Blindenfußball-Bundesliga: Marburg holt den Titel im Sechsmeterschießen

Foto: Carsten Kobow/DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Der SG FC Viktoria Berlin/PSV Köln gelingt auch am Finalspieltag kein Sieg. Das Team schließt die Saison auf dem sechsten Tabellenplatz ab.

Mit dem Titelgewinn der Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg endet die 12. Saison der Blindenfußball-Bundesliga. Der Fluch hält an. Der FC St. Pauli hatte die Saison als Tabellenerster beendet, doch wieder einmal holte sich beim Finale der Tabellenzweite die Meisterschale. Nach dem 2:2 in der regulären Spielzeit fiel die Entscheidung beim Penaltyschießen. Für die Sportfreunde BG Blista Marburg ist es der fünfte Titelgewinn. „Es war ein hochklassiges Finale. Beide Mannschaften haben großartige Offensivaktionen gezeigt. Und Nationaltorwart Sebastian Themel war beim Penaltyschießen einfach überragend“, sagte Marburgs Trainer Manfred Duensing nach dem Spiel.

Im Spiel um den dritten Platz waren auf dem Tbilisser Platz in Saarbrücken am Samstag um 13 Uhr bei mehr als 30 Grad Schalke 04 und Borussia Dortmund aufeinandergetroffen. Wie es sich für ein Revierderby gehört, ging es rustikal zur Sache. Intensive Zweikämpfe wechselten sich ab mit Tempodribblings und vielen Torraumszenen. Am Ende hüpften die „Königsblauen“ und skandierten „Derbysieger, Derbysieger“. Schalke gewann 3:0 durch Tore von Bayram Dogan, Hasan Koparan und des türkischen Nationalspielers Ali Cavdar. Das Spiel um den fünften Platz nutzte Rekordmeister MTV Stuttgart nach einer verkorksten Saison für ein wenig Frustabbau. 8:0 schlugen die Schwaben die Spielgemeinschaft FC Viktoria Berlin/PSV Köln

Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft

Einige ehemalige Bundesligaspieler und mit Philipp Wollscheid sogar ein Nationalspieler bewiesen in Saarbrücken ganz viel Mut. Sie traten an gegen eine Auswahl von Blinden-Nationalspielern. „Es war brutal“, klagte Andy Buck danach über verdammt lange fünfzehn Minuten für die Promis. Den Pokal (mit dem VfB Stuttgart) und die Meisterschaft (mit dem 1. FC Kaiserslautern) hatte er gewonnen, in Saarbrücken war’s nicht einmal der sprichwörtliche Blumentopf. Und Philipp Wollscheid sagte: „Heute waren die die Sehenden und wir die Blinden. Sobald der Sehsinn ausgeschaltet wird, steht man da wie Falschgeld. Dagegen konnten unsere Gegner Mitspieler und Ball immer exakt lokalisieren.“ Nach dem Abpfiff ließ sich der sehende Wollscheid von Alexander Fangmann, Kapitän der Blinden-Nationalmannschaft, erklären, wie die Tore überhaupt gefallen waren.

„Wir wollen den Blindenfußball in der Mitte der Gesellschaft platzieren. Das wachsende mediale Interesse gefällt uns gerade deshalb sehr“, sagte DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, der später die Meisterschale überreichte. So berichtete etwa am Samstagabend die ARD-Sportschau aktuell und am Sonntag „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ über das Finale in Saarbrücken.

Hochklassiges Finale

Um 16.05 Uhr wurde das Endspiel angepfiffen. Der Tabellenerste FC St. Pauli als Favorit gegen den Tabellenzweiten und vierfachen Meister aus Marburg. Doch all das bedeutete beim Anpfiff nichts mehr. Das Finale von Saarbrücken musste die Entscheidung bringen. Der erst 19-jährige Jonathan Tönsing schoss seine Hamburger in Führung. Vor dem Finale hatte Tönsing gleichauf mit Marburgs Alican Pektas in der Torjägerliste gelegen. Beide hatten je 16 Saisontore erzielt. Fünf Minuten vor der Halbzeitpause erzielte Tönsing sein 17. Tor. Sein Linksschuss flog rechts neben dem Pfosten ins Netz. Doch kurz darauf traf der starke Taime Kuttig zum 1:1. Vom Freistoß weg reichte Kuttig ein Schritt nach rechts, dann knallte er den Ball unhaltbar unter die Latte. Noch immer war nicht Halbzeit. Tönsing eroberte den Ball an der Bande gegen Kuttig und dribbelte über das gesamte Feld. Sein Schuss wurde stark abgefälscht und es hieß 2:1 für den Favoriten.

Auch die zweite Halbzeit bot intensiven, hochklassigen Blindenfußball. Wenige Minuten vor dem Abpfiff kullerte dann ein durchaus haltbarer Schuss Kuttigs zum 2:2 über die Linie. Es kam zum Sechsmeterschießen. Nationaltorwart Sebastian Themel parierte spektakulär die ersten beiden Schüsse der Hamburger durch Tönsing und Horn. Als Kuttig traf, war alles entschieden. „Ich habe alles rausgehauen. Beim entscheidenden Penalty war ich 100 Prozent konzentriert. Jetzt kann die Europameisterschaft kommen“, sagte Taime Kuttig. Und dann zogen alle Spieler des Finaltags auf Einladung der DFB-Stiftung Sepp Herberger gemeinsam zur Players Night in eine Saarbrücker Lokalität.  

Die Ergebnisse in der Übersicht:

Spiel um Platz fünf:

MTV Stuttgart – SG FC Viktoria Berlin / PSV Köln (8:0)

Spiel um Platz drei:

FC Schalke 04 – Borussia Dortmund (3:0)

Finale um die Deutsche Meisterschaft:

SF BG Blista Marburg – FC St. Pauli (4:2, nach Sechsmeterschießen)

 

Platzierungen:

1. SF BG Blista Marburg

2. FC St. Pauli

3. FC Schalke 04

4. Borussia Dortmund

5. MTV Stuttgart

6. SG FC Viktoria Berlin / PSV Köln

 

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