Jürgen Tillack äußert sich im Interview zum Thema Finanzen

BFV-Vizepräsident Jürgen Tillack äußert sich im Interview zu verschiedenen Themen aus dem Bereich Finanzen. Foto: sr Pictures Sandra Ritschel

BFV-Redakteur Philipp Büttner sprach mit BFV-Vizepräsident Finanzen Jürgen Tillack über die Erhöhung der Jugendausschüttung, Schulungsangebote und die Diskussion rund um den Mindestlohn.

 Der Bereich Finanzen im Vereinswesen umfasst zahlreiche verschiedene Themen. Trotzdem müssen Finanzwärte die jüngsten Entwicklungen verfolgen und immer auf dem aktuellsten Stand sein. BFV-Vizepräsident Finanzen Jürgen Tillack gibt im Interview einen Einblick in die derzeit wichtigsten Themen und hat dabei für Vereinsmitglieder auch einige Ratschläge parat.

Jürgen Tillack, das Präsidium hat im Frühjahr 2015 die Jugendausschüttung für die Berliner Vereine erhöht. Was war hierfür der Anlass?

Mit der erneuten Erhöhung der Jugendausschüttung wollten wir ein klares Zeichen setzen und uns noch stärker zu der geleisteten Jugendarbeit in den Vereinen bekennen. Bereits im vergangenen Jahr hatte das Präsidium des Berliner Fußball-Verbandes einer Erhöhung der Jugendausschüttung um 10 Euro zugestimmt. Damit ist die Jugendausschüttung bereits zum zweiten Mal in zwei Jahren erhöht worden. Sie beträgt dieses Jahr 140 Euro pro gemeldete Jugendmannschaft.

Haben Sie einen Wunsch, wie die Vereine die Gelder aus der Jugendausschüttung nutzen sollten?

Mein Wunschdenken wäre, dass die Vereine diese zusätzlichen Mittel für Qualifizierungsmaßnahmen nutzen. Untersuchungen beim DFB haben ergeben, dass viele Jugendliche beim Übergang in die älteren Jahrgänge die Lust am Fußballspielen verlieren. Bei der Ursachenforschung war ein oft genannter Punkt die fehlende Qualifizierung der Trainer und Betreuer. Dort muss der Hebel angesetzt werden, denn gute Trainer und Betreuer sind wichtig, schließlich orientieren sich die Jugendlichen an ihnen.

Was müssen Vereine rund um die Thematik Jugendausschüttung beachten und an wen können sie sich bei Fragen und Problemen wenden?

Bei öffentlichen Geldern sind immer Fristen zu beachten und besonders bei der Verwendung der Mittel. Die Gelder müssen auch genau in dem Zeitraum, in dem der Beitrag ausgezahlt wird, verwendet werden. Die Vereine müssen einen Verwendungsnachweis führen. Anschließend nehmen wir mit dem Finanzausschuss Kontrollen über die Verwendung der Gelder vor.

Im Herbst letzten Jahres hat der BFV einen Leitfaden für die Finanzarbeit veröffentlicht. Was war denn der Anlass des Berliner Fußball-Verbandes, diesen Leitfaden Finanzen zu entwerfen?

Der Leitfaden bietet den Vereinsvertretern einen schnell und leicht verständlichen Überblick über die wichtigsten Finanzthemen und deren rechtlichen Grundlagen. Er informiert im Wesentlichen über die Finanzbeziehungen zwischen den Vereinen und dem Berliner Fußball-Verband.

Anmerkung der Redaktion: Hier steht der Leitfaden Finanzen zum Download bereit.

Was sind die wichtigsten Themen im Leitfaden Finanzen, die den Vereinen näher gebracht werden?

Die Themen beziehen sich auf Strafen, Gebühren, Beiträge, Trikotwerbung, Spielabgaben und vieles mehr. Darüber hinaus werden auch Randthemen wie Gemeinnützigkeit und DKB-Ausschüttung angesprochen.

