REstart – WEstart: Kampagne zum Saisonauftakt

Im Rahmen der Kampagne stellen wir euch verschiedene Protagonist:innen aus dem Berliner Fußball vor. Foto: BFV.

Zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach der Corona-Pause ruft der BFV seine Mitglieder zu Respekt und gegenseitiger Rücksichtnahme auf.

„Neben dem Sport hat mir vor allem die Gemeinschaft gefehlt“, sagt Emilia Nunold über die zurückliegende, pandemiebedingte Fußballpause. „Für mich gehört die Zeit nach dem Training und nach dem Spiel genauso dazu, wie die Zeit auf dem Platz selbst.“ Am 25. Oktober 2020 hat die Spielerin des SV Blau-Weiss Hohen Neuendorf ihr letztes Pflichtspiel in der Regionalliga Nordost der Frauen absolviert. Ab November des vergangenen Jahres zwang sie die Corona-Pandemie zu einer langen Fußballpause – keine Spiele, kein Training, keine Teamabende.

Wie Emilia Nunold ging es allen Amateurfußballer:innen in Deutschland. Erst seit Mitte Mai 2021 ist das Training in allen Altersklassen im Berliner Amateursport (zunächst unter strengen Auflagen) wieder erlaubt. Neun Monate hatte der Ball bis dahin geruht. „Zweimal die Woche haben unsere Trainer und teilweise auch wir Spielerinnen selbst ein Cyber-Training organisiert. Die Übungen hatten meist aber nichts mit Fußball zu tun, sondern eher mit Kraft und Koordination. Auch Yoga und Tanzen waren zur Abwechslung mit dabei“, erzählt Nunold.

Anspruchshaltung muss nach der Pause angepasst werden

Ähnlich wie das Frauenteam des SV Blau-Weiss Hohen Neuendorf haben die meisten Berliner Amateurmannschaften die Fußballpause überbrückt. Fitnesspläne für das Eigentraining, Online-Workout-Sessions in der Gruppe und digitale Teamabende gehörten in den Winter- und Frühlingsmonaten zum Alltag. Kein Wunder, dass die Begeisterung nach der Rückkehr auf die Plätze und die gespannte Erwartung vor dem bevorstehenden Saisonauftakt bei jedem:r Berliner Fußballer:in deutlich zu spüren ist.

Trotz der berechtigten Vorfreude, gilt es, nach einer derart langen Pause mehr denn je, die Anspruchshaltung ein wenig zurückzufahren, in den eigenen Körper hineinzuhören und auch die Mitspieler:innen, das gegenerische Team, die Schiedsrichter:innen sowie alle weiteren Beteiligten zu respektieren. Übermut und eine Falscheinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit beim Wiedereinstieg in den Spielbetrieb können das Verletzungsrisiko erhöhen. Dass der Saisonauftakt 2021/2022 kein normaler sein wird, weiß auch Abeh Sow, Teilnehmer des BFV-Integrationsprojekts FUSSBALL GRENZENLOS und Trainer beim FSV Hansa 07: „Ich habe ein wenig die Sorge, dass sich mehr Spieler:innen verletzen, weil sie nach den Lockdowns nicht mehr so fit sind“, sagt er und fügt an: „Wir versuchen uns der Situation aber natürlich anzupassen. Wir sind langsam ins Training gestartet, um die Spieler:innen nicht zu überfordern. Zudem haben wir viele Testspiele absolviert, um uns allmählich wieder an die Wettkampfbedingungen zu gewöhnen.“

Zeichen des Körpers in der Anfangszeit beachten

Ein reibungsloser Wiedereinstieg in die Wettkampfbelastung erfordere vor allem eine realistische Selbsteinschätzung aller Beteiligten, betont Prof. Dr. med. Bernd Wolfarth, Leiter der Abteilung Sportmedizin an der Berliner Charité. „Man sollte ehrlich zu sich sein und die eigene, aktuelle Leistungsfähigkeit realistisch betrachten: Konnte ich mich trotz des fehlenden Teamtrainings individuell fit halten? Bin ich schon wieder auf meinem alten Leistungsniveau? Welche Belastungen kann ich meinem Körper zumuten? Fragen wie diese sollte man sich nach der langen Pause stellen.“

Für den Saisonauftakt gibt der Sportmediziner den Berliner Fußballer:innen zudem einen Tipp mit auf den Weg: „In der Anfangszeit sollten die Zeichen des Körpers noch mehr beachtet werden als sonst, weil es Defizite geben kann und die Belastung zunächst ungewohnt ist. Wenn es zu einer Überbeanspruchung kommt, treten Schmerzen als Warnsignale auf. Wenn die Belastung nicht vertragen wird, ist es wichtig diese zu steuern und sich etwas mehr Zeit zu geben.“

Zusätzlich zu den körperlichen Belastungen, die der Wiedereinstieg in den Spielbetrieb mit sich bringt, birgt dieser auch mentale Herausforderungen. „Es ist ein Balanceakt zwischen dem Streben nach Leistungsverbesserung, das die meisten Sportler:innen antreibt, und der Einsicht, dass eine derart lange Pause vermutlich mit einer Leistungsverschlechterung einhergeht“, erklärt Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Leiter der Abteilung Leistungspsychologie am Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln und fügt an:. „Mögliche Ziele sollten an die erschwerten Bedingungen angepasst und realistisch formuliert werden. Eine positive Reflektion der gemeinsam überstandenen Pandemie-Zeit kann zudem motivierend auf ein Team wirken.“

Herausforderung auch für Schiedsrichter:innen

Aber nicht nur Spieler:innen und Trainer:innen haben es beim Wiedereinstieg mit einer Ausnahmesituation zu tun, auch die Berliner Schiedsrichter:innen stehen vor einer ungewohnten Herausforderung. „Die vielen Regeländerungen und die geringe Spielpraxis innerhalb der letzten zwei Jahre erfordert für die ersten Spiele noch mehr Vorbereitungsarbeit und Konzentration als sonst“, sagt der aktive BFV-Schiedsrichter Johann Schwarz. Er wünscht sich von allen Beteiligten deshalb vor allem gegenseitige Rücksichtnahme: „Wir befinden uns immer noch in einer Ausnahmesituation. Nichts ist vorhersehbar, auch wenn sich die Lage entspannt hat. Ich wünsche mir, dass wir das nicht vergessen und nicht leichtsinnig werden.“

Einen fairen und respektvollen Start in die Saison 2021/2022 wünscht sich auch der Berliner Fußball-Verband. In den sozialen Netzwerken wirbt der BFV deshalb in den kommenden Wochen unter dem Kampagnentitel „REstart – WEstart“ für eine gegenseitige Rücksichtnahme beim Wiedereinstieg in den Spielbetrieb. Alle Berliner Vereine sind dazu eingeladen, sich unter dem #WEstart an der Aktion zu beteiligen. In diesem Sinne wünscht der BFV allen seinen Mitgliedern viel Erfolg, Spaß und vor allem Gesundheit in der neuen Spielzeit!