Ailien Poese erwirbt Fußball-Lehrer-Lizenz

v. l. n. r.: Friedrich Curtius (DFB-Generalsekretär), Horst Hrubesch (DFB-Sportdirektor), Ailien Poese (BFV-Trainerin) und Reinhard Grindel (DFB-Präsident). Foto: Getty Images

In feierlichem Rahmen erhielten am 20. März 2017 25 Absolventen ihre Fußball-Lehrer-Lizenz in der Hennes-Weisweiler-Akademie in Gravenbruch.

Ob Joachim Löw, Jürgen Klopp oder Jupp Heynckes – wer in Deutschland im Profi-Bereich Trainer werden möchte, muss die Schulbank der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef drücken.

Die Fußball-Lehrer-Lizenz ist gleichbedeutend mit der UEFA-Pro-Lizenz und die Ausbildung ist alles andere als ein Kinderspiel: Von rund 70 bis 80 Kandidaten bekommen nur 25 eine Einladung zum zehnmonatigen Lehrgang. Die Lehrtage gehen nicht selten von acht bis 19 Uhr, tausende Folien gibt es zu verstehen. Der finale Prüfungsteil beinhaltet jeweils eine Klausur, eine mündliche Prüfung, eine Lehrprobe, einen freien Vortrag sowie einen Praxistest der eigenen fußballerischen Fähigkeiten. 

All das sind Strapazen, die Ailien Poese gerne auf sich genommen hat. Die Verbandstrainerin des Berliner Fußball-Verbands ist neben ihren männlichen Kollegen die einzige Absolventin des diesjährigen Lehrgangs. Aber das störte sie gar nicht, im Gegenteil: „Ich fand es schon im Vorfeld nicht beängstigend oder dergleichen, die einzige Frau zu sein – die Jungs waren alle klasse und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich denke, dass die Ausbildung den ganzen Horizont des Fußballs allumfassender beleuchtet, was sie auch so interessant macht. Wer nicht nur 'in seiner Suppe' kochen möchte, dem empfehle ich es auf jeden Fall", so ermutigt Poese ihre Trainerkolleginnen, es ihr gleich zu tun. Bereits 1985 gab es die erste Absolventin - Tina Theune, die Weltmeistertrainerin von 2003.

Praktikum beim 1. FC Union Berlin

Teil der Trainerausbildung ist unter anderem ein zwölfwöchiges Praktikum. Getreu dem Motto „alte Liebe rostet nicht“ absolvierte Poese, einst aktive Fußballspielerin beim 1. FC Union Berlin, dieses an der Alten Försterei. Die Nachwuchs- und Frauenabteilung kannte sie bereits durch ihre vergangene Arbeit bei den Köpenickern, der Profibereich war für sie hingegen neu: „Ich habe tolle Einblicke in die Arbeit erhalten. Besonders hinsichtlich der Organisation während einer Saison und der Spielvorbereitungen und -auswertungen konnte ich viel lernen. Der 1. FC Union hat mich sehr familiär aufgenommen, ich habe aus dieser Zeit sehr viel für die Trainingsarbeit, aber auch für den Umgang untereinander in einem solch großen Team mitnehmen können.“

Fokus auf die Berliner Talentförderung

Poese selbst sieht ihre Zukunft weiter beim BFV: „Ich möchte gerne die Struktur in der Talentförderung der Mädchen weiter verbessern und vor allem transparenter machen. Wir haben in den letzten Jahren schon vieles in Bewegung gebracht, aber es gibt noch einige Dinge, die optimiert werden können. Zuerst einmal möchte ich an dem Ziel einer einheitlichen Konzeption weiterarbeiten und meine Ideen einbringen und bestmöglich umsetzen. Ich bin sehr glücklich, einen Beitrag zur Talentförderung in Berlin leisten zu können und denke nicht darüber nach, dies in den nächsten Jahren zu ändern.“

Ihre Zielstrebigkeit ist dabei besonders bemerkenswert: Bereits in der Vergangenheit zeigte sie in einem Interview mit dem FC Union Fan-Blog „Textilvergehen“ ihre Entschlossenheit den Berliner Frauen- und Mädchenfußball voranzutreiben, forderte dort unter anderem, dass sich mehr Trainer/innen durch Qualifizierung weiterbilden. Heute, sechs Jahre später, geht sie mit gutem Beispiel voran.

Die 25 Absolventen des 63. Fußball-Lehrer-Lehrgangs:

Ismail Atalan, Volkan Bulut, Christoph Dabrowski, Damir Dugandzic, Ramon Gehrmann, Heiko Gerber, Patrick Glöckner, Andreas Golombek, Michael Hartmann, André Hofschneider, Tomasz Kaczmarek, Christian Kucharz, Marco Kurth, Stefan Leitl, Daniel Petrowsky, Ailien Poese, Timo Rost, Michael Schiele, Florian Schnorrenberg, Josef Steinberger, Filip Tapalovic, Alexander Ukrow, Volkan Uluc, Tim Walter, Torsten Ziegner.

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