„Jeder Übungsleiter sollte den Grundlehrgang besuchen“

BFV-Redakteur Philipp Büttner sprach mit BFV-Verbandstrainer Ingo Weniger über die Trainerausbildung im Berliner Fußball-Verband und zeigt auf, wie der Weg der Ausbildung beschritten werden kann und wie Prüfungen genau verlaufen.

Die Aus- und Weiterbildung von Trainern besitzt beim Berliner Fußball-Verband oberste Priorität. Die Anzahl der Teilnehmer an den Lehrgängen ist seit mehreren Jahren konstant steigend. Trotzdem zögern immer noch viele Übungsleiter bei der Anmeldung. Verbandstrainer Ingo Weniger geht im Interview auf die Details bei der Aus- und Weiterbildung so wie viele weitere Fragen ein.

Herr Weniger, Sie sind als Verbandstrainer beim Berliner Fußball-Verband angestellt. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Als Verbandstrainer bin ich hauptverantwortlich für die Trainerausbildung im BFV. Ich bin jetzt 14 Jahre beim Verband. In den Jahren zuvor war ich in der Talentförderung, also auch im Bereich der Auswahlmannschaften involviert. Seit ein paar Jahren bin ich ausschließlich für die Aus- und Fortbildung zuständig.

Es gibt verschiedene Ausbildungslehrgänge, die vom Berliner Fußball-Verband angeboten werden. Insgesamt stellt sich das wie eine kleine Pyramide dar. Was hat es damit auf sich?

Vergleichbar ist die Pyramide mit dem Weg eines Fußballspielers von den Bambinis bis zur Bundesliga. Unten breit gefächert, die Basis, und oben die Profivereine. Deshalb auch die Trainerpyramide. Unten der große Sockel mit der C-Lizenz beginnend, bevor dann die einzelnen Lizenzstufen erreicht werden können. Der Beginn ist immer der Grundlehrgang. Nach diesem kann gewählt werden, ob man die B-Lizenz oder die C-Lizenz absolviert.

Wie sieht der genaue Ablauf bei einem C-Lizenz-Lehrgang, der ersten Lizenzstufe, aus?

Generell ist eine Stundenzahl vorgegeben, um eine Lizenz zu erwerben. Diese Vorgaben kommen nicht vom Berliner Fußball-Verband. Bei der C-Lizenz sind das 120 Lerneinheiten. Es geht los mit der Anmeldung für einen Grundlehrgang, der 30 Lerneinheiten umfasst, indem Teilnehmer grundlegende Sachen aus den Bereichen Technik, Taktik und Kondition vermittelt werden. Hier bekommt man ohne Prüfung eine Teilnahmebestätigung. Dieser Lehrgang geht meistens von Freitag 09:00 Uhr bis Sonntag 16:00 Uhr. Oder von Montag 09:00 Uhr bis Mittwoch 16:00 Uhr. Wir haben aber auch externe Lehrgänge, die bei den Vereinen stattfinden. Wenn der Grundlehrgang absolviert wurde, dann kann man am Kinder- oder Jugendprofil teilnehmen. In den jeweiligen Profilen gibt es neben der Teilnahmebestätigung jeweils eine Prüfung. Beim Kinderprofil ist es eine Lehrprobe. Im Profil Jugend ist es eine mündliche Prüfung. Wenn man beide besteht, hat man die C-Lizenz. Das ist eine gute Ausgangsposition, um in den Vereinen arbeiten zu können.

Wie sieht der genaue Ablauf bei der Prüfung in der C-Lizenz aus und was wird dort verlangt?

Die Prüfungsinhalte sind so ausgerichtet, dass nur das abgefragt wird, was in der Ausbildung vermittelt wurde. Dort werden also keine Dinge verlangt, die in die B- oder sogar A-Lizenz hineingehören. Einfache Dinge, die bei den Kindern natürlich altersspezifisch sind, wie es auch in der Ausbildung vermittelt wird.

Wer kann die B-Lizenz erwerben?

Als Inhaber einer B-Lizenz kann man Mannschaften bis zur fünften Spielklasse trainieren (Anmerk. der Redaktion: aktuell bis zur Oberliga). Deshalb wird auch das Eigenkönnen bei der Eignungsprüfung für die B-Lizenz bewertet. Im Kern muss ein Inhaber der B-Lizenz zehn Minuten bei einer Verbandsliga-Mannschaft mitspielen können, ohne dass sich die Spieler abwenden und sagen: ‘Ist ja schön pädagogisch und psychologisch, aber Fußball spielen kann er nicht.‘ Das ist der große Unterschied zwischen der B- und der C-Lizenz.

Wie genau sieht die Eignungsprüfung aus?

