„Ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.“

Wolfgang Sandhowe hat mit dem Finaleinzug des Berliner SC bereits Vereinsgeschichte geschrieben. Foto: Berliner SC.

Wolfgang Sandhowe, Trainer des Berliner SC, sprach im Interview unter anderem über die Bedeutung des Berliner Pilsner-Pokals für sein Team.

Am 21. Mai 2018 (Pfingstmontag) findet um 17:00 Uhr das Endspiel im Berliner Pilsner-Pokal der 1. Herren statt. Die ARD überträgt diese und sechs weitere Partien in einer Livekonferenz im Rahmen des Finaltags der Amateure. Für den Berliner SC handelt es sich um die erste Finalteilnahme im Berliner Landespokal. Die Mannschaft von Trainerroutinier Wolfgang Sandhowe trifft im Endspiel auf den Titelverteidiger BFC Dynamo. Aus diesem Anlass sprach der Berliner Fußball-Verband mit BSC-Trainer Sandhowe.

 

Herr Sandhowe, zunächst herzlichen Glückwunsch zum Einzug ins Finale des Berliner Pilsner-Pokals. Sie stehen mit dem Berliner SC vor einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte. Was bedeutet die Finalteilnahme für den Verein?

Der Verein hat noch nie das Finale erreicht, auch kein Halbfinale, deswegen ist das ein Traum für uns, der in Erfüllung gegangen ist. Der ganze Verein lebt das mit und jeder beschäftigt sich mit diesem Spiel. Es tut dem Berliner SC gut, auch für die Außendarstellung des Vereins. So sieht man auch außerhalb von Grunewald und Berlin-Liga, was diese große Familie Berliner SC erreicht hat. Das ist wirklich schön.

 

Gab es ein Schlüsselerlebnis auf dem Weg ins Finale?

Bei den Gegnern, die wir zugelost bekamen, habe ich der Mannschaft immer gesagt, dass wir aufpassen müssen, gerade auch, weil wir zum Teil bereits in der Liga auf sie trafen. Gegen Preußen musste ich die Mannschaft zum Beispiel wachrütteln, dass es im Pokal nicht einfach wird, nur weil wir sie in der Liga 4:0 geschlagen haben. Nach dem 6:4-Sieg habe ich in der Kabine dann aber gemerkt, dass die Jungs auch wirklich wollen und einen Hebel umgelegt haben. Das war ein Schlüsselerlebnis. Und dann das Halbfinale gegen Mahlsdorf, bei dem eine ganz spezielle Stimmung in der Kabine war. Alle waren fokussiert. Hinzu kam noch, dass durch den Tod unseres Mitspielers Dami Camara ein ganz besonderes Gefühl zu spüren war, das ich als Trainer lange nicht mehr hatte. Die erste halbe Stunde haben die Jungs noch schwach gespielt, aber anschließend waren wir souverän und sind verdient ins Finale eingezogen. Und die Feier danach... Das war für den ganzen Verein ein Traum und einfach sehr schön.

 

Sie spielen gegen den Titelverteidiger BFC Dynamo. Mit welchen Mitteln wollen Sie den Regionalligisten bezwingen?

Die Favoritenrolle ist klar verteilt, das wissen wir alle. Aber jetzt, einige Zeit nach dem Tod von Dami, sind wir langsam wieder eine Einheit geworden. Klar, sie sind besser als wir, aber wir werden motiviert spielen, wir werden rennen. Natürlich rechnet keiner damit, dass wir was machen, aber der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Wir wollen versuchen, dieses kleine Fünkchen, das wir an Hoffnung haben, auszubauen und zu nutzen.

 

Gibt es eine besondere Vorbereitung auf das Pokalfinale?

Ich habe im Training schon ein bisschen angezogen, denn ich habe das Team von Dynamo gesehen. Die sind alle gut trainiert, der BFC spielt relativ schnellen Fußball mit Diagonalbällen und die Mannschaft ist uns auf jeden Fall körperlich überlegen. Ich habe zu meinen Jungs gesagt, dass es schwer wird, aber am Boden haben wir eine kleine Chance. Und die wollen wir nutzen. Außerdem trainieren wir in Vorbereitung nur noch auf dem großen Platz, weil das Dynamo-Stadion sehr groß ist. Ich kann sagen, wir haben das, was wir können, im Rahmen unserer Möglichkeiten getan, um uns gut vorzubereiten.

 

Nach dem Pokalfinale stehen noch vier Spiele in der Berlin-Liga auf dem Programm. Rückt der Liga-Alltag durch das Endspiel nun in den Hintergrund?

Ja, das Gefühl habe ich auch. Die Mannschaft spricht sehr viel vom Pokalfinale. Aber nach den letzten drei Siegen in der Liga, ist der Alltag auch wieder bewältigt. Dennoch wird natürlich viel vom Finale gesprochen, weil es für unseren Berliner SC nun mal das Größte ist. Wir stehen aktuell auf Platz 4, in dem Bereich wollen wir uns halten, dann haben wir eine gute Serie gespielt. Im Pokal werden wir alles geben und dann schauen wir mal, was möglich ist.

 

Mit Blick auf die nächste Saison: Welche Ziele haben Sie? Die Konkurrenz in der Berlin-Liga ist hoch, Mannschaften wie Mahlsdorf, Tasmania oder Croatia spielen stets vorne mit. Möchten Sie diese Teams langfristig hinter sich lassen? Als Trainer haben Sie ja bereits weit höherklassig trainiert.

Unser Ziel ist, dass wir in der nächsten Saison eine gute Rolle spielen – und wenn's geht: aufsteigen! Das muss man aber natürlich auch finanziell bewältigen können. Ich selbst war bereits in Istanbul Trainer, ich war Co-Trainer bei Hermann Gerland, ich war in Braunschweig, habe Magdeburg vor dem Abstieg gerettet... Das war alles schön, aber ich fühle mich bei diesem kleinen Verein einfach sauwohl, weil es familiär ist. Ich arbeite mit Leuten zusammen, die ehrlich miteinander umgehen, da muss ich auch einfach mal den 1. Vorsitzenden der Fußballabteilung Christian Haase und Martin Maslowski hervorheben – es macht riesigen Spaß mit ihnen zu arbeiten, weil sie auch einfach ganz saubere Charaktere sind und alles für den Verein tun. Aber auch meine Trainerlaufbahn geht irgendwann mal zu Ende, da wäre der Pokalsieg Richtung Abschluss natürlich das Allergeilste. Aber ich will noch 2-3 Jahre trainieren, ich bin immer noch heiß.

 

Sollte es mit dem Traum vom Pokalsieg klappen: Welchen Gegner würden Sie sich für die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals wünschen?

Ich habe schon zu meinem Kumpel Hermann Gerland gesagt: „Wenn wir es gegen Dynamo schaffen, dann ziehen wir euch in der ersten Runde des DFB-Pokals und dann gibt es nur auf die Socken.“ Da hat er gelacht. Die Realität sieht vielleicht anders aus, aber man darf ja wohl mal träumen. Also Wunschgegner: Bayern München.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

(Stand: 7. Mai 2018)

Aktuellste News