Scheckübergabe „1:0 für ein Willkommen" beim SC Minerva 93

BFV-Präsident Bernd Schultz (2.v.l.), Staatsministerin Aydan Özoğuz (3.v.l.) sowie DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel (4.v.l.) mit den Vereinsvertretern bei der Scheckübergabe. Foto: N. Streubel-Raidt.

Drei Berliner Fußballvereine leisten seit mehreren Jahren hervorragende Integrationsarbeit. BFV-Präsident Bernd Schultz, DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel sowie Staatsministerin Aydan Özoğuz würdigten dies nun persönlich.

Deutschlandweit zeichnete der DFB bereits 1337 Vereine mit der Mitte März 2015 gestarteten Kampagne „1:0 für ein Willkommen“ aus. Grund für die Auszeichnung sind die seit Jahren ehrenamtlich engagierten Vereine in Deutschland, die dem DFB den Anlass für eine Wertschätzung ihrer Integrationsarbeit gegeben hatten. Die Vereine erhalten dabei einen Scheck in Wert von 500 Euro, der als Starthilfe für die Bewerkstelligung künftiger Herausforderungen gedacht ist. In Berlin fanden bisher rund 30 solcher Scheckübergaben statt. Am 15. Dezember 2015 geschah dies für drei Berliner Vereine in einem ganz besonderen Rahmen: Ins Vereinshaus des SC Minerva 93 kamen unter anderem DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel, BFV-Präsident Bernd Schultz und Staatsministerin Aydan Özoğuz, um die Vereine Veteran Flambeau Club Berlin, Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 und den SC Minerva 93 für ihre jahrelange Integrationsarbeit entsprechend zu würdigen.

Ansprachen verdeutlichten die Wichtigkeit der Integrationsarbeit

Der 1. Vorsitzende des SC Minerva 93, Dietmar Gottemeier, begrüßte die zahlreichen Gäste im Vereinshaus des SC Minerva. Danach eröffnete Bernd Schultz mit seiner Ansprache die Gesprächsrunde: „Diese Termine sind dafür da, die Bedeutung der geleisteten Integrationsarbeit in den Vordergrund zu stellen“, so Schultz. Danach meldete sich Aydan Özoğuz zu Wort. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration berichtete von den vielen positiven Rückmeldungen der Vereine zur Kampagne. „Obwohl es nicht viel Geld ist, die Wertschätzung der Vereine ist enorm“, sagte Özoguz beeindruckt zum Feedback der Vereine. DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel stellte fest: „Das was die Vereine leisten ist Ehrenamt im wahrsten Sinne des Wortes. Die Scheckübergaben können daher nur eine Anerkennung für die Vereine sein, die seit Jahren für hervorragende Integrationsarbeit stehen“.

Wertschätzung der Vereine

In einer anschließenden Diskussionsrunde verdeutlichten die anwesenden Vereinsvertreter vor allem ihre Dankbarkeit für die entgegengebrachte Unterstützung. Dabei wurde aber auch deutlich, dass alle drei Vereine seit Jahren wertvolle Integrationsarbeit geleistet haben. Dietmar Gottemeier erzählte von seinen Erfahrungen beim SC Minerva 93: „Diese Form der Willkommenskultur ist unheimlich wertvoll. Es ist wichtig die Flüchtlinge abzuholen und ihnen zu zeigen: wir interessieren uns für euch“.

Mehmet Matur, Integrationsbeauftragter des BFV, sagte bei der Diskussionsrunde im Hinblick auf kommende Aufgaben: „Die Strukturen müssen weiter ausgebaut werden. Manchmal fehlt es an den einfachsten Dingen, etwa an einem Pullover für das Wintertraining“. Bernd Schultz ergänzte: „Die Kinder fühlen sich durch die Aufnahme in die Vereine sehr integriert“. Und auch Özoğuz weiß den Beitrag der vielen ehrenamtlichen Helfer zu schätzen: „Vor allem sind es menschliche Begegnungen, die sich wohl jeder wünschen würde, der Heim und Land unter so dramatischen Bedingungen verlassen muss(…)“.

Teilnahme der Flüchtlinge am Spielbetrieb ein Thema

Auch aktuelle Probleme wurden bei der Diskussion thematisiert. Zum Schutz für Kinder und Jugendliche schärfte die FIFA vor einigen Jahren die Richtlinien zur Aufnahme von minderjährigen Fußballer/-innen aus dem Ausland. Der DFB musste diesbezüglich auch Änderungen im Pass- und Meldewesen vornehmen. Aktuell führt dies besonders bei Flüchtlingen zu Verzögerungen für den Erhalt der Spielberechtigung. Natürlich können Vereine die Flüchtlinge jederzeit mittrainieren lassen und in den Verein integrieren. Allerdings dauert es 30 Tage vom Tag der Antragsstellung, bis die Flüchtlinge am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen können. Grindel kennt dieses Problem, aber erklärt auch die Hintergründe: „14- bis 15-Jährige werden international gescoutet. Deshalb sollen Kinder und Jugendliche natürlich auch geschützt werden.“

Wenn die Flüchtlinge dann spielberechtigt sind, bereichern sie die Vereine. „Vereinsvertreter kommen auf uns zu: Dank Flüchtlingen können Mannschaften ausgebaut werden. Viele Vereine hätten ihre 2.Mannschaften sonst abmelden müssen“. Eine „Win-Win-Situation“, so Grindel zu den Entwicklungen in den Vereinen. Der DFB-Schatzmeister berichtete stolz, dass überall in Deutschland Vereine für die Flüchtlinge aktiv geworden sind.

Auch die Beschlagnahmung von Turnhallen zur Unterbringung von Flüchtlingen war ein Thema. „Ich habe großes Verständnis für die Flüchtlinge. Wir brauchen allerdings die Rahmenbedingungen, um die Flüchtlinge auch weiterhin in die Sportvereine zu integrieren“, sagte BFV-Präsident Bernd Schultz mit Blick auf die zahlreichen Berliner Sporthallen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden und somit vielen Sportvereinen nicht mehr zur Verfügung stehen.

Scheckübergabe und Spiel zwischen Flüchtlingsmannschaften

Der SC Minerva 93 bietet jugendlichen Geflohenen die Möglichkeit, auf dem Vereinsgelände zu trainieren. Nach der Scheckübergabe an die Vereine fand auf dem Kunstrasenplatz des SC Minerva 93 ein Trainingsspiel zweier Mannschaften statt. Eigentlich nichts Besonderes, jedoch bestanden die beiden Mannschaften ausschließlich aus jungen Flüchtlingen. Die Freude, losgelassen von allen Problemen, war den Flüchtlingen nahezu ins Gesicht geschrieben. Doch auch die fußballerischen Fähigkeiten der jungen Menschen wussten zu überzeugen. Für die Flüchtlinge gab es zudem T-Shirts, Trinkflaschen, Brotdosen und weitere Kleinigkeiten, die dankbar angenommen wurden.

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