Rassismus im Fußball: BFV setzt weitere Maßnahmen um

Gemeinsam mit „Berlin gegen Nazis“ und der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin plant der BFV eine Kampagne unter dem Titel „Kein Platz für Rassismus“. Foto: Berlin gegen Nazis.

Der BFV distanziert sich von allen Formen der Diskriminierung und will mit einer neuen Kampagne für das Thema sensibilisieren.

Black Lives Matter (BLM) – unter diesem Titel formierte sich in den USA bereits vor mehreren Jahren eine Bewegung, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. BLM organisiert in verschiedenen Ländern regelmäßig Protestaktionen, um auf das Thema Rassismus, besonders im Zusammenhang mit Polizeigewalt und Racial Profiling, aufmerksam zu machen. Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd, der am 25. Mai 2020 infolge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes in Minneapolis ums Leben kam, erlangte die Bewegung über die Medien und die sozialen Netzwerke weltweite Aufmerksamkeit.

Die Ereignisse rund um den Tod von George Floyd haben verdeutlicht, dass Rassismus leider weiterhin sehr präsent in unserer Gesellschaft ist – nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland. Es ist ein Problem, dem man sich als Gemeinschaft stellen muss. Gerade jetzt, in Zeiten, in denen die Corona-Pandemie die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt, ist gegenseitige Hilfe und solidarisches Miteinander wichtiger denn je. Aus diesem Grund ruft der Berliner Fußball-Verband dazu auf, allen Formen der Diskriminierung keinen Platz zu bieten – auch und erst Recht in Zeiten von Corona.

Der BFV versteht sich und seine Mitgliedsvereine als eine große Fußballfamilie, in der sich gegenseitig geachtet und geschützt wird. Jegliches rassistisches oder diskriminierendes Verhalten hat auf den Berliner Fußballplätzen nichts verloren, denn es steht im krassen Gegensatz zum Fairplay-Gedanken des Sports. Der BFV schaut nicht weg und stellt sich gemeinsam mit den Vereinen gegen Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und Diskriminierung. Die Grundsätze dieses Leitbildes sind in der BFV-Erklärung: Gemeinsam gegen Rassismus nachzulesen.

Ausführliche Handlungsempfehlungen und vielfältige Beratungsangebote

Um eine erfolgreiche Rassismus-Prävention im Berliner Fußball gewährleisten zu können, hat der BFV sein bestehendes Konzept aktualisiert und erweitert. Es gibt Vereinen, Schiedsrichter/innen und Verbandsmitarbeiter/innen eine Orientierung in Form von konkreten Handlungsempfehlungen, wie sich im Falle von Gewalt, Diskriminierung und Rassismus auf den Fußballplätzen verhalten werden sollte. Der komplette Leitfaden steht hier zur Verfügung: Handlungsempfehlungen gegen Gewalt, Diskriminierung und Rassismus auf Berliner Fußballplätzen.

Im Kampf gegen Diskriminierung lässt der BFV seine Mitglieder nicht alleine, sondern hat jederzeit ein offenes Ohr bei Fragen und Problemen. So steht der Ausschuss für Integration und Vielfalt beratend und unterstützend zur Verfügung. Über das anonyme Postfach oder die Online-Beratung gegen Rechtsextremismus können Informationen und Hinweise zudem völlig anonym in Anspruch genommen werden. Darüber hinaus verweist der BFV auf die zahlreichen Hilfsangebote seiner Partner wie der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin - MBR, der Mobilisierungsplattform  „Berlin gegen Nazis“, dem Bundesprogramm „Integration durch Sport“ oder der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit.

Neben diesen Angeboten zur Prävention behält sich der BFV zudem vor, bei gewaltsamen Ausschreitungen oder diskriminierendem Verhalten auf alternative Sanktionsmaßnahmen zurückzugreifen. So kann das Sportgericht des BFV neben der Verhängung von Spielsperren auch die verpflichtende Teilnahme an Anti-Gewalt- oder Anti-Rassismus-Kursen anordnen. Darüber hinaus soll der Austausch mit den Berliner Vereinen in einer jährlichen Anti-Rassismus-Fachtagung und im Rahmen der Workshop-Reihe der Vereinsberatung intensiviert werden, begleitend durch eine verstärkte Einbindung in viele Qualifizierungsmaßnahmen.

Neue BFV-Kampagne „Kein Platz für Rassismus“

Um die Wichtigkeit der Thematik weiter zu unterstreichen, wird der BFV das „Erkennen rassistischer Tendenzen“ zukünftig auch in die Aus- und Weiterbildung von Trainer/innen integrieren, in den Regelkundeausweis einbinden und im Kinder- und Jugendführerschein stärker gewichten. Es gilt über rassistische, antisemitische und rechtsextreme Symboliken, Codes und Marken aufzuklären und zu sensibilisieren. So wurde auf dem BFV-Arbeits-Verbandstag am 16. November 2019 und auf dem Jugendbeirat am 18. Mai 2020 auch über den Antrag zum Verbot der Rücken- und Trikotnummer 88 diskutiert, nach entsprechender Abstimmung jedoch zweimalig abgelehnt. Trotzdem ist sich der BFV über die Bedeutung der Zahl für das rechtsextreme Umfeld bewusst und weist in einer offiziellen Stellungnahme ausdrücklich darauf hin. Eine Übersicht zu weiteren Erkennungszeichen von rechtsextremen Ideologien findet sich in der DFB-Broschüre „Gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung“.

Um ein weiteres Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen und Aufklärung, Beratung und Informationen gebündelt anzubieten, plant der BFV gemeinsam mit „Berlin gegen Nazis“ und der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin - MBR eine neue Kampagne unter dem Titel „Kein Platz für Rassismus“. Ziel des Projekts ist die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch die Verringerung von diskriminierenden Handlungen im Fußball als auch die Ermutigung zur Zivilcourage. Geplant ist unter anderem eine Banneraktion, um gemeinsam mit den Berliner Vereinen ein nicht nur inhaltlich, sondern auch visuell ausdruckstarkes Zeichen gegen Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie zu setzen. Mithilfe von Schulungen und einer Fachtagung soll zum einen aufgeklärt und zum anderen ein Maßnahmenpaket entwickelt werden, um von Diskriminierung betroffene Personen und Organisationen besser zu schützen.

Die Kampagne „Kein Platz für Rassismus" befindet sich aktuell in der Entwicklung. Bis zur Umsetzung möchte der BFV auch seine Vereine sowie externe Expert/innen in den Planungsprozess mit einbeziehen. Interessierte Vereinsvertreter/innen werden daher darum gebeten, an einer Online-Umfrage zur Mitwirkung am Projekt teilzunehmen.

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