Wir haben drei Prüfungsbereiche. Die Praxis wird im ersten Prüfungsbereich mit 50 Prozent bewertet. Die Teilnehmer müssen einen Jongliertest durchführen und im Anschluss untereinander Fußballspielen. Die Gesamtnote für den ersten Prüfungsbereich setzt sich aus 80 Prozent der Spielnote und aus 20 Prozent für das Jonglieren zusammen.

Viele Bewerber trainieren hart für das Jonglieren. Das ist aber gar nicht Prüfungsschwerpunkt?

Für 80 Mal Jonglieren bekommt man 15 Punkte, aber die sind insgesamt nur 20 Prozent wert. Selbst wenn ich nur 20 Mal jongliere, ist das also kein Beinbruch. Durch eine gute Spielnote, die 80 Prozent wert ist, kann das problemlos ausgeglichen werden. Das Entscheidende ist jedoch, dass die Spielnote und das Jonglieren im Zusammenhang stehen. Wenn ich eine gute Note bekomme, dann kann ich auch mindestens 30-40 Mal jonglieren. Denn das Jonglieren ist ja nur Ausdruck eines Ballgefühls. Wir wollen eine objektive Einordnung des Könnens, diese bekommen wir durch das Jonglieren.

Welches sind die beiden anderen Prüfbereiche bei der Eignungsprüfung?

Der zweite Teil ist die mündliche Prüfung. Die fließt mit 40 Prozent in die Gesamtbewertung ein. Da geht es um grundsätzliche Fragen, die im Grundlehrgang behandelt wurden. Dort müssen Anwärter an der Taktiktafel kurz zeigen, was im Grundlehrgang schon einmal angerissen wurde. Es geht auch nicht um Details, denn dazu dient die spätere Ausbildung. Der dritte Prüfungsbereich ist die Klausur. Es ist eine Kurzklausur, bei der keine ausführlichen Sätze verlangt werden, sondern stichpunktartig Themen aus dem Grundlehrgang erläutert werden müssen. Die Klausur macht zehn Prozent der gesamten Note aus. Mit einer Gesamtnote von 2,7 oder besser wird die Eignungsprüfung bestanden.

Warum gibt es die drei Prüfungsbereiche beim Eignungstest?

Wir klopfen drei Bereiche ab, die ein Trainer benötigt: Eigenkönnen, verbales Auftreten – denn das wird vor einer Mannschaft benötigt – und minimal ein schriftliches Können. Grammatik und Rechtschreibung spielen aber in unserer Prüfung keine wichtige Rolle.

Was ist mit Übungsleitern in den Vereinen, die keine Lizenz besitzen. Wie werden diese vom BFV unterstützt?

Im Vorfeld einer Trainerausbildung gibt es verschiedene Möglichkeiten der Weiterbildung. Zum Beispiel das DFB-Mobil, das in die Vereine geht und dort eine Muster-Trainingseinheit vorstellt. Dann gibt es vom BFV die Kurzschulungen, die in den Vereinen stattfinden. Das sind die ersten kleineren Begegnungen mit der Trainerausbildung. Hier bekommt man einen ersten Eindruck, was es überhaupt bedeutet Trainer zu sein. Außerdem haben wir, um junge Leute heranzuführen, den ‘‘DFB-Junior Coach‘‘, der in den Schulen stattfindet (Anmerk. der Redaktion: Junior Coach ist von der Wertigkeit gleichgestellt mit dem Grundlehrgang). Wir haben auch Betreuerlehrgänge, die in unserer Sportschule stattfinden. Der Kinder- und Jugendführerschein wird vom BFV dezentral in den Bezirken durchgeführt und hilft Betreuern und Übungsleitern direkt vor Ort weiter.

Was würden Sie den Übungsleitern ohne Lizenz generell raten?

Jeder Übungsleiter sollte so schnell wie möglich den Grundlehrgang besuchen. Dort werden keine Vorkenntnisse verlangt. Das ist der perfekte Einstieg, da hier viele Gleichgesinnte vor Ort sind, die ebenfalls den ersten Schritt in die Trainerwelt machen. Auf Dauer sollte natürlich die Trainerausbildung wahrgenommen werden. Dabei wird ausnahmslos deutlich, dass die Trainer, die an Lehrgängen teilgenommen haben, sich danach deutlich sicherer in ihrer Trainingsarbeit fühlen. Sowohl gegenüber den Eltern als auch gegenüber den Spielern – beides ist sehr wichtig. Sie verstehen nicht nur den Fußball besser, sie vermitteln ihn auch besser. Deshalb sollte man dort keine Scheu haben und sich sofort für den Grundlehrgang anmelden.

Vielen Dank für das Gespräch.