BFV-Vizepräsident Gerd Liesegang über die Fairplay-Geste des Monats

BFV-Vizepräsident Gerd Liesegang. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel

Die BFV-Redaktion sprach mit Gerd Liesegang über die Fairplay-Geste des Monats des Berliner Fußball-Verbandes und über faires Verhalten auf Berliner Fußballplätzen.

Guten Tag, Herr Liesegang. Die Fairplay-Geste des Monats ist im Berliner Fußball-Verband schon seit Jahren etabliert und gilt deutschlandweit als Vorreiter. Wir freuen uns, Ihnen als Initiator einige Fragen stellen zu dürfen.

BFV-Redaktion: Was genau ist die Fairplay-Geste des Monats und seit wann gibt es sie?

Gerd Liesegang: Die Fairplay-Geste ist ein Wettbewerb zur Förderung von fairem Verhalten auf unseren Fußballplätzen. Es gibt sie seit der Saison 2007/2008 in Berlin.

Ist es richtig, dass die Berliner Fairplay-Geste des Monats als Vorreiter für den DFB und andere Landesverbände fungierte?

Zumindest haben wir die Idee beim DFB vorgetragen. Dort gibt es seit 1996 die Aktion „Fair ist mehr“. Bei dieser Aktion werden jährlich Auszeichnungen auf dem Gebiet des Fairplay verliehen. Allerdings gerieten aufgrund dieses zwölfmonatigen Abstands viele gemeldete Gesten wieder in Vergessenheit, was zu einer Stagnation von Meldungen beim DFB führte. Wir vergeben die Fairplay-Geste monatlich (Anm. d. Red.: Außer in den Monaten Juni und Juli.)und sorgen so dafür, dass dieses Thema immer aktuell ist. Fast alle Landesverbände zeichnen nun auch ihre Fairplay-Gesten des Monats aus.

Wie hat sich die Wahrnehmung und Resonanz in den letzten Jahren verändert? Hat der Wettbewerb zu einer Etablierung des Fairplay-Gedankens im Berliner Spielbetrieb beigetragen?

Seit es diesen Wettbewerb gibt, haben wir viele herausragende Meldungen erhalten. Alleine monatlich erreichen uns sehr viele tolle Hinweise.

Die Wahrnehmung hat sich verändert. Kleinigkeiten, die wir als „normal“ wahrnehmen, können große Gesten zu Grunde haben. Was wir vielleicht als selbstverständlich sehen, kann für den einzelnen oder eine Mannschaft, für die es auf dem Platz um viel geht, eine große Herausforderung sein. Es sind oft die kleinen Dinge am Rande eines Spiels, die zu den großen Gesten im Sport zählen.

Wie kann jemand, der faires Verhalten beobachtet hat, dieses für die Fairplay-Geste des Monats vorschlagen?

Das ist ein unkomplizierter Vorgang. Eine einfache Mail mit Beschreibung der Geste an den BFV oder mich (gerd.liesegang@berlinerfv.de) reicht meistens aus oder auch über das Anmeldeformular. Wir sind eine kleine Jury, die die Meldungen sichtet, bewertet und gegebenenfalls auszeichnet. Aber jeder erhält ein kleines Dankeschön, vor allem auch der Meldende.

Was gibt es für Preise und welche Unternehmen unterstützen die Aktion?

Die Siegermannschaft oder Mannschaft des Siegers bekommt 15 T-Shirts mit einem „Anti-Gewalt“-Aufdruck. Man kann sie nicht kaufen, sondern man muss sie sich durch eine faire Aktion verdienen. Hier möchte ich aber der BVG danken, die uns seit Jahren diese T-Shirts zur Verfügung stellen. Seit 2013 unterstützt uns auch die Initiative Berliner Freunde sowie die Firma Grohe, die bei der Fairplay-Geste des Jahres eine große Rolle spielt.

Die Fairplay-Geste des Jahres wird nun auch seit 2013 verliehen. Wem kann diese Ehre zuteilwerden und welche Preise erhalten die Gewinner?

Aus allen zehn Fairplay-Gesten des Monats werden drei besonders faire Aktionen ausgewählt. Diese werden dann auf dem jährlichen BFV-Neujahrsempfang ausgezeichnet. Die erstplatzierte Aktion erhält den Titel „Fairplay-Geste des Jahres“. Der Sieger erhält einen Scheck über 750 Euro, die Zweit- und Drittplatzierten erhalten einen Scheck über 500 beziehungsweise 250 Euro. Die Schecks werden gestiftet von der Firma Grohe. Darüber hinaus wird der Berliner Sieger mit den Siegern aus den anderen Landes- und Regionalverbänden vom DFB zu einem Länderspiel eingeladen. Aus allen Teilnehmern wird auch hier noch einmal ein Sieger gekürt, der die DFB-Fairplay-Medaille erhält.

Welche Geste ist Ihnen bis heute im Gedächtnis geblieben?

Da haben sich in den letzten Jahren sehr viele tolle Aktionen angesammelt. Die letzte Aktion des Gewinners der DFB-Fairplay-Medaille fand ich eigentlich sehr schön: ein junger Spieler aus Brandenburg übergab seinen „Spieler des Turniers“-Pokal spontan an einen kleinen Jungen aus Syrien, der in Marzahn Fußball spielt und vor circa zwei Jahren ohne Eltern nach Deutschland flüchtete. Aber das ist nur ein Beispiel von einigen sehr rührenden und vorbildlichen Aktionen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Elf Jahre läuft er nun schon erfolgreich, wir sind bundesweit der Antreiber für diesen Wettbewerb gewesen. Für uns Berliner ist es ein schönes Gefühl, dass fast alle Landes- und Regionalverbände die Fairplay-Geste des Monats auszeichnen.

Mein Wunsch ist es, dass sich die Trainer unserer Jugendmannschaften bewusst sind, in welcher Vorbildfunktion sie von unseren Jugendlichen wahrgenommen werden. Spaß und Fairness sollten auf dem Platz Vorrang haben, ab und zu sollte es vielleicht auch mal einen Applaus für den Spielpartner geben. Dann können wir in diesem Zeitraum, den die Jugendlichen in unseren Vereinen verbringen, Freude, Sportgeist und Gerechtigkeit verbreiten. Gleiches gilt natürlich auch für den Erwachsenenbereich.

Vielen Dank für dieses Interview und weiterhin viel Erfolg mit dieser tollen Aktion.