Ramadan im Fußball: Herausforderung und Bereicherung

Ülver Sava, Burak Isikdaglioglu und Ecevit Özman (von links nach rechts) erzählten dem BFV vom Fußball-Alltag während des Ramadans. Fotos: privat.

Anlässlich des Ramadans sprach der BFV mit muslimischen Fußballern über den Alltag im Fastenmonat.

Laut Koran (Sure 2, Nummer 185) sollen Muslime im Zeitraum des Monats Ramadan (2019: 5. Mai bis 4. Juni) zwischen der Morgendämmerung und dem Sonnenuntergang fasten, das heißt, der Gläubige darf nichts essen und trinken. Schwangere, Stillende, Kranke, Kinder oder Frauen während ihrer Menstruation sind von der Fastenpflicht befreit, sollen diese jedoch zum Teil später nachholen oder eine Fastenersatzleistung erbringen.

Während es in einigen stark muslimisch geprägten Ländern feste Gesetze zur Einhaltung der Fastenpflicht gibt, verhält sich der Zentralrat der Muslime in Deutschland toleranter, was beispielsweise die Fastenzeit bei Profisportlern angeht. Diese dürfen ihre Fastenzeit außerhalb des Ramadans nachholen, da sie unter einer hohen körperlichen Belastung stehen.

Die Herausforderung im Amateur- und Jugendfußball

Ausgenommen sind jedoch die Amateurfußballer, die, wenn es nach dem deutschen Zentralrat der Muslime geht, während des Ramadans die Fastenpflicht einzuhalten haben. Trainer/innen und Spieler/innen werden dadurch jährlich vor eine große Herausforderung gestellt: „Das Problem ist, dass man beim Fasten bei hohen Temperaturen sehr schnell durstig wird. Denn wenn das Training oder das Spiel sehr früh am Tag stattfindet, kann man bis zum Abend nichts essen und trinken“, fasst Ülver Sava, 1. Vorsitzender des NFC Rot-Weiß, die hauptsächliche Problematik des Ramadans in Bezug auf Fußball zusammen. Er gibt den fastenden Spielern seinen persönlichen Rat mit: „Um damit besser umgehen zu können, sollte man sich mit seiner Religion befassen und in sich gehen. Vor allem das Verständnis und Mitgefühl für ärmere Menschen wächst, weil man das Gefühl von Hunger kennenlernt.“

Neben Maßnahmen, wie der Reduzierung des Trainingspensums oder von Trainingseinheiten, werden vor allem Kommunikation und Toleranz als essentielle, zu berücksichtigende Faktoren des Ramadans im Fußball aufgeführt. Burak Isikdaglioglu (Sportlicher Leiter Jugend, Berliner AK 07) sagt, man müsse sich als Trainer immer wieder folgende Fragen stellen: „Was kann gefordert werden? Wie ist der Zustand des Spielers?“ In seinen Augen sollte man als Trainer unbedingt tolerant gegenüber der Religionsausübung des Spielers sein und Rücksicht nehmen: „Aber ein Spieler, der überzeugt ist und an das glaubt, was er macht, der schafft es auch“, so Isikdaglioglu.

Der Ramadan schweißt zusammen

Der Ramadan steigert nicht nur die Wertschätzung von Nahrung und Gesundheit, sondern stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl der Mannschaften: „Bei uns im Verein ist der Ramadan immer eine Zeit, in der wir gemeinsam das Fastenbrechen durchführen und zusammen essen“, erzählt Ecevit Özman, Sportlicher Leiter bei Türkiyemspor Berlin, über den Fastenmonat bei ihm im Club. Auch Ülver Sava befürwortet das gemeinsame Iftar (Fastenbrechen) beim NFC Rot-Weiß: „Wir haben unser Training während des Ramadan nach Möglichkeit so gelegt, dass wir genau zur Zeit des Fastenbrechens fertig geworden sind. Dann haben wir alle gemeinsam gegessen. Jeder hat etwas mitgebracht und alle haben untereinander geteilt. Selbst die, die nicht muslimischen Glaubens sind, haben sich beteiligt.“ Der Ramadan kann das Mannschaftsgefüge stärken und Toleranz schaffen sowie Wissen über eine vielleicht fremde Religion vermitteln.

Darüber hinaus betont Sava bezüglich des Ramadans jedoch: „Ich bin der Auffassung, man kann und darf niemanden zum Fasten zwingen. Denn dann würde derjenige nicht mehr aus Überzeugung fasten, sondern aus Zwang und das wiederum widerspricht den Grundprinzipien des Islams, wie ich es interpretiere.“

Der BFV bedankt sich bei Burak Isikdaglioglu, Ecevit Özman und Ülver Sava für die interessanten Einblicke und wünscht allen fastenden Fußballerinnen und Fußballern in Berlin einen gesegneten und friedvollen Ramadan.

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