wir beim Finale nur etwas gewinnen können und nichts zu verlieren haben. Dann haben wir eine gute Chance.

Auch beim heutigen Finalgegner Tennis Borussia waren Sie schon einmal aktiv. Ihr letztes Pflichtspiel für Tebe liegt nicht einmal ein Jahr zurück. Wie kann Viktoria Berlin den starken Oberligisten bezwingen?

Prinzipiell erst einmal ein Tor mehr schießen als der Gegner (lacht). Nein im Ernst, wir werden den Gegner wie immer nochmal im Vorfeld analysieren. Nicht nur ich kenne den Kader von TeBe, viele Spieler kennen sich auch untereinander. Ich glaube, es kommen keine großen Geheimnisse der Spielweise des Gegners auf uns zu. Von daher glaube ich schon, dass es nach der Abtastphase ein sehr offenes Spiel wird.

Auf Sie als Torwart warten beim Finale also einige Duelle mit alten Bekannten. Die Freistöße von Thiago Rockenbach da Silva könnten gefährlich werden, aber auch Goalgetter Karim Benyamina könnte mit seinem Torinstinkt beim Finale öfter vor Ihrem Kasten auftauchen. Was denken Sie, auf welche Tebe-Qualitäten müssen Sie und Ihr Team besonders aufpassen?

Thiago kann nicht nur den direkten Freistoß, sondern auch exzellente Eckbälle oder Standards aus dem Halbraum spielen. Wenn Karim im Sechzehner an den Ball kommt, ist fast jedes Ding drin. TeBe hat einiges an Qualität. Auch Nils Göwecke hat einen guten Schuss aus der zweiten Reihe. Bekai Jagne ist Pfeilschnell. Ich habe mir auch schon ein bis zwei Spiele von TeBe angeschaut, da der Kontakt zu den Spielern noch besteht. Wir müssen aufpassen. Es wird eine große Aufgabe für uns, zu gewinnen. Aber auch TeBe kann geschlagen werden.

Sie sind der Kapitän der Regionalliga-Mannschaft und werden als Motivator, Antreiber und Vorbild für die jüngeren Spieler von Viktoria Berlin bezeichnet. Was bedeutet das für Sie?

Ich vergleiche das immer mit der Zeit, als ich noch jung war. Da stand ich auch in der Kabine von Wismut Aue mit Spielern wie den früheren polnischen Nationalspielern Andrzej Juskowiak oder Tomasz Kos. Die haben uns auch gesagt, auf was wir achten müssen. Das sehe ich jetzt bei unseren Spielern ähnlich, einfach durch die Erfahrung, die ich gemacht habe. Ich möchte das weitergeben. Das ist jedoch auch ein Prozess. Bei dem ein oder anderen Spielern muss man sicherlich auch öfter mal etwas sagen. Ich nehme diese Rolle aber gerne an und investiere auch abseits des Platzes die eine oder andere Minute für meine Mitspieler. Einige Spieler möchten ja auch noch im Profibereich ankommen. Da versuche ich alles Gelernte aus meiner Zeit, wie Motivation oder Eigendynamik an die Jungs mitzugeben. Umso mehr würde ich mich freuen, wenn der ein oder andere später noch im Profibereich landet.

Sie haben es ja bereits kurz angesprochen: In Ihrer Karriere spielten Sie schon in der 2. und 3. (Bundes)Liga für den FC Erzgebirge Aue. Wenn der damalige und heute noch amtierende Stammtorwart Martin Männel fehlte, waren Sie stets zur Stelle. Wie kam es zum Wechsel in den oberen Berliner Amateurfußball im Sommer 2013?

Irgendwann wurde ich unzufrieden in Aue. Nach Verletzungen von Martin kam ich zum Einsatz und habe meiner Meinung nach auch gute Partien absolviert. Doch mit der Zeit kam der Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass ich in Aue keine Chance bekomme. Martin war einfach gesetzt. Das musste ich einsehen.

Mein Ziel war es jedoch zu spielen. Ich wollte nicht mehr auf der Bank sitzen. Dann kamen Gespräche mit mehreren Vereinen. Der aufgezeigte Weg vom BFC Dynamo hatte mich einfach überzeugt. Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um zwei nach vorne zu gehen. Bis heute bereue ich das nicht. Es war eine super Zeit beim BFC.

Sollten Sie den Landespokal gewinnen, wen wünschen Sie sich in der 1. Runde im DFB-Pokal?

Erst einmal müssen wir das Finale gewinnen. Sicherlich würden viele Jungs einmal in ihrer Karriere gegen Bayern oder Dortmund spielen. Ich persönlich würde gerne nochmal gegen Eintracht Frankfurt spielen. Das ist mein Verein, dem ich in Deutschland die Daumen drücke. Ich gebe zu, hier würde ich mir sogar nochmal ein Eintracht-Trikot schnappen. Das Torwart-Trikot von Oka Nikolov hat mir damals nach der Niederlage mit Aue auch den Tag gerettet.

Vielen Dank für das Interview!

(Das Interview wurde am 25. April 2019 geführt.)

Programmheft zum Finale im AOK-Landespokal der 1. Herren