Welche Anlaufstellen gibt es für die Vereine, wenn der Leitfaden Finanzen Fragen aus diesem riesigen Bereich nicht beantworten konnte?

In erster Linie sollte die BFV-Buchhaltung mit ihren Mitarbeitern kontaktiert werden. Das ist in der Geschäftsstelle Christian Grochowski. Als weiterer Ansprechpartner agiert der Finanzausschuss mit all seinen Mitgliedern.

Sie sprachen eingangs davon, dass die Vereine mehr Schulungsangebote wahrnehmen sollten. Wie sieht es im Bereich Finanzen mit Schulungen vom BFV aus?

Nicht nur die Trainerausbildung besitzt für den Berliner Fußball-Verband einen sehr hohen Wert, sondern auch die Ausbildung der Vereinsvertreter im Verwaltungsbereich. Im Bereich Finanzen haben wir jährlich zwei Lehrgänge im Angebot. Der im Frühjahr ist aus Sicht der Vereine für Einsteiger und Neuanfänger. Hier werden grundlegende Sachverhalte besprochen. Der zweite Lehrgang ist für Leute, die sich schon deutlich mehr mit der ganzen Materie befasst haben. Da werden dann spezifische Sachen behandelt, in dem man gewisse Vorkenntnisse benötigt.

Wie hoch sind die Kosten und der Zeitaufwand bei solchen Schulungen und wo finden diese statt?

Der erste Lehrgang ist kostenfrei und findet in der Regel samstags im Haus des Fußballs statt. Der zweite Lehrgang wird in der Regel montagabends von einem externen Dozenten begleitet. Die Zeitspanne beträgt etwa vier Stunden. Beim Lehrgang für Fortgeschrittene nehmen wir einen Teilnehmerbeitrag von 20 Euro, der die entstehenden Fremdkosten deckt. Die nächste Schulung ist am 23. November 2015.

Was müssen Interessenten tun, wenn sie sich anmelden wollen?

Sinnvoll ist ein Blick in unsere Qualifizierungsbroschüre. Dort sind die Lehrgänge aufgeführt. Darüber hinaus informieren wir zeitnah in den Amtlichen Mitteilungen über die anstehenden Veranstaltungen. Soweit wir die Adressen gespeichert haben, werden die Schatzmeister auch direkt per E-Mail angeschrieben. Anmeldungen sollten am besten online über das Lehrgangsmanagement vorgenommen werden. Natürlich kann die zuständige Mitarbeiterin Kerstin Grünheit auch telefonisch kontaktiert werden.

Die Diskussion rund um den Mindestlohn im Amateursport sorgte für reichlich Aufsehen in den letzten Wochen und Monaten. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Ergebnisse dieser Debatte?

Die Einführung des Mindestlohns zum 1. Januar 2015 hat zu erheblichem Klärungsbedarf in der Vereinspraxis geführt. Wir haben gerade in den Vereinen viele Arbeitsverhältnisse, die zwar formell ein Arbeitsverhältnis sind, aber einen ehrenamtlich geprägten Hintergrund haben. Deshalb bleibt die Frage: Was sind Ehrenamtliche? Aufgrund dieser Problematik gab es eine Besprechung auf höchster Ebene mit Vertretern des DOSB und DFB sowie der Bundesarbeitsministerin Nahles. Die Ergebnisse sind in einem gemeinsamen Rückschreiben zusammengefasst worden.

Anmerkung der Redaktion: Hier gibt es das gemeinsame Rückschreiben vom DOSB und DFB zu den Ergebnissen der Besprechung zum Mindestlohn im Amateursport.

Was bedeutet dieses Schreiben für die Vereine?

Als Ergebnis wurde eine Entwarnung gegeben für die Vertragsamateure, die im Rahmen von Minijobs Fußball spielen. Wenn die Förderung des Sports im Vordergrund steht und nicht die Bezahlung, dann findet der Mindestlohn keine Anwendung.

Vielen Dank für das Gespräch.