Annett, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in den DFB-Beachsoccer-Bereich. Du hast gerade erst am DFB-Futsal-Cup teilgenommen. War der Aufstieg im Beachsoccer absehbar?
Nein, absehbar war das für mich nicht. Ich war überrascht und erfreut zugleich. Futsal und Beachsoccer teilen sich beim DFB zwar eine Abteilung, sind dennoch zwei verschiedene Bereiche. Auch regeltechnisch gibt es Unterschiede zwischen beiden Disziplinen.
Was hat dich dazu bewegt Beachsoccer-Schiedsrichterin zu werden?
Ich spiele seit einiger Zeit bei Beachkick Berlin, dem einzigen Frauenbeachsoccer-Team in Deutschland. Die Begeisterung für diesen Sport und die Leidenschaft zur Schiedsrichterei haben mich dazu bewegt, in diesem Bereich ebenso Schiedsrichterin zu werden. Den Entschluss dazu habe ich im vergangenen Jahr beim Euro Winners Cup in Portugal gefasst. Darüber nachgedacht habe ich jedoch schon etwas länger.
Fußball ist in der Außenwirkung immer noch eine sehr männlich dominierte Sportart. Du bist Assistentin in der 1. Frauen-Bundesliga und hast in den letzten Jahren die Entwicklungen im Frauenbereich miterlebt. Welche Erfahrungen machst du diesbezüglich beim Beachsoccer?
Der Bereich Beachsoccer steckt noch in den Kinderschuhen und ist eine Randsportart, von der kaum etwas in den Medien zu lesen oder zu sehen ist. Aktuelle Informationen über Turniere und Ereignisse bekommt man überwiegend über die sozialen Netzwerken. Andere Nationen sind uns da bereits einige Schritt voraus. Deshalb ist es erstaunlich, dass wir nur ein einziges reines Beachsoccer-Team in Deutschland haben und das in der "Strandmetropole" Berlin. Obwohl das Interesse und die Nachfragen bei den Turnieren an uns Frauen immer groß sind, wird es in schwer werden, einen Ligaspielbetrieb oder eine Nationalmannschaft, wie es im Herrenbereich bereits vorhanden ist, zu etablieren.
Wie sehr unterscheiden sich Beachsoccer und Fußball? Gibt es eine andere Herangehensweise bei der Spielvorbereitung für dich als Schiedsrichterin?
Beachsoccer ist eine Art Fußball im Sand. Grundsätzlich gilt wie auf dem Rasen auch: Das Runde muss in das Eckige. Beachsoccer wirkt für mich eleganter, leichtfüßiger und ist gleichzeitig viel anstrengender, weil die Fortbewegung im Sand nicht so einfach ist wie auf festem Untergrund. Gleichzeitig ist es aber auch eine gelenkschonendere Sportart. Es wird mit vier Feldspielern und einem Torhüter gespielt, was bei einer Spielfeldgröße von mindestens 35x26 Metern konditionell nicht zu unterschätzen ist.
Meine Spielvorbereitung unterscheidet sich darin, dass meine Tasche leichter ist, weil ich keine Fußballschuhe und Fahnen mitnehmen muss. Spaß beiseite - es wird barfuß gespielt und demnach haben auch die Unparteiischen beim Beachsoccer keine Schuhe an. Aber im Bereich Regelkunde gibt es einige Unterschiede in Bezug auf die Freistöße und das Torwartspiel bzw. den Spielfeldaufbau mit den beiden durchgängigen Strafräumen. Durch die 4-Sekunden-Regel bei allen Spielfortsetzungen wird das Spiel schnellgehalten.
Du bist Fußball-, Futsal- und Beachsoccer-Schiedsrichterin. Wie lässt sich das alles miteinander vereinen?
Die Beachsoccer-Session überschneidet sich nur knapp mit dem Fußball, national zumindest. Im Bereich Futsal hatte ich noch nicht so viele Einsätze. Ich möchte mich derzeit noch nicht entscheiden müssen, weil jede Sportart für sich ihren Reiz hat.
Und nebenbei bleibt noch noch Zeit für einen Kinobesuch? Wie sehr beeinflusst deine sportliche Karriere dein Privatleben?
Dank der Unterstützung meiner Stationsleitung, dem Rückhalt in der Partnerschaft und Familie sowie einem guten Zeitmanagement bleibt auch für einen Kinobesuch oder andere Aktivitäten Zeit.
Nicht zu vergessen, dass es sich bei der Schiedsrichterei und dem Spielen um ein Hobby handelt. Die Termine müssen mit meinem Dienstplan vereinbar sein und gut geplant werden. Dann klappt es auch mit dem Pfeifen.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in der kommenden Beachsoccer-Session.