Der vierte Spieltag der Pelada Berlin-Liga (Teil II)

Ein Archivfoto. Foto: Wendt

Der zweite Teil der Berichterstattung über den vierten Spieltag. Eine kuriose Schlussszene gab es bei Eintracht Südring gegen CFC Hertha 06 II.

All In oder Gelungenes Remake

Die Teams trafen letztmalig am finalen Spieltag der Berlin-Liga Saison 2016/17 aufeinander. Die spannende und kampfreiche Partie endete damals mit einem knappen 4:2-Sieg der Charlottenburger. Das heutige Spiel wurde quasi zum einem besseren Remake der Begegnung von November 2016. Dieselbe Spielstandentwicklung, derselbe Endstand, aber diesmal (größtenteils) mit anderen Akteuren und mit viel mehr Dramatik – alles was zu einem guten Thriller gehört. Den hohen Spannungsbogen verdankt dieser Krimi seinen Erzeugern – dem Schiedsrichtergespann Froh-Sahar, die, wie es sich bei den guten Drehbuchautoren gehört, den Zuschauer bis zur letzten Sekunde in ihrem Bann hielten. Aber dazu später mehr.
Lange passierte in dem Spiel nichts. Genauer gesagt, es passierte auf der Anzeigetafel nichts, die Begegnung an sich war trotz des 0:0-Spielstandes sehenswert und spannend. Der „echte Kreuzberger Verein“, der bis zu dem Spiel als einzige Mannschaft der Liga keinen Punktverlust zu verzeichnen hatte, zeigte sich wenig von dem namhaften Kader des Gegners beeindruckt und hatte in der Anfangsphase große spielerische Anteile. Mindestens zweimal hatte der BSC das 1:0 auf dem Fuß, ließ aber die Chancen liegen. Bei Hertha 06 machte sich bei manchen Spielern die fehlende Speilpraxis bemerkbar. Langsam  konnte aber die Mannschaft ins Spiel finden, zu nennenswerten Torchancen kam es aber kaum. Umso unerwarteter fiel der Führungstreffer für die Gäste: Badur schaffte es aus dem recht spitzen Winkel im Kampf gegen zwei Gegenspieler den Ball noch so zu treffen, dass der Letztere meuchlings über das Bein von Keeper Günther hüpfte und ins Netz rollte – 0:1, was auch gleichzeitig den Halbzeitstand bedeutete.

In der 23. Minute schoss S. Tüzen aus kurzer Distanz für die nun deutlich stärker spielenden Herthaner  das Tor zur 2:0-Führung. Dieses Gegentor hatte Hallo-Wach-Effekt auf die Kreuzberger, die eine Aufholjagd starteten. Maniscalco, der an dem Abend immer wieder die Abwehr des CFC terrorisierte, fand sich plötzlich ganz allein vorm Keeper Al Birkdar, und erzielte im Nachschuss das 1:2. Vier Minuten später drang Badache in den Strafraum der Gäste ein und legte quer auf den frei stehenden Shomela, der zum 2:2 einnetzte. Gleich darauf machte Hertha06-Trainer Wendt von seinem  Time-Out-Recht Gebrauch um seinem Team ein paar Takte zu flüstern. Die Auswirkungen machten sich bemerkbar gleich nach dem Anstoß – die „Grün-Rot-Weißen“, die heute nur in rot-weiß unterwegs waren, spielten viel aggressiver auf und kämpften um jeden Zentimeter des Spielfeldes. Das Pressing machte sich wett, jedoch nicht ohne Lächeln der Fortuna – der wuchtige Schuss von May ging an den Pfosten und sprang zurück in die Hände vom Goalie Günther, der jedoch den Ball nicht fixieren konnte und direkt vor die Füße von Castro fallen ließ. Der Letztere beförderte die Kugel mit der Hacke da, wo sie hingehörte – ins gegnerische Tor.
Doch die Taktik des offensiven Drucks trug auch dazu bei, dass Hertha 06 recht schnell das 5-Fouls-Limit erreichte. Die Südringer versuchten dies sich zunutze zu machen und setzten alles daran den sechsten zu provozieren. In der vorletzten Minute der Partie holten sie zur großen Unzufriedenheit der Gäste, die lautstark an den Schiedsrichter appellierten, den ersehnten 10m Strafstoß heraus, den aber Maniscalco nicht verwandeln konnte.

