Interview mit Mehmet Matur: 10 Jahre im Präsidium des BFV

BFV-Präsidialmitglied Mehmet Matur im Interview. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel

Mehmet Matur feierte am Ende des vergangenen Jahres sein 10-jähriges Jubiläum als Präsidiumsmitglied des Berliner Fußball-Verbandes. Im Interview blickt er zurück und spricht über die Entwicklung in der Integrationsarbeit.

 Berliner-Fussball.de: Sie sind jetzt seit 10 Jahren Mitglied im Präsidium des Berliner Fußball-Verbandes. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Erst einmal bin ich froh, dass ich damals Ja gesagt habe, nachdem Bernd Schultz mich gefragt hatte, ob ich mit dabei sein will. Nach sorgfältiger Überlegung und Absprache mit meiner Frau und meiner Familie habe ich die Arbeit schließlich aufgenommen. Ich finde es ist nach wie vor eine tolle Aufgabe, das Thema Integration zu fördern. Es ist schön den vielen Vereinen und Menschen mit Migrationshintergrund zu zeigen, dass sie durch mich einen Vertreter im obersten Gremium des BFV haben.

Berliner-Fussball.de: Gab es Momente oder Ereignisse, an die Sie besonders gerne denken?

Ein großes Highlight war für uns alle natürlich die WM 2006. Das Finale in Berlin war eines der größten Ereignisse, an denen ich teilnehmen durfte. Eine Weltmeisterschaft im eigenen Land und das Endspiel in der eigenen Stadt, das werde ich nie vergessen. Für mich persönlich war einer der Höhepunkte auch die Integrationspreisverleihung 2008, bei der Türkiyemspor den 1. Platz belegte. Der damalige DFB-Präsident Theo Zwanziger war dabei, was eine große Würdigung für unsere langjährige Arbeit darstellte. Ebenfalls unvergesslich bleibt das Spiel der Priester gegen Imame im Katzbachstadion. Zusammen mit dem BFV organisierte ich die Begegnung, zu der auch Prinz Charles und Camilla zu Gast waren. Ich hatte hier die Möglichkeit, unsere Arbeit vorzustellen und sie somit einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Berliner-Fussball.de: Blicken wir auf die Entwicklung des Verbandes in den letzten 10 Jahren zurück. Was hat sich an Ihrer Arbeit verändert?

Ich glaube es war ein großer Vorteil für mich, dass ich aus dem inneren Kern der Vereine kam, um die es sich zu kümmern galt. Durch meine jahrelange Vereinstätigkeit bei Türkiyemspor und mein Amt als 2. Vorsitzender des Türkischen Sportbegegnungszentrums hatte ich Kontakt zu fast allen türkischen Vereinen. Aber auch mit Croatia oder Hellas standen wir immer in Verbindung. Das hat es mir ermöglicht, bestimmte Projekte ideal auf die Vereine zuzuschneiden. Da es zum Beispiel oft Defizite in der Vereinsführung gab, haben wir Seminare organisiert, in denen Themen wie das Pass- und Meldewesen, Vereinssteuerrecht, Mitgliedergewinnung, Betreuung oder Sponsoring behandelt wurden. Das hat die Vereine nachhaltig gestärkt und unter anderem wegen Aktionen wie diesen ist die Situation heute eine wesentlich bessere. Wir haben die Vereine auch regelmäßig zu Treffen beim Verband eingeladen, an denen auch unser Präsident Bernd Schultz teilnahm. So haben wir die Nähe zu den Menschen hergestellt und konnten zeigen, dass immer ein offenes Ohr da ist.

Berliner-Fussball.de: Das heißt, die Entwicklung in Sachen Integration in den letzten 10 Jahren lässt sich durchaus positiv beurteilen?

Auf jeden Fall. Entwicklungen wie etwa die Einführung des Integrationspreises sind ein großer Erfolg. Mich hat auch immer das Ziel bewegt, die Vereine untereinander näher zu bringen. Vorher wurde das Thema etwas oberflächlich angegangen, richtig gefördert wurde es nicht. Wir haben immer wieder versucht, das Verständnis für beide Seiten zu wecken. Wir konnten zum Beispiel vielen Vereinen zeigen, dass man von Migranten im Verein sehr profitieren kann. Nicht nur als Spieler sondern auch als Verantwortliche.

Berliner-Fussball.de: Wie haben sich die Schwerpunkte ihrer Arbeit verlagert: Wo lagen sie früher und wo gibt es heute noch Handlungsbedarf?

Wie gesagt, wir haben viel erreicht. Aber wir sind natürlich noch nicht am Ende. Das sieht man vor allem auch an den aktuellen Entwicklungen in unserer Gesellschaft: Das was zum Beispiel in Paris passiert ist, erzeugt Wut und Hass gegen Islamisten, aber eben auch teilweise gegen Muslime. Bewegungen wie Pegida bekommen dadurch Aufwind. Wir als Gesellschaft müssen uns geschlossen dagegen stellen. Und als Vereine haben wir die Aufgabe, dass diese Unruhe nicht auf den Fußballplatz kommt. Der Fußball darf nicht instrumentalisiert werden. Wir sind noch nicht soweit, dass wir diesen Punkt erreicht haben, aber wir machen Fortschritte.

Berliner-Fussball.de: 10 Jahre BFV – Wie lautet ihr Fazit?

Durch die Arbeit hat sich vieles verändert: Ich habe viele Leute kennengelernt und in meinem Umfeld hat sich einiges verändert. Mir macht es weiterhin Spaß und es ist toll zu sehen, dass unsere Arbeit gewürdigt und verstanden wird. Das ist mir besonders wichtig. Zudem muss man sagen, dass unsere Arbeit ohne einen Präsidenten und ein Präsidium, das sich voll und ganz für das Thema Integration einsetzt, so nicht möglich wäre.