BFV appelliert für schrittweise Öffnung im Amateursport

In dem Schreiben betont der BFV-Präsident die große soziale und gesundheitsfördernde Bedeutung des Breitensports – insbesondere für Kinder und Jugendliche. Foto: BFV.

In einem offenen Brief hat Bernd Schultz von der Berliner Politik einen Stufenplan für die Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb eingefordert.

Der Berliner Fußball-Verband fordert eine Öffnungsperspektive für die Amateurfußballer:innen der Hauptstadt. Das bekräftigt Bernd Schultz in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, und den Senator für Inneres und Sport, Andreas Geisel. In dem Schreiben betont der BFV-Präsident die große soziale und gesundheitsfördernde Bedeutung des Breitensports und fordert einen konkreten Stufenplan für die Rückkehr in den Trainings- und Spielbetrieb.

Der offene Brief samt angehängter Studie der Universität des Saarlandes und der Universität Basel zum Infektionsrisiko auf dem Fußballplatz kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden: Appell für Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs im Berliner Fußball

Das Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Senator,

im Namen der über 170.000 Mitglieder des Berliner Fußball-Verbandes bitte ich Sie, den Fußballerinnen und Fußballern der Hauptstadt eine Perspektive zur Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes aufzuzeigen und damit die sportliche Betätigung in den rund 400 Berliner Fußballvereinen als Teil der Lösung zur Bewältigung der Pandemie zu verstehen.

Der Fußball hat sich von Anfang an hinter die von der Bundesregierung und den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten getroffenen Beschlüsse zur Einhaltung von Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen während der Corona-Krise gestellt. Durch die breite Verankerung des Fußballs in der Gesellschaft trug dies dazu bei, für die Maßnahmen zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen. Nach den vielen Monaten ohne Sportbetrieb in den Berliner Vereinen wäre es ein wichtiges Zeichen, wenn nunmehr die Verantwortlichen im Senat von Berlin den vielen Sportlerinnen und Sportlern eine Rückkehr zum Breitensport ermöglichen würden. Daher werbe ich bei Ihnen, die Infektionsschutzverordnung im Land Berlin im ersten Schritt wieder auf die Regelung vor dem harten „Lockdown“ zurückzuführen und somit Kindern im Alter bis 12 Jahren die Rückkehr in 10er Gruppen zum Training ab dem 8. März 2021 zu ermöglichen, ggf. auch ohne die Nutzung von Kabinen/Duschen.

Gerade die Kinder und Jugendlichen sind unseren Vereinen ein besonders großes Anliegen, da sie zu den am stärksten von den Beschränkungen betroffenen Bevölkerungsgruppen gehören. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts sind 7,3 Millionen Mädchen und Jungen im Alter bis 18 Jahren Mitglied in einem Sportverein, allein 2,1 Millionen (29,5 Prozent) davon in einem Fußballverein. Der Bewegungsmangel und die fehlenden sozialen Kontakte im Verein während des zweiten Lockdowns haben dazu beigetragen, dass über 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen in der Pandemie psychische Auffälligkeiten aufweisen. Das Fußballspielen und der regelmäßige Kontakt zu Gleichaltrigen im Sportverein kann meiner festen Überzeugung nach einen entscheidenden Beitrag leisten, um das körperliche Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen wieder zu steigern.

Neben einem ersten Schritt für die Kinder bis 12 Jahren ist es aus meiner Sicht wichtig, dass – bei nicht steigenden Infektionszahlen – dem Fußball und dem Sport insgesamt weitere Schritte zur Öffnung des Breitensports durch den Senat von Berlin aufgezeigt werden. Dazu hat der Landessportbund Berlin in Zusammenarbeit mit dem Berliner Fußball-Verband ein Stufenmodell für die Öffnung des Berliner Sports erarbeitet, das ableitend vier Öffnungsschritte für den Fußballsport im Freien beinhaltet:

  • Öffnungsschritt 1: Training bis 12 Jahre in 10er Gruppen (ab 8. März 2021)
  • Öffnungsschritt 2: Training für alle Vereinsmitglieder in 10er Gruppen
  • Öffnungsschritt 3: Training in Mannschaftsstärke (30er Gruppen)
  • Öffnungsschritt 4: Rückkehr zum Wettkampf/-Spielbetrieb.

Aufgrund der nachgewiesen sehr geringen und zudem sehr kurzen Kontakte beim Fußballspielen ist dabei ein kontaktloser Einstieg in den Trainingsbetrieb ausdrücklich nicht erforderlich, d.h., es sollte sofort ohne Kontakt-Einschränkungen trainiert werden dürfen.

Ich stütze diese Forderung auf die neueste wissenschaftliche Untersuchung, die besagt, dass das Infektionsrisiko mit SARS-CoV2 auf dem Fußballplatz sehr gering ist. Dabei wurden in mehr als 780 Partien aus Profiligen und dem Amateurbereich mit mindestens einem SARS-CoV2-verdächtigen Spieler analysiert. In einer gemeinsamen Studie haben die Universität des Saarlandes und die Universität Basel herausgestellt, dass im Untersuchungszeitraum August bis Dezember 2020 nur in einem Fall eine Infektion mit SARS-CoV-2 während eines Spiels nicht gänzlich ausgeschlossen werden konnte. Das Ziel der Studie war neben der Erfassung infektiöser Spielerinnen und Spieler in Spiel oder Training - eine Einschätzung des individuellen Infektionsrisikos für die Beteiligten zu geben. Die Zusammenfassung der Studie füge ich Ihnen in der Anlage bei.

Aufgrund der geringen Infektionsgefahr des Fußballs als Freiluftsport und der besonderen Bedeutung sportlicher Betätigung für das körperliche und seelische Wohlbefinden wären wir Ihnen daher sehr dankbar, wenn Sie sich zusammen mit Ihren Kollegen der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten im Vorfeld der nächsten Bund- Länder-Konferenz am 3. März nachdrücklich für eine bundesweite Wiederzulassung des Trainingsbetriebs im Fußball und im gesamten Sport ab dem 8. März 2021 aussprechen.

Mit freundlichen Grüßen

Berliner Fußball-Verband e. V.

Bernd Schultz
Präsident