„Draußen muss drin sein“: Petition an Politik übergeben

Die gemeinsame Petition des DFB und DOSB für den Amateur- und Breitensport ist der Politik in Berlin symbolisch überreicht worden.

Fast 100.000 Menschen haben innerhalb von drei Wochen die gemeinsame Petition des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unterschrieben, welche die Wiederzulassung des Freiluftsports fordert. Zu den Unterstützer:innen gehören prominente Namen, wie Bundestrainer Joachim Löw, Nationalspieler Robin Gosens, die zweimalige Europameisterin Celia Sasic und Weltmeisterkapitän Philipp Lahm. Am Mittwoch, den 9. Juni 2021 ist das Ergebnis der Petition der Politik zugegangen.

Die symbolische Übergabe erfolgte auf dem Sportplatz des BFV-Mitgliedsvereins SC Berliner Amateure durch Vertreter:innen von DFB, DOSB, Berliner Fußball-Verband, Landessportbund Berlin (LSB) und Amateurvereinen. Der Berliner Senator für Inneres und Sport, Andreas Geisel, nahm das Dokument mit der Zahl der Unterstützer:innen (exakt 96.582) stellvertretend für die Konferenz der Ministerpräsident:innen der Länder entgegen. Darüber hinaus ist dem Vorsitzenden der Ministerpräsident:innenkonferenz und Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, sowie dem Vorsitzenden der Sportminister:innenkonferenz, Roger Lewentz, ein offizielles Schreiben mit den gesammelten Unterschriften zugegangen.

Die wichtigsten Forderungen des Amateur- und Breitensports

Darin sind nach der Aufhebung der bundesweiten Notbremse die wichtigsten Forderungen des organisierten Amateur- und Breitensports an die Konferenz der Ministerpräsident:innen zusammengefasst:

  1. Freiluftsport muss wieder flächendeckend ohne jegliche Beschränkung bei Einhaltung der jeweiligen Hygienekonzepte möglich sein.
  2. Bei weiter sinkenden Infektionszahlen, steigender Impfquote und weniger schweren Krankheitsverläufen muss der Wettkampfbetrieb des Amateursports schnellstmöglich wieder uneingeschränkt zugelassen werden.
  3. Auch die schrittweise Rückkehr von Zuschaueenden auf die Sportplätze muss mit der Wiederaufnahme des Wettkampfbetriebs möglich sein. Hier darf es zu keiner Ungleichbehandlung der Sportveranstaltungen mit anderen Veranstaltungen kommen.

„Bedeutung des Sports ist nicht hoch genug einzuschätzen“

Die Vertreter:innen des Sports nutzten in der Hauptstadt die Gelegenheit, die Übergabe der Petition mit eindringlichen Appellen an die Adresse der Politik zu unterlegen: „Sport war und ist kein Pandemietreiber, der Sport ist mit seinen 90.000 Vereinen dringend erforderlich für Gesundheit in unserem Land. Man kann die Bedeutung des organisierten Sports gar nicht hoch genug einschätzen. Ich wünsche mir, dass man das stärker sieht“, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Die stellvertretende Generalsekretärin Heike Ullrich betonte: „Vereine geben vielen Menschen Halt, Vereine sind für viele Menschen Familie und Heimat. Im Verein werden Werte gelebt, das ist unbezahlbar. Uns ist sehr bewusst, dass wir weiter Hygienekonzepte benötigen werden. Ich habe da großes Vertrauen in unsere Sportlerinnen und Sportler, in unsere Klubs. Wir haben in den letzten 15 Monate alle sehr viel gelernt.“

„Die soziale Aufgabe der Vereine wird unterschätzt“

Neben den beiden DFB-Vertreter:innen war der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes, Bernd Schultz, bei der Petitionsübergabe mit vor Ort. Der Deutsche Olympische Sportbund wurde durch seinen Vizepräsidenten Wirtschaft und Finanzen, Kaweh Niroomand, repräsentiert. Thomas Härtel vertrat den Landessportbund Berlin. Hinzu kamen Vorstandsmitglieder und Spieler:innen des gastgebenden SC Berliner Amateure und des FFC Berlin.

„Es ist ein riesiges Glücksgefühl, dass die Kinder wieder raus können und Sport treiben dürfen“, schilderte Yvonne Schumann, Vorsitzende des FFC Berlin und Mitglied im BFV-Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball: „Ich wünsche mir sehr, dass der Amateursport bei der Politik nicht untergeht und dass nicht nur an den Profibereich gedacht wird.“ Gleicher Ansicht war auch Herbert Borchert, Vorsitzender des SC Berliner Amateure, der sich ebenso über die Rückkehr der Kinder auf den Platz freute: „Die Kids gehören auf Platz. Wir arbeiten hier sehr kontrolliert, wir sind ein multikultureller Verein mit Mitgliedern aus mehr als 20 Nationen, dafür müssen wir etwas tun. Ein weiterer Lockdown wäre sehr, sehr kritisch.“

„Was möglich ist, muss möglich gemacht werden“

„Die Politik muss nun eine aktive Rolle für die sportliche Bewegung speziell im Sinne der Jugend einnehmen. Der Sport ist bereit. Er hat bewiesen, wie flexibel, wie kämpferisch und wie sozial er ist“, apellierte DOSB-Vizepräsident Kaweh Niroomand an die Politik.

Andreas Geisel, Senator für Inneres und Sport in Berlin, nahm die zugespielten Bälle offen auf: „Der Sport spricht zurecht an, dass Schäden entstanden sind. Ich muss akzeptieren, wenn in dieser Größenordnung geäußert wird, dass der Sport sich nicht angemessen wahrgenommen fühlt. Absichtlich ist das nicht geschehen. Ich verstehe die Ungeduld, die dahintersteckt. Ich kann versichern, uns war immer bewusst, welche Bedeutung der Vereinssport hat, vor allem für Kinder und Jugendliche. Wir haben stets um die richtigen Entscheidungen gerungen. Insgesamt waren es sehr schwere eineinhalb Jahre. Der Trend macht nun Hoffnung, ich bin erleichtert, dass die Infektionszahlen sinken.“ Für Berlin kündigte Geisel an, dass ab 18. Juni 2021 Spiele wieder möglich und keine Tests mehr im Außenbereich fürs Training nötig sein dürften.