Saison 15/16: 99,52 Prozent aller Fußballspiele verliefen störungsfrei

Die Zahlen bezüglich Störungen bei Fußballspielen in Deutschland sind rückläufig. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel.

Keine Gewalttaten, keine Fälle von Diskriminierung: Das meldeten die Schiedsrichter in 99,52 Prozent aller Fußballspiele in Deutschland in der gerade zu Ende gegangenen Saison 2015/2016.

Dieses Ergebnis geht aus dem Lagebild des Fußballs hervor, das auf den Angaben der Unparteiischen im DFBnet-Spielbericht basiert. In der am 30. Juni 2016 abgelaufenen Saison wurden von 1.581.197 Spielen genau 1.335.219 über den internetbasierten Meldebogen erfasst, was einer Abdeckung von 84 Prozent entspricht.

Die Referees, die in der Bundesliga genauso wie in der Kreisliga den Online-Spielbericht ausfüllen, meldeten in den vergangenen zwölf Monaten 6.382 Störungen, was einem Anteil von 0,48 Prozent entspricht. Im Einzelnen wurden 3.717 Gewalthandlungen (0,28 Prozent) und/oder 3.037 Diskriminierungsfälle (0,23 Prozent) registriert, die in 589 Fällen zu Spielabbrüchen (0,04 Prozent) führten.

„Jede Gewalttat ist eine zu viel"

„Jede Gewalttat, jeder Diskriminierungsfall, jeder Spielabbruch ist eine oder einer zu viel“, sagt Dr. Rainer Koch, 1. DFB-Vizepräsident, der für den Amateurfußball zuständig ist. „Doch die vorliegenden Zahlen machen deutlich, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass wir ein flächendeckendes Gewalt- oder Diskriminierungsproblem im Fußball haben – gerade auch hinsichtlich der vielen Flüchtlinge und Migranten, die in den Klubs spielen. Ganz im Gegenteil. Die erhobenen Daten zeigen, was der Fußball in den mehr als 25.000 Vereinen bietet: einen tollen Sport und eine gesellschaftliche Begegnungsstätte.“

Im Vergleich zur vorangegangenen Saison sind die festgestellten Störungen rückläufig – obwohl rund 90.000 Spiele mehr mit dem Online-Spielbericht erfasst wurden. In der Saison 2014/2015, als die Daten für das Lagebild erstmals erhoben wurden, hatten die Schiedsrichter Störungen bei 7.899 Spielen gemeldet, was einem Anteil von 0,63 Prozent entsprach, da von 1.594.351 Spielen 1.244.237 (78 Prozent) per Online-Meldebogen registriert wurden. Im Einzelnen handelte es sich damals um 4.517 Gewalthandlungen (0,36 Prozent) und/oder 3.780 Diskriminierungsfälle (0,30 Prozent), die in 572 Spielabbrüchen (0,04 Prozent) mündeten.

Bei den seitens der Schiedsrichter gemeldeten Beschuldigten handelte es sich in der gerade abgelaufenen Saison zu 58,15 Prozent um Spieler. Die Geschädigten setzen sich zu 49,03 Prozent aus Spielern und zu 39,81 Prozent aus Schiedsrichtern zusammen. In der Spielzeit 2014/2015 lautet das Verhältnis Beschuldigter-Geschädigter 57,49 Prozent Spieler zu 49,62 Prozent Spieler und 39,60 Prozent Schiedsrichter.

„Die Erziehung zum Fair Play ist unverzichtbare Aufgabe"

„Die Zahlen belegen, dass wir gut daran tun, Maßnahmen gegen Gewalttaten und Diskriminierungsfälle zu ergreifen“, sagt DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, der unter anderem für das Schiedsrichterwesen zuständig ist. „Die Erziehung zum Fair Play und das Sich-Bewusst-Werden der Vorbildfunktion der im Fußball Tätigen sind unverzichtbare Aufgaben, an denen wir permanent arbeiten.“

Unter anderem setzt der DFB das Gewaltpräventionskonzept Fair ist mehrflächendeckend mit allen Regional- und Landesverbänden um. Es fasst erprobte und bewährte Maßnahmen zusammen und ergänzt diese um neue Inhalte. Das Angebot des DFB umfasst mittlerweile Schulungs-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen, die Bereitstellung von Materialien und strukturelle Vorgaben.

