Der vierte Spieltag der Pelada Berlin-Liga (Teil I)

Ein Archivfoto. Foto: Achim Engelhardt

Am 6. Mai 2017 ging es in der Pelada Berlin-Liga heiß her. Die „Skorpione“ wussten dabei zu überzeugen.

Skorpion sticht wieder zu

Den Gegner schön in die eigene Hälfte locken und dann aus der Defensive heraus dessen Fehler durch messerscharfe Konter bestrafen – mit der Taktik hatte sich der Grünaer BC vor zwei Jahren den Weg in die Regionalliga geebnet. Nun scheint jedoch diese Spielweise nicht mehr effektiv zu fruchten, jedenfalls nicht über die gesamte Spieldauer. Auch im heutigen Spiel ging das Team in grün-weiß schon in der 3. Minute durch Keist und Burde in zwei-Tore-Führung und zog sich daraufhin ad-hoc vors eigene Tor zurück, das Spielfeld dem Gegner überlassend. Die Mannschaft von 1894 II nahm die Einladung dankend an und begann das von Pascal Würfel gehütete Revier zu belagern. Doch es schien nicht einfach das grünaer Bollwerk zu durchbrechen. Abgesehen vom Anton Griethe’s Anschlusstreffer in der Minute 6, scheitertet die „Scorpions“, wie die Gäste sich selbst nennen, oft vor dem Tor, spätestens am Schlussmann Würfel. Die erste Halbzeit, welche dank der Nachsichtigkeit der Unparteiischen vom britischen Spielstil beider Mannschaften geprägt war, entwickelte sich in ihrer letzten Minute zu einem Mini-Thriller. Das bis dato fruchtlose Pressing  der Lankwitzer bewirkte einen Fehlpass und das darauffolgende Durcheinander in der Defensive der Grünaer, welches von Kaiser zum zwischenzeitlichen Gleichstand ausgenutzt wurde. Doch die Freude von 1984 II war nicht vor langer Dauer: vier Sekunden vor der Halbzeitsirene organisierte der Gastgeber einen seiner seltenen Abstecher in die gegnerische Hälfte und durfte anschließend einkicken. Der direkt darauf gehaltene Ball wurde noch vom Torhüter Deniz an die Latte gelenkt, doch der allgewärtige Kapitän des Ballklubs Keist erwischte noch die wegspringende Kugel und beförderte sie ins Netz zum 3:2 Pausenstand.

Der „psychologisch wichtige“ Treffer erwies jedoch dem einstigen Regionalligisten einen Bärendienst. Zum wiederholten Male in dieser Saison kam die Mannschaft wie auswechselt aus der Kabine. Der Ball war nach dem Anpfiff gerademal 13 Sekunden im Spiel, als ein scheinbar ungefährlicher Pass von Kaiser von der Mittellinie seinen Weg am Freund und Feind vorbei ins Netz fand. Die retrograde Metamorphose der „Grün-Weißen“, die nur mit mangelnder Fitness zu erklären ist, resultierte in wenig ansehnliche, blasse Aktionen, die meist mit einem Fehlpass oder einem Ballverlust endeten. Die „Scorpions“ dagegen spürten die Unsicherheit des Gegners und setzten diesen wieder stark unter Druck, diesmal jedoch mit einer wesentlich besseren Chancenverwertung als vor der Pause. Die stark aufspielenden Griethe und Ülker trafen kurz nacheinander und brachten die „All Black“ erstmalig in Führung in diesem Spiel. Die Kicker des Grünaer BC waren daraufhin gezwungen die Komfortzone zu verlassen und nach Antworten vor dem gegnerischen Tor zu suchen.  Burde konnte noch nach einem abgefangenen Fehlpass auf 4:5 verkürzen. Die Entgegnung der „Scorpions“ kam postwendend in Form von zwei Treffern von Rodger und Griethe. Das letzte Lebenszeichen seitens der Hausherren ertönte  nach einem von Keist ausgeführten mustergültigen Freistoß. In der Hoffnung noch auf den wegfahrenden Punktezug aufzuspringen, brachte Grünau der fünften Feldspieler auf das Parkett, musste dennoch am Ende die Flinte ins Korn werfen, als Kukolj mit einem Fernschuss das leer gelassene Tor des GBC erfolgreich anvisierte.

