Ümit Ergirdi: Familienvater, Student, bald Pokalsieger?

Hofft auch im Pokalfinale Grund zum Jubeln zu haben: Ümit Ergirdi. Foto: Viktoria Berlin

Der Kapitän vom FC Viktoria 1889 Berlin im Interview mit dem BFV über das anstehende Pokalfinale, seine persönliche Zukunft und sein Studentenleben.

Gratulation zur Finalteilnahme! Gab es für Sie ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg ins Finale?

Die Partie in Lichtenberg in der zweiten Runde war definitiv nichts alltägliches, sondern ein klares Schlüsselerlebnis. In Lichtenberg zu spielen ist immer unangenehm, die Lichtenberger sind eine absolute Pokalmannschaft. Sie haben uns das Leben besonders schwer gemacht, in der Verlängerung konnten wir uns schlussendlich knapp durchsetzen. Besonders war es für mich allerdings auch, weil ich zwei Tore beigesteuert habe. (lacht)

Wie können Sie den BFC Dynamo im Finale besiegen?

Das wird ein Spiel auf Augenhöhe. Es werden zwei Mannschaften aus der Regionalliga aufeinander treffen, wir nehmen uns da gegenseitig nicht viel. Zwar sind wir in der Tabelle vor dem BFC, allerdings haben wir Mitte April das Ligaspiel gegen sie verloren. Das Finale wird jedoch ein ganz anderes Spiel werden. Ich denke am Ende werden tatsächlich die Tagesform und der Siegeswille entscheidend sein.

Sie erzielten bereits sechs Tore im Berliner Pilsner-Pokal, mit sieben wären Sie an erster Stelle der Torschützenliste. Spielt das eine Rolle im Hinterkopf?

Natürlich würde ich mich darüber freuen, das würde ich sehr gerne mitnehmen. Aber im Vordergrund steht selbstverständlich der Pokalsieg. Wenn ich ein Tor dazu beisteuern könnte, wäre das umso schöner.

Sie spielen mit Ihren 35 Jahren eine herausragende Saison, 13 Tore in 29 Spielen sind eine Hausnummer. Ihr Vertrag läuft allerdings zum Saisonende aus. Worauf sollte man sich in der Personalie Ergirdi einstellen?

Die Saison ist für mich bisher super verlaufen, so viele Tore in einer Saison zu schießen, ist schon etwas Besonderes. Das motiviert einen enorm. Solange die Gesundheit es mitmacht, möchte ich Fußball spielen. Ich denke daher, dass ich noch mindestens ein Jahr dran hängen werde - wenn es mehr werden, umso schöner.

Sie standen zuletzt 2014 im Pokalfinale - es könnte Ihr letztes Finale werden…

Das Finale im Berliner Pilsner-Pokal ist für mich etwas sehr besonderes. Ich hatte bereits das Glück mit Viktoria den Pokal zu gewinnen, das war ein unbeschreiblich geiles Gefühl. Zu wissen, dass es mein letztes Endspiel sein könnte, gibt mir nochmal einen extra Schub an Motivation.

46 Tore in 173 Spielen für Viktoria - es wäre sicher nicht übertrieben, Sie als Vereinsikone zu bezeichnen. Können Sie sich vorstellen nach Ihrer aktiven Karriere eine Position im Verein auszuüben?

Der Verein ist mir sehr ans Herz gewachsen, Viktoria ist für mich eine absolute Herzensangelegenheit. Daher kann ich mir durchaus vorstellen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, über meine aktive Karriere hinaus im Verein zu bleiben. Ob nun im Trainerteam oder im Management – darüber mache ich mir noch keine Gedanken, da ich weiter so lange wie möglich noch selbst Fußball spielen möchte.

Parallel zur aktiven Karriere studieren Sie und sind ebenfalls Familienvater. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?

Erstmal Hut ab vor meiner Frau, dass sie das so mitmacht (lacht). Das Gute an meinem Studium ist, dass ich mir zu Beginn des Semesters meinen Stundenplan selbst erstellen kann. Der wird dann dem Trainings- und Ligabetrieb angepasst. Es kann mitunter schon relativ anstrengend sein, ab und zu verpasse ich auch den einen oder anderen Kurs. Letztendlich klappt es aber immer irgendwie, man schläft zwar etwas weniger, aber das ist es mir wert. Mit dem Abschluss des Studiums werde ich nämlich auch wichtige Erkenntnisse für meine Zeit nach meiner aktiven Karriere erlangt haben – und wer weiß, vielleicht ergibt sich die Möglichkeit, dass ich mein Wissen dann auch im Verein einbringen kann.