Der Vulkan der menschlichen Gefühle brauch aus, als es nur noch 30 Sekunden zu spielen waren. Herthas Kapitän Milarch foulte an seinem Gegenspieler, und Eintracht durfte wieder auf den Ausgleichstreffer vom 10m Punkt hoffen. Doch Schomela, der diesmal antrat, schoss den Ball weit über das Tor. Der darauffolgende Jubel der Hethaner verwandelte sich in den Aufschrei der Empörung – der Unparteiische ließ den Strafstoß wiederholen, da ein Hertha-Spieler sich vor dem Schuss bewegt haben sollte. Shomela nahm einen kurzen Anlauf und traf ins das obere Eck! Die Kreuzberger lagen sich bereits in den Armen, als die Pfeife des Schiedsrichters erneut läutete – der Strafstoß sollte nochmal wiederholt werden, aus dem gleichen Grund, wie vorher, nur war es diesmal ein Spieler von Eintracht, der den Schuss nicht abwarten konnte. Shomela stellte sich zu dritten Mal hinter dem Ball, scheiterte aber an Al Birkdar – diesmal endgültig.
Daraufhin waren die Kreuzberger gezwungen zu pokern  und schickten den fünften Feldspieler auf den Platz. Doch nach einem misslungenen Einkick 10 Sekunden vor dem Ende, wurde der Ball zur Beute von May der mit einem platzierten Linkschuss ihn über das ganze Feld ins leere Tor beförderte – Abspann…

BSC Eintracht Südring – CFC Hertha 06 II – 2:4 (0:1).
Tore: 0:1 (17) Badur; 0:2 (23) S. Tüzen ; 1:2 (24) Maniscalco; 2:2 (28) Shomela; 2:3 (32) Castro Barbera; 2:4 (40) May.
Gelbe Karte: D. Tüzen (Hertha 06 II)

Eine Nummer zu groß

Es gibt manche Paarungen, bei welchen in Bezug auf einen möglichen Gewinner sich nicht die Frage „Wer?“, sondern „Wie hoch?“ stellt. Leider ist es momentan eine Tatsache, dass die sympathische und äußerst faire (nur 1 Foul im gesamten Spiel) Truppe von Hansa07 Mannschaft eines ganz anderen Kalibers ist als ihr heutiger Kontrahent aus Reinickendorf. Die Hanseaten wehrten sich lange erfolgreich gegen Angriffe der Azuris, die ein ums andere Mal wie eine Brandung einschlugen. An einen Gegenangriff hatte das Heimteam keine Gelegenheit zu denken. Der einzige, der den gelangweilten Schlussmann von Beach Steven Puhlmann und seine Vordermänner zu fordern versuchte, war der noch im Laufe des Spiels von dem Gegner als „Iniesta“ getaufte Fixo des Außenseiters Martin Rojas, der im Alleingang sich oft gegen zwei bis drei Gegenspieler durchsetzte, aber am Ende ohne nötige Unterstützung seiner Mannschaftskameraden stets als Verlierer dieser Duelle da stand. Die Strandkicker dagegen taten ihre Sache solide mit nötiger Ruhe und Gelassenheit und bauten langsam der Druck auf, welchem Hansa07 gerademal so standhalten und sich mit einem ansehnlichen 0:2 in die Pause retten konnte. Allerdings brachen in der zweiten Halbzeit endgültig alle Dämme und der Spielstand wurde am Ende sogar zweitstellig, wohlgemerkt keineswegs unverdient in dieser Höhe. Nach diesem Ergebnis rutschten die beiden Teams in die diametral entgegengesetzten Richtungen in der Tabelle und belegten in dieser die beiden äußeren Positionen – Hansa07 fiel ab den letzten Rang 12, Beach United stieß aufgrund der besseren Tordifferenz die Scorpions vom Platz 1, wo die Mannschaft wegen der Spielpause in der Berlin-Liga für mindestens zwei Wochen bleiben wird.

Hansa 07 – Beach United – 0:11 (0:2).
Tore: 0:1 (8) Eryigit; 0:2 (19) Eryigit; 0:3 (23) Haberland; 0:4 (29) Schwerin; 0:5 (31) Eryigit; 0:6 (32) Çakmak; 0:7 (33) Puhlmann; 0:8 (36) Puhlmann; 0:9 (37) Eryigit; 0:10 (39) Haberland; 0:11 (39) Kalixto.
Gelbe Karten:  Fayoumi, Kalixto (beide – Beach United)