Prof. Dr. Gunter A. Pilz , Gewaltforscher und DFB-Beauftragte für Gesellschaftliche Verantwortung, ordnet die Zahlen ein: „Der Fußball nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung ernst und setzt sich engagiert und zielstrebig für Fair Play und gegen Gewalt und Diskriminierung in jeder Art ein. Sicher ist hier noch Luft nach oben, aber wir dürfen nicht vergessen, dass im Fußball überwiegend ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind. Wir können und dürfen die Menschen an der Basis nicht überfordern. Und müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass viele Gewaltvorfälle im Amateurfußball - ja die überwiegende Zahl der schweren Gewaltvorfälle - nicht fußballspezifischer Natur sind.“ Laut Pilz werden vielmehr soziale, kulturelle oder gar weltpolitische Konflikte aus der Gesellschaft in den Sport hineingetragen.

„Nicht alles, was im Fußball passiert, ist vom Fußball gemacht, hat der Fußball zu verantworten und allein zu lösen. Der DFB, seine Landes- und Regionalverbände sowie die Vereine sind hier auch auf die Unterstützung der Institutionen der sozialen Arbeit angewiesen und fordern sie auf, sich dieser Herausforderung gemeinsam mit dem Fußball zu stellen“, so Pilz.

Wie kommen die Zahlen zustande?

Wie kommen die Zahlen zustande? Um einen Überblick über Gewalttaten und Diskriminierungsvorfälle im deutschen Fußball zu erhalten, erfassen der DFB und seine Landes- und Regionalverbände seit zwei Jahren entsprechende Daten und werten diese aus. Bundesweit sind die Schiedsrichter angehalten, unabhängig von der Spielklasse, bei jedem Spiel einen Online-Meldebogen (Spielbericht) auszufüllen. In erster Linie werden dort die Spieler registriert, die in der jeweiligen Partie antreten. Seit der Saison 2014/2015 werden die Unparteiischen zusätzlich über ein Datenblatt zu besonderen Vorkommnissen bei der Begegnung abgefragt. Konkret sind unter anderem folgende Fragen zu beantworten:

1. Gibt es eine Meldung zu Gewalthandlungen und/oder Diskriminierungen?

2. Wer war gemäß Ihrer Meldung beteiligt (Beschuldigter/Geschädigter)?

3. Hatte das Vorkommnis einen Spielabbruch zur Folge?

Als Gewalthandlung sollen Vorkommnisse gemeldet werden, in denen ein Beschuldigter einen Geschädigten körperlich angreift - beispielsweise durch Schlagen, Treten oder Spucken. Auch Versuche sind zu melden. Zudem ist eine Bedrohung als Gewalthandlung zu werten. Das heißt, die gemeldeten Gewalttaten decken das Spektrum von einer Ohrfeige bis zur schweren Körperverletzung ab.

Eine Diskriminierung liegt vor, wenn die Menschenwürde einer Person oder Gruppe verletzt wurde. Dies kann durch eine herabwürdigende Äußerung, Geste oder Handlung in Bezug auf Hautfarbe, Sprache, Religion, ethnische Herkunft, Alter, Geschlecht oder sexuelle Identität erfolgen.

Um die Schiedsrichter für diese Vorkommnisse zu sensibilisieren, hat der DFB ein Merkblatt mit den Definitionen und entsprechenden Erläuterungen erarbeitet. Zudem können sich die Unparteiischen mit Beginn der kommenden Saison mittels eines Online-Lernmoduls schulen.

Das Lagebild liefert einen Überblick über die Gesamtsituation auf Deutschlands Fußballplätzen und damit wichtige Anhaltspunkte etwa für die Arbeit der AG Fair Play und Gewaltprävention des DFB. Aber auch spezifisch für die einzelnen Landes- und Regionalverbände. Deswegen arbeitet der DFB weiter an der Aussagefähigkeit der Daten. So wird in der neuen Spielzeit ein Pilotprojekt im Bayerischen Fußball-Verband durchgeführt, in dem eine qualitative Validierung der im Online-Spielbericht abgegebenen Einschätzungen durch die Sportrichter erfolgt.

Saison 2014/15

Spiele 1.594.351

Spiele mit Online-Spielbericht 1.244.237 (78 %)

Spiele mit Störung 7.899 (0,63 %) 
- davon Gewalthandlungen 4.517 (0,36 %) 
- davon Diskriminierungen 3.780 (0,30 %)

Spielabbrüche 572 (0,04 %)

Saison 2015/16

Spiele 1.581.197

Spiele mit Online-Spielbericht 1.335.219 (84 %)

Spiele mit Störung 6.382 (0,48 %)
- davon Gewalthandlungen 3.717 (0,28 %)
- davon Diskriminierungen 3.037 (0,23 %)

Spielabbrüche 589 (0,04 %)