Die in der vergangenen Saison oft als „Kanonenfutter“ angesehenen „Skorpione“ erwischen in dieser Saison einen hervorragenden Start und belegen nun mit 10 Punkten aus 4 Spielen souverän die Tabellenspitze. Zufall oder gutes Teammanagement? Die kommenden Wochen werden die Frage mit Sicherheit beantworten.  

Grünauer BC – 1894 II  - 5:10 (3:2).
Tore: 1:0 (3), Keist; 2:0 (3) Burde; 2:1 (6) Griethe ; 2:2 (20) Kaiser; 3:2 (20) Keist; 3:3 (21) Kaiser ; 3:4 (28) Griethe; 3:5 (29) Ülker; 4:5 (32) Burde; 4:6 (33) Rodger; 4:7 (34) Griethe; 5:7 (34) Keist; 5:8 (37) Griethe; 5:9 (39) Kukolj; 5:10 (40) Taşkınça.

Gelbe Karten: Keist – Rodger, Griethe.

Da waren‘s nur noch zwei

Mit dem fortschreitenden Wettbewerb zeichnen sich langsam die ersten Trends ab. Für diese Paarung waren sie leider bisher unerfreulich: beide 2 Spiele, 2 Niederlagen, 0 Punkte, Plätze 11 und 12. So ging es in der Partie bei den Teams darum, die Pechsträhne zu beenden und die ersten Punkte einzufahren.
Zum spielerischen Inhalt der ersten Hälfte kann man leider nicht viel schreiben. Ja, es fielen insgesamt sechs Tore und ja, es gab sogar einen Sechsmeter, ein an sich recht seltenes Ereignis in einem Futsalmatch.  Doch im großen Ganzen war die von den Mannschaften gebotene Vorstellung das, was in der Journalistensprache oft als „müder Kick“ bezeichnet wird. Nach und nach setzte das Team aus Reinickendorf seine spielerische Überlegenheit in eine komfortable 4:0-Führung um, tat danach lediglich das Nötige um diese zu verteidigen. Bei den Brandenburgern offenbarten sich große Probleme im Spielaufbau, so endeten ihre Angriffe oft als  (um es im Darts-Jargon auszudrücken) „Lakritze“.  Für das Amüsement der Zuschauer sorgte allein der junge Spielmacher der Reinickendorfer Riwan Karasu, der mit seinen kreativen Soloaktionen, die leicht an Überheblichkeit grenzten, das 3:0 einleitete, sowie den 5:1-Halbzeitstand besiegelte.

Paradoxerweise gestaltete sich die zweite Hälfte, in der doppelt so wenig Tore fielen, viel interessanter als die erste. Brandenburg 03 begann plötzlich richtig gefährlich vors Tor der Füchse zu kommen. Die Nordberliner, die zu dem Zeitpunkt bereits 6:1 führten, waren scheinbar überrascht und ließen dem Gegner erstaunlich viel Platz. Als logische Konsequenz der Bemühungen der Brandenburger fiel das Tor durch Nikolai Pilot zum 2:6. Dass dies der letzte Torerfolg war, den die Heimmannschaft  in diesem Spiel verbuchen durfte, hatten die Füchse ihrem Schlussmann zu verdanken. Der sonst als Feldspieler agierende Joan Lehmann ging offensichtlich als Notersatz in dieser Partie ins Tor. Im Laufe der Begegnung zeigte die Nummer 20 beneidenswerte Torhüterqualitäten und avancierte zum Man of the Match. Dadurch konnte das Team aus Reinickendorf ungefährdet seine ersten drei Punkte holen und den letzten Tabellenplatz verlassen. Brandenburg 03 dagegen bleibt nach wie vor ohne Zähler und teilt nun mit ebenfalls punktlosem Hansa07 die beiden wenig begehrten Abstiegspositionen.        

Brandenburg 03 – Füchse Berlin Reinickendorf – 2:7 (1:5).

Tore: 0:1 (3) Boje; 0:2 (5) Haase; 0:3 (13) Mitchell; 0:4 (15) Boje; 1:4 (18, 6m) Draheim; 1:5 (20) Karasu; 1:6 (23, Eigentor) Said; 2:6 (27) N. Pilot; 2:7 (38) Haase.

Gelbe Karten: Smilevets – Boje; Mitchell