Das Beste zum Schluss

Dem Schiedsrichtergespann Hausen-Sahar wurde es bei dem Spiel wahrlich zu einer Herausforderung die tosenden Spieler im Zaum zu halten. Die Zuschauer, die an diesem Sonntagabend den Weg in die Halle am Steinplatz gefunden hatten, hatten dagegen dies sicherlich nicht bereut. Dieses Spiel zwischen zwei Teams mit technisch versierten aber teils eigenwilligen und undisziplinierten Spielern hatte Einiges zu bieten – von kreativen Spielzügen und temporeichem Futsal bis zu sehr unschönen und unfairen Aktionen mit anschließendem Handgemenge.
Von Beginn an ähnelte das Geschehen auf dem Parkett einem Pendel, das hin- und her schwang. Das Team von Berliner Athletik Klub, welches mit sechs Freestylern jedoch ohne einen festen Torwart anreiste, war entgegen aller Erwartungen die gefährlichere Mannschaft in der Anfangsphase des Spiels. In diesen ersten Minuten rückte der BCF-Torwart Kilian Pruschke in den Mittelpunkt, der mit starken Paraden ein ums andere Mal die Chancen des Gegners vereitelte. Die Ex-Gunners verweilten auch nicht lange in der Defensive und versuchten durch häufiges Passspiel ihre Tore zu organisieren, doch ihre Aktionen  waren weitaus weniger gefährlich.
Der erste Aufreger des Abends  ereignete sich in der 9. Minute nach der Eskapade von BAKs Louis Marschner gegen Marcel Knaack von BCF. Der Letztere beging ein Offensivfoul an seinem Gegenspieler, nach welchem Marschner zu Boden stürzte. Nach einem kurzen Wortwechsel sprang der Gefoulte fortan auf und rammte in Zidane-Manier mit der Stirn den Brustkorb seines Opponenten. Als logische Konsequenz gab es den direkten Platzverweis für Marschner. Diese Aktion provozierte aber einen Vergeltungsakt seitens der BCF Spieler, in Form von zwei weiteren kurz aufeinanderfolgenden Fouls an ihren Gegenspielern. Die Schiris hatten alle Hände voll zu tun.
Der erste, der sich wieder daran erinnerte, weshalb er eigentlich heute Abend auf dem Spielfeld ist, war der Offensivmann der Stadtkicker Benny Dowall, der in der 12. Minute den Führungstreffer für sein Team erzielte. Das Tor rüttelte auch den BAK wach, der eine Minute später durch Hatipoglu ausgleichen konnte. Danach vergab die Gäste wieder einige Chancen. Die alte Fußballregel gilt auch für Futsal – nach einem schönen Spielzug mit anschließendem Doppelpass schoss Dowall eine Minute vor der Pause sein zweites Tor zum Halbzeitstand 2:1.

Der Beginn der zweiten Hälfte würde von den Ballkünstlern in rot, die eher damit beschäftigt waren mit diversen Freestylemoves den Gegner zu provozieren, förmlich verschlafen – in der Minute 24 erhöhte Heinrich mit einem Schuss aus kurzer Distanz auf 3:1. Sekunden später gelang Nico Beyer von BCF ein wahres Kunststück – der Stürmer konnte sich den Ball mit den Zehenspitzen nacheinander gegen drei Kontrahenten behaupten und schob ein zum 4:1.

Langsam realisierten die Gäste, dass die Partie durchs Jonglieren nicht gewonnen werden kann, und stellten ihr Spiel komplett um. Ab da gab es wirklich interessanten und ansehnlichen Futsal von BAK. Der Doppeltorschütze Felix-Can Yanar sowie Ahmad Lalli, der einen Löwenanteil der gegnerischen Fouls am eigenen Leib spüren musste, wussten positiv aufzufallen. Den verdienten Ausgleich erzielte in der 39. Minute Hatipoglu mit einem starken und platzierten Schuss aus der zweiten Reihe – Pruschke konnte noch den Ball an den Innenpfosten lenken, der von dort den Weg ins Netz fand.                   
Alles in allem, war es ein sehr spannendes Spiel, welches jedoch auch wegen des unsportlichen Verhaltens einiger Spieler in Erinnerung bleiben wird.

Berlin City Futsal – BAK – 5:5 (2:1).
Tore: 1:0 (12) Dowall; 1:1 (13) Hatipoglu; 2:1 (19) Dowall; 3:1 (24) Heinrich; 4:1 (24) Beyer; 4:2 (26) F.-C. Yanar; 5:2 (27) Andrijevic; 5:3 (28) F.-C. Yanar; 5:4 (31) J. Yanar; 5:5 (39) Hatipoglu.
Gelbe Karten: Knaack, Billerbeck (BCF) – Hatipoglu (BAK)
Rote Karte: Marschner (BAK)