Kleiner Syrer ganz groß im Fußball

Ein kleiner Junge flüchtet ohne seine Eltern vor dem IS nach Deutschland. Geschafft hat er es trotzdem. Nicht zuletzt durch den Fußball.

Kurz vor Weihnachten 2014 kommt Mohammed in Deutschland an. In Damaskus geboren, flüchtet der 11 Jahre alte Syrer vor dem Islamischen Staat. Sein Vater wurde, so heißt es, vom IS entführt, seine Mutter ist in Syrien geblieben. Auf sich allein gestellt, ist er auf der Flucht. Zusammen mit anderen erreicht er mit einem Flüchtlingsboot Europa. Über eine Route durch Griechenland gelangt Mohammed schließlich nach Deutschland.

Aufgrund seines Alters und, weil er Deutschland ohne Eltern erreicht, kommt Mohammed in einem Kinderheim unter. Hier wächst er nun zwischen deutschen Kindern in Marzahn auf. Dort wird sich zunächst auf Englisch verständigt. Syrische Dolmetscher gibt es keine. Viel wird mit Gesten artikuliert. Im Kinderheim erhält Mohammed von nun an Deutschunterricht. Heute - nur zwei Jahre später - spricht er schon gut und lernt fleißig weiter. Im Kinderheim ist Mohammed jedoch nicht das einzige Flüchtlingskind: Abdullah ist ein weiterer Junge, geflüchtet aus Syrien. Auch er kam ohne Eltern mit seinem Bruder nach Deutschland.

Fußball als Mittel zur Integration

Der Anfang im Kinderheim gestaltet sich schwer, da es zu wenige Psychologen gibt, die Arabisch sprechen. Mohammed kann sich den Betreuern jeder Zeit mitteilen und sich auf Unterstützung verlassen. Die Geschehnisse aus Syrien verarbeiten, muss er jedoch allein. Hier hilft Mohammed der Fußball. Er erklärt: „Durch den Fußball kann ich abschalten. Ich muss mich auf das Spiel konzentrieren und vergesse so andere Dinge um mich herum.“

Trainiert wird Mohammed von Susi Dutz. Sie ist Trainerin der D-Junioren des Vereins BSC Marzahn. Sie betreut mehrere Heimkinder und traf so auch auf Mohammed.

Unter den Kindern sind mehrere Geflüchtete. Ihr Verein bietet den Kindern ein zwangloses Umfeld und leichtere Integration. „Kinder haben keine Berührungsängste. Sie gehen zwar behutsam vor, aber auch fordernd. Das hilft neuen Kindern in der Gruppe“, erklärt Dutz. Die ehemalige Jugendleiterin fügt hinzu: „Fußball stellt bei der Integration eine große Rolle dar. Die Kinder kommen spielerisch zusammen und lernen, ihre Stärken zu nutzen.“ Mohammed oder „Mo", wie er von allen genannt wird, hat sein Talent schnell gefunden. Seine Trainerin berichtet: „Mohammed ist ein toller Läufer. Er ist ballsicher und auf dem Platz komplett in seinem Element.“ Seine Position hat Mohammed in der rechten Abwehr.

Schnell in Deutschland eingelebt

Im Heim und beim Sport lernt Mohammed von Anfang an deutsch durch die Betreuer. Seit dem 1. September 2016 besucht er die Wilhelm-Busch-Schule in Marzahn. Sein Lieblingsfach ist selbstverständlich Sport. Er ist ein guter Schüler und hat viele Freunde. „Für die Kinder bin ich die Kontaktperson zwischen Schule und Heim“, so Susi Dutz. „Deshalb ist es umso schöner, dass hier alle integriert werden und sich zu einem Team entwickeln.“

Fair-Play auch unter den Kleinsten im Fußball

Der BFV wurde durch Janne Weinreich auf Mohammed aufmerksam. Janne, der genauso alt ist, hatte nach einem Turnier der D-Junioren in Ahrensfelde den Pokal für den besten Spieler geholt. Er hatte zuvor von Mohammed und seiner Vergangenheit gehört und trat den Pokal an den kleinen Syrer ab. Der 12 Jahre alte Janne hat so ein großes Zeichen für das Fair-Play auf dem Fußballfeld gesetzt.

Wie Janne möchte auch Mohammed später professionell Fußballspieler werden. Sollte das nicht funktionieren, hat er trotzdem große Pläne. Ansonsten möchte er gern Zahnarzt werden. Kontakt zu seiner Mutter und seinen Geschwistern in Damaskus hat Mohammed regelmäßig. In Deutschland bleiben, will er jedoch auf jeden Fall, am liebsten als Profi-Fußballer.

BFV-Projekt FUSSBALL GRENZENLOS

Der Berliner Fußball-Verband hat ein Willkommensprojekt für geflüchtete Menschen ins Leben gerufen. Ziel ist es, Flüchtlingen das Angebot zu ermöglichen, in Berlin Fußball zu spielen. Das Projekt FUSSBALL GRENZENLOS - Ein Willkommensprojekt wird durch den BFV mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Gegenbauer Unternehmensgruppe organisiert. Im Zentrum steht eine bessere Interaktion zwischen Flüchtlingsunterkünften und den Berliner Fußballvereinen.

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